Eskalation im Süden Israels – Ergänzung* (Stand: 20. Juni, 13.00 Uhr)

  Im Ram Ashkelon schlägt eine Rakete zwischen zwei Fahrzeugen ein; 11 Grenzschutzsoldaten wurden verletzt, einer von ihnen schwer

Im Ram Ashkelon schlägt eine Rakete zwischen zwei Fahrzeugen ein; 11 Grenzschutzsoldaten wurden verletzt, einer von ihnen schwer

Das Testament von zwei der drei Terroristenm, die den Anschlag an der ägyptisch-israelischen Grenze verübten.

Das Testament von zwei der drei Terroristenm, die den Anschlag an der ägyptisch-israelischen Grenze verübten.

Eine der Raketen, die in der Region Eshkol einschlugen (NRG, 19. Juni 2012, Foto: Yehuda Lachiani )

Eine der Raketen, die in der Region Eshkol einschlugen (NRG, 19. Juni 2012, Foto: Yehuda Lachiani )

Raketeneinschläge während der letzten Eskalationsrunde

Raketeneinschläge während der letzten Eskalationsrunde

Ein Motorrad, das bei einem Angrif der israelischen Luftwaffe auf Beit Hanoun im Gazastreifen beschädigt wurde. Bei diesem Angriff wurden beide Motorradfahrer, Terroristen des Palästinensischen Islamischen Jihad getötet . (Wafa Nachrichtenagentur, 18. Juni 2012)

Ein Motorrad, das bei einem Angrif der israelischen Luftwaffe auf Beit Hanoun im Gazastreifen beschädigt wurde. Bei diesem Angriff wurden beide Motorradfahrer, Terroristen des Palästinensischen Islamischen Jihad getötet . (Wafa Nachrichtenagentur, 18. Juni 2012)

Raketenfeuer aus dem Gazastreifen (Qudsnet, 20. Juni 2012)

Raketenfeuer aus dem Gazastreifen (Qudsnet, 20. Juni 2012)


Übersicht

1.      In den letzten Tagen erleben wir eine Eskalation des Raketenfeuers aus dem Gazastreifen. Insgesamt schlugen zwischen dem 18. und 20. Juni (Stand 13.00 Uhr) 57 Raketen auf israelischem Staatsgebiet ein. Die meisten Raketen schlugen im Raum der Regionalverwaltung Eshkol – Küstenbereich Ashkelon ein. Eine Rakete traf Sderot, 3 Raketen landeten in Netivot und eine zwischen Beer Sheba und Ofakim. Eine Rakete landete in unmittelbarer Nähe von Fahrzeugen des Grenzschutzes im Raum Ashkelon. 11 Grenzschutzsoldaten wurden verletzt, einer von ihnen erlitt schwere Verletzungen. Die IDF setzte ihre Angriffe auf Terrorzentren im Gazastreifen fort. Die palästinensischen Medien meldeten, sechs Terroristen seien bei diesen Angriffen getötet worden.

2.      Im Gegensatz zu den Vorfällen in letzter Zeit, haben die "Izz adDin alQassamBrigaden, der militärische Flügel der Hamas, den Großteil der Raketen abgefeuert und die Verantwortung dafür übernommen. Dies bedeutet eine gewisse Abweichung von der bisherigen, eher gemäßigten Anschlagspolitik der Hamas, die versuchte einerseits zwischen den Polen ihrer jihadistischen und islamistischen Ausrichtung und den zahlreichen Zwängen und Überlegungen, denen sie andererseits ausgesetzt ist, um ihre Politik pragmatischer zu gestalten[1], zu jonglieren In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Hamas bei der vorigen Eskalationsrunde (März 2012) heftiger Kritik ausgesetzt war, weil sie nicht an dem Raketenbeschuss teilgenommen und dem Palästinensischen Islamischen Jihad die Führung überlassen hatte.

Ablauf der Ereignisse

3.     Am 16. Juni wurden zwei 122 mm Grad Raketen auf den Süden Israels abgefeuert. Teile einer Rakete wurden in der Nähe von Uvda ( nördlich von Eilat) identifiziert. Einige Stunden später wurden Teile der zweiten Rakete in der Nähe von Mitzpe Ramon entdeckt. Beide Raketen schlugen auf freiem Feld ein. Es gab keine Verletzten und es entstand kein Sachschaden. Die Raketen wurden von der Sinai Halbinsel aus abgefeuert.

4.     Am 18. Juni drang eine dreiköpfige Terrorgruppe in der Nähe des Ortes Beer Milka an der israelisch-ägyptischen Grenze auf israelisches Gebiet ein. Die drei Terroristen überquerten die Grenze in einem Teilstück, an dem der Bau des Grenzzauns noch nicht abgeschlossen ist. Die Terroristen legten zwei gegen Fahrzeuge gerichtete USBVs (unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen) und trafen Fahrzeuge von Baufirmen, die an diesem Ort arbeiten. Gleichzeitig schossen sie mit RPGs (ohne zu treffen) und leichten Waffen. Ein Fahrzeug wurde getroffen, kam von der Strasse ab und landete in einem Abgrund. Ein Fahrzeuginsasse wurde getötet.

