Ausländische Kämpfer in Syrien

Ausländische Kämpfer schließen sich in Syrien dem Jihad an (http://nl.media.rbth.ru)

Ausländische Kämpfer schließen sich in Syrien dem Jihad an (http://nl.media.rbth.ru)

Ein amerikanischer Kämpfer, der sich Abu Dujana al-Amriki nannte, wurde bei den Kämpfen in Syrien getötet.

Ein amerikanischer Kämpfer, der sich Abu Dujana al-Amriki nannte, wurde bei den Kämpfen in Syrien getötet.

Die hauptsächlich aus Tschetschenen bestehende Einheit der Einwanderer

Die hauptsächlich aus Tschetschenen bestehende Einheit der Einwanderer

Die Fotos von 32 bei den Kämpfen gegen das syrische Regime getöteten ausländischen Freiwilligen, auf ihnen gewidmeten Facebookseite

Die Fotos von 32 bei den Kämpfen gegen das syrische Regime getöteten ausländischen Freiwilligen, auf ihnen gewidmeten Facebookseite

Ausländische Freiwillige in Syrien (SANA, 19. Juni 2013).

Ausländische Freiwillige in Syrien (SANA, 19. Juni 2013).


Im vergangenen Jahr war eine deutliche Zunahme in der Zahl der Ausländer zu verzeichnen, die an den Kämpfen gegen das syrische Regime beteiligt sind. Die meisten schließen sich Organisationen an, die Al-Qaeda und dem Globalen Jihad angehören, gewinnen militärische Erfahrung und durchlaufen einen Radikalisierungs- und Jihadisierungsprozess. Sie eignen sich dann dafür, bei der Rückkehr in ihre Heimatländer, beständige terroristische und subversive Aktivitäten in ihre Ursprungsländer zu importieren (das „Afghanistan Modell“).
Die Anzahl der freiwilligen Kämpfer aus dem Ausland

1.      Diese Studie analysiert das Phänomen der ausländischen Freiwilligen, die sich an den Kämpfen in Syrien beteiligen; die meisten schließen sich Organisationen an, die Al-Qaeda und dem Globalen Jihad angehören. Sie untersuchtdie Zahl der ausländischen Freiwilligen, die aus denselben Ursprungsländern stammen, erstellt ein Profil der Kämpfer und beleuchtet ihr Potential für Terrorismus und Subvention, sobald sie in ihre Ursprungsländer zurückkehren. Es handelt sich hierbei um eine Fortsetzung der Studie des Informationszentrums für Nachrichtendienst und Terror vom September 2013, die sich mit der al-Nusra Front und anderen in Syrien aktiven Organisationen beschäftigte, die Al-Qaeda und dem Globalen Jihad angehören[1]. Analysen der einzelnen Länder und Regionen, aus denen die freiwilligen Kämpfer stammen, werden in naher Zukunft erscheinen.

2.      In dem schon fast drei Jahre dauernden Bürgerkrieg in Syrien konnten zwei große, der Al-Qaeda und dem Globalen Jihad angeschlossene Organisationen, eine gewisse Vorrangstellung erreichen und die meisten ausländischen Kämpfer schließen sich diesen Organisationen an. Die bekannteste ist die Al-Nusra Front (Jabhat al-Nusra), ein Zweig von Al-Qaeda in Syrien, unter der Führung von Ayman al-Zawahiri. Ihr größter Widersacher ist eine jihadistische Organisation, der Islamische Staat im Irak und Groß Syrien, ein Zweig der Al-Qaeda im Irak. Seit Dezember 2013 verfügen beide Organisationen über etwa 9000 ihnen angeschlossene Kämpfer. In Syrienagieren auch salafistisch-jihadistische Organisationen, die nicht der Al-Qaeda angeschlossen sind. Sie kollaborieren mit der Al-Nusra Front und dem Islamischen Staat in ihrem logistischen Kampf gegen das syrische Regime und in der Verwaltung von Gebieten, die die Rebellen einnehmen (den sogenannten „befreiten Gebieten“).

