Der Weltdschihad im Blickpunkt (5. – 11. November 2015)

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Ein Tschetschenengruppe zeigt Material, das angeblich von einer russischen Einheit im Raum Latakia erbeutet wurde (The Long War Journal, 6. November 2015)

Ein Tschetschenengruppe zeigt Material, das angeblich von einer russischen Einheit im Raum Latakia erbeutet wurde (The Long War Journal, 6. November 2015)

Al-Nusra-Front-Kämpfer rücken auf Tall Al-Maqbarah und Tall Al-Sarwu südlich von Aleppo vor

Al-Nusra-Front-Kämpfer rücken auf Tall Al-Maqbarah und Tall Al-Sarwu südlich von Aleppo vor

Dschunud-Allah-Aktivisten nehmen die Ortschaft Morek ein (Informationsabteilung der Gruppierung)

Dschunud-Allah-Aktivisten nehmen die Ortschaft Morek ein (Informationsabteilung der Gruppierung)

der IS beschießt die irakische Armee westlich von Ramadi mit Raketen (Akhbar al-Muslimeen, 7. November 2015)

der IS beschießt die irakische Armee westlich von Ramadi mit Raketen (Akhbar al-Muslimeen, 7. November 2015)

Zerstörtes gepanzertes Patrouillenfahrzeug mit der Aufschrift „Der Islamische Staat – Sturmregiment – Provinz Nineveh“

Zerstörtes gepanzertes Patrouillenfahrzeug mit der Aufschrift „Der Islamische Staat – Sturmregiment – Provinz Nineveh“

der IS-Selbstmordattentäter Abu-Aisha Al-Masri, der die Autobombe zur Explosion brachte (Website justpaste.it, 6. November 2015).

der IS-Selbstmordattentäter Abu-Aisha Al-Masri, der die Autobombe zur Explosion brachte (Website justpaste.it, 6. November 2015).


Die Ereignisse der Woche im Überblick

  • Berichten aus den Kampfgebieten ist zu entnehmen, dass die Bodenoffensive der syrischen Armee, die vom Iran und zur Luft von Russland unterstützt wird, gebremst wurde. Die Rebellenorganisationen, allen voran die Al-Nusra-Front und der IS (die gegen den gemeinsamen Feind kooperieren), haben die Initiative ergriffen und weiten derzeit ihren Machtbereich südlich von Aleppo und nördlich von Hama aus. Sollten sie weiter vorrücken, sind die Versorgungslinien der syrischen Regierungstruppen im Raum Aleppo bedroht. Demgegenüber berichteten syrische Staatsmedien, dass es der syrischen Armee gelungen sei, die Belagerung des Luftwaffenstützpunkt Kweires östlich von Aleppo zu durchbrechen.
  • Weitere Information, die von den Medien veröffentlicht wurde, bestärkt die Vermutung, dass der Absturz des russischen Passagierflugzeugs über dem Sinai durch eine in Sharm El-Sheikh an Bord geschmuggelte Bombe verursacht wurde. Der IS hat seinerseits eine Medienkampagne gestartet (unter anderem in russischer Sprache), die den Anschlag auf das Passagierflugzeug als Rache für die russischen Luftangriffe in Syrien darstellt. Zudem drohten IS-Sprecher mit weiteren Vergeltungsakten, unter anderem auch auf russischem Territorium.
  • Inzwischen festigt der IS seine Kontrolle über die wichtige Stadt Sirte in Nordlibyen. Die Organisation setzt (ähnlich wie im Irak und in Syrien) mit aller Brutalität den strengen salafistischen Verhaltenskodex durch, legt den Stadtbewohnern Steuern auf und verhaftet oder tötet Widersacher. Gleichzeitigbaut der IS seine militärische Infrastruktur in Sirte aus, unter anderem durch die Errichtung von Ausbildungslagern, wo neue Kämpfer für den Kampf in ganz Libyen ausgebildet werden sollen.

 