5.     Die Verantwortung für diesen Anschlag übernahmeinejihadistische, Al Qaida angeschlossene Organisation, namens " Der Shurarat der heiligen Kämpfer (Mujhadeen) am Rande Jerusalems[2]". Die Organisation stellte sich einige Stunden nach dem Anschlag in einem Video vor, das sie auf eine islamistische Webseite und auf YouTube hochlud. Das Video ruft zur Wiedereinrichtung des islamischen Kalifats auf und droht Israel mit Anschlägen aus der Sinai Halbinsel ("Der Hauch des Leidens weht vom Berg Sinai, aus der Sinai Halbinsel kommend, den Juden entgegen"). Zu diesem Video gehörte auch das Testament der Terroristen, die den Anschlag verübt hatten. Der Erfolg dieses Anschlag könnte unserer Einschätzung nach andere, dem globalen Jihad angeschlossene Organisationen dazu veranlassen, weitere Anschläge von der Sinai Halbinsel oder aus anderen Grenzländern mit Israel ins Auge zu fassen.

Das Testament von zwei der drei Terroristenm, die den Anschlag an der ägyptisch-israelischen Grenze verübten. Links: Der Terrorist Abu Masssh al-Masri; er soll aus Marsa Matrouh  in Ägypten stammen. Rechts: Der Terrorist Abu Hathifa al-Hadhaly (Hinweis: Zu diesem Zeitpunkt ist die Echtheit dieses Testaments noch unklar)
Das Testament von zwei der drei Terroristenm, die den Anschlag an der ägyptisch-israelischen Grenze verübten. Links: Der Terrorist Abu Masssh al-Masri; er soll aus Marsa Matrouh  in Ägypten stammen. Rechts: Der Terrorist Abu Hathifa al-Hadhaly (Hinweis: Zu diesem Zeitpunkt ist die Echtheit dieses Testaments noch unklar)

6.     Flugzeuge der israelischen Luftwaffen flogen einige Angriffe auf Abschussrampen und Terrorherde im Gazastreifen. Zu den angegriffenen Zielen gehörten auch Terrorzellen, die zu den Mörserraketen- und Granatabschussrampen auf Israel unterwegs waren. Als Reaktion darauf eröffneten die Terror Organisationen des Gazastreifen, unter Führung der Hamas, massives Raketenfeuer auf die Ortschaften im westlichen Negev.

Raketenbeschuss

7.     Die höchste Zahl der Raketen, die die Terror Organisationen aus dem Gazastreifen abfeuerten, wurde am 19. Juni registriert (42 Raketen). Insgesamt wurden seit dem 18. Juni 57 Raketeneinschläge auf israelischem Staatsgebiet identifiziert. Die meisten Raketen schlugen im westlichen Negev ein, im Raum der Regionalverwaltung Eshkol und im Raum Ashkelon. Die gegenwärtige Eskalation dauert an.

8.     Die Auflistung der Einschläge (Stand 20. Juni 2012, 13.00 Uhr):

a. 18. Juni – Im westlichen Negev werden sechs Raketeneinschläge registriert. Eine Rakete schlägt in der Nähe der Stadt Sderot, vier Raketen schlagen in der Nähe von Ashkelon ein. Die Raketen landen auf freiem Feld. Es gibt keine Verletzten und es entsteht kein Sachschaden.

b. 19. Juni –42 Raketeneinschläge werden identifiziert. Die meinsten Raketen schlagen auf freiem Feld ein. Drei Einschläge werden in der Stadt Netivot registriert. Eine Rakete schlägt in den Abendstunden in einer Ortschaft südlich von Ashkelon ein. Fahrzeuge des Grenzschutzes werden stark beschädigt, 11 Grenzschutzsoldaten werden verletzt, einer von ihnen erleidet schwere Verletzungen. Eine Rakete explodiert im Raum der Regionalverwaltung Eshkol, in unmittelbarer Nähe eines Sprengkommandos der Polizei. Eine Rakete landet in einem Weizenfeld und verursacht einen Flächenbrand.

c. In den Morgenstunden des 20. Juniwerden neun Raketeneinschläge identifiziert. Eine Rakete landet auf freiem Feld zwischen Beer Sheva und Ofakim. In den Mittagsstunden schlagen Raketen im Bereich der Regionalverwaltung Eshkol ein und verursachen Brände, bei denen einige Fahrzeuge beschädigt werden. Drei Personen erleiden Panikanfälle.