3.      Unserer Einschätzung nach liegt die Zahl der ausländischen freiwilligen Kämpfer in Syrien zwischen 6000 und 7000, aus einem Dutzend Länder[2] – und ihre Zahl nimmt ständig zu. Die meisten von ihnen (etwa 6000) sind in Syrien geblieben und nehmen an den Kämpfen teil, hauptsächlich in den Reihen der Al-Nusra Front und des Islamischen Staates. Einige von ihnen (etwa 1000) sind entweder in ihre Ursprungsländer zurückgekehrt oder wurden getötet oder in den Kämpfen verwundet oder von der syrischen Armee gefangengenommen. Wir schätzen die Zahl der getöteten ausländischen Kämpfer auf etwa 500 – 700, d.h. zwischen 8% und 10% der Gesamtzahl der getöteten Kämpfer.


4.      Die meisten ausländischen Kämpfer kommen aus der arabischen Welt. Wir schätzen ihre Zahl auf etwa 4500 aus Libyen, Tunesien, Jordanien, dem Irak, Ägypten und Saudi Arabien. Andere kommen aus Westeuropa und anderen westlichen Ländern; insbesondere junge Männer der zweiten und dritten Generation muslimischer Einwanderer (insbesondere Europäer marrokanischer Herkunft). Wir schätzen ihre Zahl auf über 1000.[3] Die meisten von ihnen kommen aus Belgien, Groß-Britannien, Frankreich, Holland und der Bundesrepublik Deutschland. Eine dritte Gruppe besteht aus Kämpfern aus muslimischen Ländern und muslimisch bevölkerten Gebieten in Asien – ihre Zahl wird auf 500 geschätzt. Darunter befinden sich ausgebildete Aktivisten, einige mit vorheriger militärisch-terroristischer Erfahrung, die sie in Tschetschnien und Pakistan gewonnen haben.

5.      Bisher beteiligen sich recht wenige israelische Araber und Palästinenseran den Kämpfen in Syrien. Laut Schätzungen befinden sich etwa 15 – 20 israelische Araber in Syrien, Dutzende Freiwillige aus dem Gazastreifen befinden sich unter den Kämpfern und ihre Zahl hat dramatisch zugenommen. Zahlreiche Kämpfer kommen aus dem Libanon und Syrien (insbesondere aus dem Eyn al-Hilweh Flüchtlingslager im Südlibanon) und auch eine geringe Zahl von Einzelkämpfern aus Judäa und Samarien. Unter den Freiwilligen aus Jordanien ist die hohe Zahl der Kämpfer mit palästinensischem Hintergrund besonders auffällig. Die meisten palästinensischen Kämpfer schließen sich der Al-Nusra Front und anderen jihadistischen Organisationen an.

 

Ein amerikanischer Kämpfer, der sich Abu Dujana al-Amriki nannte, wurde bei den Kämpfen in Syrien getötet.
Ein amerikanischer Kämpfer, der sich Abu Dujana al-Amriki nannte, wurde bei den Kämpfen in Syrien getötet. Er ist in einem Video des Islamischen Staates zu sehen: hinter ihm die Al-Qaeda Fahne. Es erklärt „…dies ist eine Botschaft der Jihad Kämpfer in Syrien an die Menschen des Westens. Wir sind Vertreter aller Nationalitäten und sind hierhergekommen, um unser Land, dieses islamische Land zu verteidigen, die Sharia von Allah in der ganzen Welt zu verbreiten und unser Leben und unsere Seele für den Jihad zu opfern. Wir sind hierhergekommen, um all diejenigen zu töten, die sich uns in den Weg stellen. Diese Fahne (der Al-Qaeda) wird bald in allen Hauptstädten der Welt wehen. Mit dieser einfachen Waffe (gemeint ist das Gewehr, das er trägt) werden wir unseren Boden und unser Volk befreien und das islamische Gesetz (die Sharia) über die ganze Welt herrschen lassen …“ (Weaselzippers.us Webseite).

Die Gefahr, die das Phänomen der ausländischen Freiwilligen in sich birgt

6.      Die ausländischen Kämpfer in den Reihen der Al-Nusra Front, des Islamischen Staates und anderer islamistischer Bewegungen bilden eine potentielle Gefahr für die internationale Sicherheit. Einige von ihnen haben militärische Erfahrung und Ausbildung gewonnen und islamistische Jihadisierung und Radikalisierung erfahren undkönnten ihre terristischen und subversiven Aktivitäten nach ihrer Rückkehr in ihre Ursprungsländer fortsetzen. Darüberhinaus können sich manche dieser Rückkehrer bestehenden Terror Netzwerken anschließen und in arabisch/muslimischen Ländern oder in muslimischen Gemeinschaften in westlichen Ländern als Katalysator für islamische Radikalisierung fungieren.

7.       Nach ihrer Rückkehr können sie von Al-Qaeda und Organisationen des Globalen Jihad erfasst werden, die die in Syrien mit anderen Kämpfern geknüpften persönlichen Kontakte ausnützen wollen. Es ist nicht abzusehen, welche Anzahl von rückkehrenden ausländischen Kämpfern sich den Reihen des Globalen Jihad anschließen oder versuchen werden, in ihren Ursprungsländern Terror und Subversion zu verbreiten. Unserer Einschätzung nach reicht es jedoch aus, wenn Al-Qaeda und der Globale Jihad ein Netzwerk ausgebildeter Aktivisten aufbaut, um Terroranschläge durchzuführen, wie nach dem Krieg in Afghanistan festzustellen war.

8.       Aus einer genauen Analyse der ausländischen Kämpfer geht hervor, dass das Gefahrenpotential für Westeuropäische Länder (insbesondere für Länder mit einem großen muslimischen Bevölkerungsanteil) höher liegt. Dies ist auf folgende Faktoren zurückzuführen: eine relativ hohe Anzahl von freiwilligen Kämpfern aus westeuropäischen Ländern; ihre Feindseligkeit dem Westen gegenüber und die Werte, die sie während ihres Aufenthalts in Syrien übernommen haben (die oft ihre eigene Gefühle der Not und Frustration intensivieren): Syriens geografische Nähe zu westeuropäischen Ländern; die relative logistische und operationelle Leichtigkeit Kontakte zwischen der Al-Qaeda Führung und den Organisationen des Globalen Jihad in Syrien und den terroristischen und subversiven Netzwerken in Europa aufrecht zu halten und die rechtlichen politischen und gesellschaftlichen Schwierigkeiten, die mit den Versuchen verbunden sind, den islamischen Terror auf europäischem Boden zu bekämpfen. Darüberhinaus können Al-Qaeda und der Globale Jihad Veteranen des Syrienkieges nicht nur in Europa selbst für Terrorakte zu aktivieren, sondern auch in anderen westlichen Ländern, wie z. B. den USA (wie z. B. in den USA während der Ereignisse des 11. September 2001).

9.      Eine andere potentielle Gefahr liegt darin, dass zurückkehrende ausländische Freiwille in arabischen oder muslimischen Ländern für terroristische und subversive Zwecke eingesetzt werden (insbesondere im Nahen Osten und in Zentralasien). Einige Gruppen von ausländischen Kämpfern haben ihre Kampfeinsätze in Syrien schon abgeschlossen und sind in ihre Ursprungsländer zurückgekehrt. Bei diesen Ländern handelt es sich u. a. um arabische Länder, die bisher noch nicht von der allgemeinen Umbruchstimmung betroffen sind (wie z. B. Saudi Arabien, Jordanien, der Persische Golf) die die Aufständischen jedoch unterstützen; arabische Länder, in denen ein Umbruch stattgefunden hat, die jedoch nicht von islamistischen Organisationen eingenommen wurden und in denen keine effektive Zentralregierung besteht (Ägypten, Libyen, Tunesien(und Länder und Regionen, in denen die Glut des islamistischen Jihad nicht brennt (Tschetschnien und verschiedene muslimische Gemeinschaften unter russischer Herrschaft).