Raketeneinschläge während der letzten Eskalationsrunde

Raketeneinschläge während der letzten Eskalationsrunde

*Stand 12. Juni 2012, 13.00 Uhr

Die vorherigne Eskalationsrunden

Die vorherigne Eskalationsrunden

Reaktion der IDF

9.      In Reaktion auf die Eskalation der Terrorangiffe, griff die israelische Luftwaffe am 18. und 19. Juni mehrere Terrorziele im Gazastreifen an, an denen gerade der Abschuss von Raketen auf Israel vorbereitet wird. Palästinensische Medien meldeten, sechs Palästinenser seien bei den Angriffen der israelischen Luftwaffe getötet worden.

10.   Die israelischen Luftangriffe wurden auch am 19. und 20. Juni fortgesetzt. Insgesamt wurden acht Ziele im Gazastreifen angegriffen, die den Terror Aktivitäten als Ausgangspunkte dienten. Die Kampfflugzeuge griffen auch Terrorzellen an, die gerade weitere Raketenabschüsse auf den Süden Israels vorbereiteten.

11.   Aus Journalistenmeldungen verlautet, dass Flugzeuge der israelischen Luftwaffe in den Mittagsstunden des 20. Juni ein Motorrad im Raum Rafiah angriffen. Der Motorradfahrer wurden getötet, zwei Personen wurden verletzt. Es handelt sich bei dem getötetenTerroristen aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Angehörigen einer Terror Organisation des globalen Jihad, die an dem Anschlag an der israelisch-ägyptischen Grenze beteiligt war, bei dem ein Israeli getötet wurde (Ynet, 20. Juni 2012).

Verantwortungsübernahme und Reaktionen auf die Eskalation

12.   Für den Großteil der abgefeuerten Raketen sind Terroristen des militärischen Flügels der Hamas verantwortlich, die Izz-ad-Din-al-QassamBrigaden, die in letzter Zeit keine Raketen abgefeuert hatten. In Ankündigungen des militärischen Flügels der Hamas, der die Verantwortung für diesen Raketenbeschuss übernahm, wurde erklärt, dieses Raketenfeuer sei die Reaktion auf die Luftangriffe auf Gaza, bei denen sechs Aktivisten getötet wurden. In den meisten Ankündigungen der Hamas wurde erklärt, das Raketenfeuer sei auf Militärbasen der IDF gerichtet (Webseite der IzzadDin alQassamBrigaden, 19. Juni 2012)

13.   Weitere Terror Organisationen (die nur in geringer Weise am Raketenfeuer teilgenommen hatten) übernahmen ebenfalls Verantwortung für das Feuer. Darunter auch die Volkswiderstandkomittees (Webseite Salah A-Din Briagaden, 19. Juni 2012). Die Organisation des Palästinensischen Islamischen Jihad, die bei den vorherigen Eskalationen die Führungsrolle übernommen hatten, hielt sich in diesem Fall völlig abseits.

14.   In Stellungnahmen zu ihrer Beteiligung am Raketenabschuss erklärten hochrangige Hamasvertreter:

a.   Abu Abida, Sprecher für den militärischen Flügel der Hamas erklärte, angesichts der Anzahl der Toten durch die IDF Angriffe habe der militärische Flügel der Hamas beschlossen, diese Angriffe nicht unbeantwortet zu lassen. Seinen Ausführungen nach halten die verschiedenen Organisationen Absprachen über die Art der Reaktion (Al Aksa, 19. Juni 2012).

b.   Ismail Radjouan, hochrangiger Hamaskader, beschuldigte Israel "die palästinensische Versöhnungsbereitschaft zurückgewiesen zu haben" und erklärte, Israel sei voll und ganz für die jüngste Eskalation verantwortlich zu machen (AlQuds TV Sender, 19. Juni 2012).

15.   Die Organisation des Palästinensischen Islamischen Jihad bezog sich auf seine Nichtteilnahme an der gegenwärtigen Eskalation. Khaled Albatash, hochrangiger Kader des Palästinensischen Islamischen Jihad erklärte, die Organisation verfolge die Geschehnisse und werde im Fall einer "fortgesetzten israelichen Aggression" ihrerseits ebenfalls reagieren. Er drohte auch, die nächste Eskalationsrunde werde "intensiver als die vorherigen" (Zafa, 19. Juni 2012). Der Sprecher des militärischen Flügels des Palästinensischen Islamischen Jihad erklärte, sie wollten Israel eine klare Botschaft übermitteln und festlegen, dass das letzte Wort vor Ort von ihnen gesprochen werde und nicht von Israel (El Quds, 19. Juni 2012).

 

* Ergänzung des Updates über den israelisch-palästinensischen Konflikt (13. -19. Juni 2012)

 

[1] Für Einzelheiten siehe unsere Veröffentlichung: "Die gemäßigte Politik der Hamas im Gazstreifen: Ausweg aus der Spannung zwischen dem jihadistischen Wesen der Hamas und pragmatischen Überlegungen, vor allem die Regierungsverantwortung und die Bedrohung durch Israel".

[2] "Am Rande Jerusalems", ein Ausdruck aus einer bekannten Hadithdes Propheten Mohammed, die sich auf den gesamten Raum Palästinas bezieht.