10.   Auch der Staat Israel könnte solchen Gefahren ausgesetzt sein, wenn auch nicht unbedingt in naher Zukunt (da Al-Qaeda und die Organisationen des Globalen Jihad die erste Priorität darin sehen, das Assad Regime zu stürzen) und die Zahl der israelischen Araber und der Palästinenser aus dem Gazastreifen und Judäa und Samarien, die sich an den Kämpfen in Syrien beteiligen, äussert gering ist. Freiwillige, die sich an den Kämpfen in Syrien beteiligt haben, können Israel folgendermaßen in Gefahr bringen: Israelische Araber, Veteranen des Bürgerkrieges in Syrien, können für Spionageaktivitäten, Subversion und Terroreinsätze angeworben werden. Palästinenser aus dem Gazastreifen, Judäa und Samarien können subversive und terroristische Aktionen durchführen (Jihadisten, die in den Gazastreifen zurückkehren können sowohl die de-facto Hamas Regierung, als auch Ägypten bedrohen); die Anwesenheit von Veteranen des Syrienkrieges kann die operationellen Fähigkeiten von Al-Qaeda angeschlossenen Terror Netzwerken an den Grenzen Israels verbessern (z. B. In Jordanien, der Sinai Halbinsel, dem Libanon und dem Gazastreifen).

11.  So hat sich das Thema der ausländischen Freiwilligen in den Kämpfen in Syrien zu einem globalen Problem entwickelt, das den gesamten Westen beschäftigt, sowie Israel und die arabisch-muslimische Welt. Westliche Länder, die in der Vergangenheit das Trauma der „Ehemaligen“ des Afghanistankrieges erlebt haben, die von Al-Qaeda für Terrorzwecke eingesetzt wurden, sind sich der Gefahren bewusst – sie haben jedoch bisher keine effektiven Maßnahmen entwickelt, um mit ihnen umzugehen (im Bereich der Überwachung, Vorsorge, Gesetzgebung und Ahndung). Die zurückkehrenden Kämpfer bilden eine Zeitbombe, die nur durch internationale Kooperation und ein gemeinsames System zur Neutralisierung ihres terroristisch-subversiven Potentials entschärft werden kann.


Methodologische Schwierigkeiten bei der Erfassung der ausländischen Freiwilligen

12.   Diese Studie liefert eine umfassende Untersuchung der ausländischen Freiwilligen in Syrien im allgemeinen und basiert auf einer Analyse und der Kreuzreferenzierung einer Vielzahl von Informationen aus zahlreichen arabischen Open Sources. Einige dieser Quellen behandeln den syrischen Bürgerkrieg im allgemeinen und einige beziehen sich auf spezifische Einzelheiten jedes einzelnen der darin verwickelten Länder. In unserer Studien berücksichtigen wir Veröffentlichungen von Think Tanks und Sachverständigen in westlichen Ländern, hauptsächlich in den USA und Groß Britannien. Besonders hilfreich waren die Artikel von Dr. Aaron Y. Zelin aus dem Washington Institute, der das Phänomen der ausländischen Kämpfer in Syrien verfolgt und die „Jihadology“ Webseite betreibt. Auch auf Webseiten, die über in Syrien getötete ausländische Freiwillige berichten, fanden wir nützliche Angaben, insbesondere auf Al-Qaeda und dem Globalen Jihad angeschlossenen Webseiten. Die Analyse der in Syrien getöteten ausländischen Kämpfer lieferte auch wertvolle Angaben allgemeiner Art über das Phänomen der freiwilligen Kämpfer.

13.   Dennoch gibt es große Schwierigkeiten in der Analyse der ausländischen freiwilligen Kämpfer, die auf folgenden Aspekten beruhen:

a.      Die Dynamik dieser Erscheinung: Das Ende des syrischen Bürgerkriegs ist noch längst nicht in Sicht und die Zahl der ausländischen Kämpfer verändert sich ständig. In der zweiten Hälfte von 2013 war ein bedeutender Anstieg in der Zahl der ausländischen Freiwilligen zu verzeichnen, die sich den Reihen der Aufständischen anschlossen. Andererseits beendeten andere Freiwillige ihren Einsatz, reisten in ihre Ursprungsländer zurückund wurden von Gruppen neuer Freiwilliger ersetzt, während andere Freiwillige getötet, verwundet oder gefangengenommen worden waren.

b.      Überwachung: Die Behörden in den Ursprungsländern, hauptsächlich in westlichen Ländern, stehen vor großen Schwierigkeiten in der Überwachung der Bewegungen von freiwilligen Kämpfern nach und aus Syrien (im Rahmen der Überwachung, der Rechtslage, der politischen und sozialen Fragen). In manchen Fällen trifft die Information ein, nachdem die ausländischen Freiwilligen getötet wurden.

c.       Vertraulichkeit: Die ausländischen Freiwilligen und die Netzwerke, die sie fördern versuchen im allgemeinen die Tatsache, dass sie zu den Kämpfen nach Syrien gefahren sind, geheimzuhalten, insbesondere, wenn die Freiwilligen sich der al-Nusra Front und anderen Organisationen des Globalen Jihad angeschlossen haben. Die Al-Nusra Front und andere jihadistische Organisationen sind im allgemeinen sehr darauf bedacht, die wahre Identität der Kämpfer nicht preiszugeben und in den meisten Fällen verwenden sie entweder Spitznamen oder falsche Namen. In manchen Fällen halten die Freiwilligen den wahren Grund ihrer Auslandsreise vor ihren Familien geheim – entweder aus persönlichen Gründen oder aus Sicherheitsgründen (in manchen Fällen erfuhren die Familien erst bei Meldungen über seinen Tod in den Kämpfen, dass ihr Familienangehöriger als Freiwillige nach Syrien gefahren war, als Informationen über den Getöteten auf Internetseiten erschienen).

d.      Aufteilung der freiwilligen Kämpfer auf die verschiedenen Einheiten: Die Freiwilligen teilen sich im allgemeinen auf die zahlreichen unterschiedlichen Militäreinheiten auf, die in den veschiedenen Landesteilen eingesetzt sind. Eine Ausnahme bildete die Konzentration von ausländischen freiwilligen Kämpfern in einer organischen Einheit von mehrern Hundert Freiwilligen unter dem Befehl eines tschetchnischen Jihadisten (Abu Omar der Tschetschene). Die meisten Angehörigen dieser Einheit waren Tschetschenen oder andere ausländische Freiwillige[4]. In vielen Einheiten befinden sich sowohl freiwillige Kämpfer aus vielen verschiedenen Ländern, als auch ortsansässige syrische Kämpfer.

e.      Der Übergang von einer militärischen Einheit zur anderen: Einige der ausländischen Kämpfer schließen sich der Al-Nusra Front oder anderen salafistisch-jihadistischen Organisationen an. Andere schließen sich der Freien Syrischen Armee und anderen nationalistischen syrischen Organisationen an, gehen aber von einer zur anderen Organisation über. Aus unterschiedlichen Gründen landen manche von ihnen in Al-Qaeda und dem Globalen Jihad angeschlossenen Organisationen, wegen einer attraktiveren, extremistischen Ideologie, besserer Bedingungen, (höherer Besoldung), höherer Motivation und Kampffähigkeiten, wegen des Einflusses von Veteranen anderer islamistisch beherrschter Kampfgebiete und höherer Kampfbereitschaft und -einstellung.

f.       Große Zahl von Ursprungsländern: Die ausländischen Freiwilligen kommen aus Dutzenden von Ländern. (Bei unserer Studien haben wir fast fünfzig Urspungsländer gezählt, anderen Schätzungen zufolge liegt die Zahl bei über siebzig). Der harte Kern stammt allerdings aus der arabisch-muslimischen Welt – zu ihnen gesellen sich Andere aus muslimischen Gemeinschaften aus westeuropäischen und anderen Ländern der Welt. Zu gewissen Zeiten befinden sich nur einige wenige, vereinzelte ausländische Kämpfer aus jedem Land in Syrien, zu anderen Zeitpunkten sind es mehrere Hundert und in manchen Fällen sogar mehrere Tausend.

Terminologie

14.   In den westlichen Medien werden die jungen Männer, die sich als freiwilligen Kämpfer den Reihen der Aufständischen anschließen, im allgemeinen als ausländische Kämpferbezeichnet. Auch die Bezeichnungen Jihad Kämpferoder ausländische Freiwillige findet sich häufig. Wir haben für unsere Arbeit die Bezeichnung ausländische Freiwillige gewählt, da es sich bei der Mehrzahl von ihnen (jedoch nicht bei allen) tatsächlich Freiwillige handelt und nicht um „Berufssoldaten“. Die meisten von ihnen sind auf religiösen, sektoriellen oder jihadistisch ideologischen Gründen nach Syrien gegangen. Es handelt sich demnach nicht um Söldner im klassischen Sinn, da sie nicht besoldet werden und keine sonstigen außergewöhnlichen Vergünstigungen genießen.

15.   Die Al-Nusra Front und andere jihadistische Organisationen verwenden zur Bezeichnung der ausländischen Freiwilligen ihre eigenen, in frühester islamistischer Tradition verwurzelten, positiv besetzten Bezeichnungen:

a.      Al-ghurabaa: Wörtlich: Ausländer (Singular al-gharib). Ein Ausdruck, der für die ausländischen Kämpfer in Syrien verwendet wird. Der Ausdruck kommt aus der mündlichen islamischen Überlieferung des Propheten Mohammed (die Hadithen); dieser Tradition nach „begann der Islam als fremdes Gebilde in einem nicht-muslimischen Umfeld und er wird wieder als ausländisches Gebilde beginnen, (das in die Höhe sprießt). Gesegnet seien die Ausländer“. Wie schon die ersten Muslime eine winzige Minderheit darstellten, Fremde in einer Masse von nicht-Muslimen, deren Zahl im Laufe der Zeit zunahm, so wird der Islam wieder aufsprießen, nachdem es wieder ein ausländisches Gebilde in den Massen von nicht-Muslimen darstellt. Dem Hadith nach „gesegnet seien die Ausländer (al-ghurabaa)“, was darauf hinweist, dass sie im Paradies belohnt werden. Der islamischen Exegese nach, bildet die Erneuerung des Islam eines der Anzeiche dafür, dass das Ende aller Zeiten sich nähert, wenn die Ketzerei übrwiegt und als Reaktion darauf der Islam einen Wiederaufstieg erlebt. Der Ausdruck ghurabaa bezieht sich auf die Kämpfer in Syrien als Vorhut für den erneuerten Islam. Diese Analogie, die zwischen den ersten Muslimen und den ausländischen, an den Kämpfen in Syrien teilnehmenden Kämpfern hergestellt wird, dient dazu, die ausländischen Kämpfer glorifizieren und sie als Pioniere der Erneuerung des Islam darzustellen (Ar.islamway.net Webseite).

b.      Al-muhajirun/muhajirin: wörtlich Einwanderer. Dieser Ausdruck bezeichnet die erste kleine Gruppe muslimischer Gläubiger, die sich dem Propheten Mohammed anschlossen und mit ihm von Mekka nach Al-Madinah zogen und den Kern der islamischen Nation bildeten. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch, angesichts des Einflusses des 1966 in Ägypten hingerichteten, jihadistischen Ideologen Sayyid Qutb, bekam dieser Ausdruck eine zusätzliche Bedeutung und bezeichnet die Islamisten, die die muslimische Gesellschaft verlassen, um eine neue Nation zu gründen, – da ihrer Auffassung nach die anderen Muslime nicht stenggläubig genug sind und es sich bei ihnen eigentlich um Ungläubige handelt. Folglich wird die Analogie mit den ausländischen Kämpfern in Syrien hergestellt, indem diese mit den ersten Muslimen verglichen werden, die der Verbreitung des Islam den Weg bahnten.

c.      Al-ansar: wörtlich Anhänger. Der Ausdruck bezieht sich auf die Anhänger des Propheten Mohammed in Al-Madinah, die bei ihm blieben, als er aus Mekka auswanderte. Diese Anhänger gehörten zu den ersten Konvertiten zum Islam und waren maßgeblich an der Verbreitung des Islam beteiligt. Im syrischen Kontext bezieht sich al-ansar auf die Vorreiter, die dabei helfen, den Islam in Syrien und über Syrien hinaus zu verbreiten.

Aufbau der Studie:

16.   Diese Studie enthält folgende Absätze:

a.      Das Phänomen der ausländischen Freiwilligen in islamischen Krisenherden

b.      Die geschätze Zahl der ausländischen Freiwilligen

1)     Allgemeine Schätzungen

2)     Von westlichen Think Tanks und Sachverständigen ausgearbetiteten Schätzungen

3)     Erfassung der Getöteten

c.      Allgemeines Profil des ausländischen Freiwilligen:

1)     Allgemeine Merkmale

2)     Motivation

3)     Kampfausbildung für den Einsatz in Syrien

4)     Militärische Fähigkeiten

5)     Selbstmordanschläge

6)     Ursprungsländer

7)     Landesmitte versus Provinz

8)     Alter

9)     Religion

10)   Bildungsstand

d.      Ankunft der Freiwilligen in Syrien:

1)     Art der Anwerbung

2)     Anreise

3)     Dauerdes Aufenthalts

4)     Aufteilungder Freiwilligen auf die verschiedenen Einheiten

5)     Rückkehrin ihre Ursprungsländer

6)     Schwierigkeitenbei der Überwachung und Kontrolle

17.   In diesem Teil der Studie haben wir alle zum Thema der ausländischen Freiwilligen vorgenommenen Forschungsarbeiten zusammengefasst. Die einzelnen Studien zu ausländischen Freiwilligen in ihren Ursprungsländern sind in Vorbereitung und werden zu vier verschiedenen Aspekten in naher Zukunft veröffentlich werden:

a.      Westliche Länder

b.      Die arabische Welt

c.      Muslimische und nicht-muslimische Länder in Asien

d.      Israelische Araber und Palästinenser

[1]   Für eine umfassende Analyse der Al-Qaeda und dem Globalen Jihad angeschlossenen Organisationen, die sich an den Kämpfer in Syrien beteiligen, siehe unser Bulletin vom 19. September 2013 „Die Al-Nusra Front (Jabhat al-Nusra)ist ein Al-Qaeda angeschlossenes salafistisch-jihadistisches Netzwerk, das unter den Rebellenorganisationen in Syrien eine führende Rolle innehat.”
[2]   Wir haben fast 50 Länder identifiziert, aus denen die ausländischen Kämpfer stammen. Nach den jüngsten Schätzungen von Aaron Y. Zelin (17. Dezember 2013) kommen diese Kämpfer aus 74 verschiedenen Ländern.
[3]   Anderen Schätzungen zufolge soll die Zahl der europäischen Kämpfer in Syrien zwischen 1500 und 2000 liegen – eine Zahl, die unserer Meinung nach übertrieben ist.
[4]   Ein solcher militärischer Rahmen wurde ursprünglich Katibat al-Muhajireen (Bataillon der Einwanderer – sprich, der ausländischen Kämpfer) genannt. Später wurde diese Einheit ausgebaut, zuerst Ktaab al-Muhajireen (Bataillone der Einwanderer) und im weiteren Verlauf Jaish al-Muhajireen wal-Ansar(Armee der Einwanderer und Unterstützer) genannt. In dieser Arbeit wurde der Begriff "ausländische Freiwillige" gewählt. Dr. Aaron Y. Zelin ist der Meinung, dass diese militärische Vereinigung mit dem islamischen Staat im Irak und asch-Scham verbunden ist. Wir sind jedoch der Meinung, dass diese Vereinigung Kontakte auch zur al-Nusra-Front unterhält.