Der internationale Kampf gegen den IS

Angriffe der USA und ihrer Koalitionspartner
  • Diese Woche dauerten die Luftangriffe der USA und ihrer Koalitionspartner gegen Ziele des IS an. Es wurden Dutzende von Angriffen mit Bombern, Kampfflugzeugen und Drohnen geflogen. Zudem wurde berichtet, die USA habe diese Woche wieder Ziele in Syrien angegriffen, nachdem solche Angriffe in den letzten Wochen fast vollständig unterblieben waren (The Guardian 8. November 2015).
  • Nachfolgend eine Zusammenstellung der wichtigsten Operationen:
  • In Syrienwurden über fünfzig Angriffe geflogen, die sich auf die Regionen Marea, Hasakah, Al-Houl (südöstlich von Hasakah) und Abu Kamal konzentrierten. Dabei wurden taktische Einheiten des IS, Kampfstellungen und Gebäude getroffen.
  • Im Irakkonzentrierten sich die Angriffe auf die Räume Albu Hayat (südlich von Al-Haditha), Baiji, Mosul, Ramadi, Sinjar, Sultan Abdallah (südlich von Mosul), Falluja und Kisik (westlich von Mosul). Dabei wurden unter anderem taktische Einheiten des IS, Kampfstellungen, Fahrzeuge (inkl. mit Sprengstoff präparierte), Schussstellungen, Raketen, Gebäude, Bunker etc. getroffen.
Vertiefung des militärischen Engagements der USA, des Vereinigten Königreichs und Frankreichs in Syrien
  • Der amerikanische Verteidigungsminister Ashton Cartererklärte, die Vereinigten Staaten würden sehr wahrscheinlichweitere Einheiten in die Region entsenden, um gegen den IS zu kämpfen, sofern die USA dazu geeignete „lokale Partner“ in Syrien fänden. Wenn sich in Syrien weitere Gruppen mit entsprechender Motivation und Fähigkeiten fänden, und diese willens seien, gegen den IS zu kämpfen, seien die Vereinigten Staaten bereit, eigene Truppen zu deren Unterstützung zu entsenden (ABC News, 8. November 2015).
  • Meldungen zufolge beabsichtigt auch das Vereinigte Königreich, sein militärisches Engagement gegen den IS in Syrien zu vertiefen, sobald es für einen solchen Schritt einen Konsens im britischen Parlament gebe. In diesem Zusammenhang sagte der Generalstabchef der britischen Streitkräfte, Nicolas Houghton, es sei nicht sinnvoll, dass das Vereinigte Königreich Ziele im Irak angreife und gleichzeitig auf Angriffe in Syrien verzichte, obwohl der IS auch Stützpunkte in Syrien unterhalte. Er rief die britische Regierung auf, den britischen Streitkräften auch Angriffe in Syrien zu ermöglichen, da sie die Aufgabe, die das Vereinigte Königreich in diesem Krieg erfülle, derzeit nur mangelhaft erfüllen könne (The Mirror, 8. November 2015).
  • Der französische Verteidigungsminister, Jean Yes Le Drian, sagte, Frankreich habe am 8. November 2015 einen Ölterminal des IS bei Deir Ez-Zur in der Nähe der Grenze zum Irak angegriffen. Es habe sich um den dritten Angriff Frankreichs in Syrien gehandelt, seit der französische Präsident, François Hollande, den Beitritt Frankreichs zur internationalen Koalition gegen den IS erklärt habe. Die zwei früheren Angriffe hätten Ausbildungslagern für ausländische Kämpfer gegolten, die im Verdacht gestanden hätten, Terroranschläge in Frankreich auszuführen (Al-Arabiya, 9. November 2015).

Das russische Engagement im syrischen Bürgerkrieg

  • Die stellvertretende amerikanische Außenministerin für europäische und asiatische Angelegenheiten, Victoria Nuland, sagte in einer Rede vor dem amerikanischen Kongress, ein Großteil der russischen Luftangriffe habe Zielen gegolten, die nicht Terrororganisationen zuzurechnen seien. Das russische Verteidigungsministerium ließ darauf verlauten, dass hohe amerikanische Vertreter keine Information über die genaue Lage von Stellungen der Terrororganisationen herausgäben, was den Verdacht wecke, dass die USA nicht daran interessiert sei, andere Länder an dieser Information teilhaben zu lassen (sputnik, 5. November 2015). Der russische Außenminister, Sergej Lawrow, sagte, Russland greife keine Ziele an, die nicht dem Terror zuzurechnen seien und Syrien nicht bedrohen würden. Sämtliche Behauptungen der USA in dieser Sache seien inakzeptabel (UN News Center, 7. November 2015).
  • Eine Gruppierung , die sich Ajnad Kavkaz (“Kaukasus-Kämpfer“) nennt und sich aus Aktivisten aus Tschetschenien und anderen Regionen des Nordkaukasus zusammensetzt, veröffentlichte ein Videoclip, in dem Waffen gezeigt werden, die angeblich einer russischen Einheit im Raum Latakia abgenommen wurden. Im Clip ist der Kommandeur der Gruppe, der sich Hamzah Shishani nennt, und neben ihm ein weiterer Kämpfer zu sehen, der nach seinen Worten eine Schutzweste der russischen Armee hält. Hamzah Shishani behauptet im Clip, die russische Einheit habe sich zurückgezogen und zahlreiche Waffen und anderes Militärgerät zurückgelassen (The Long War Journal, 6. November 2015).

Die wichtigsten Entwicklungen in Syrien

Der Raum Aleppo

Die Rebellenorganisationen bauen ihren Machtbereich südlich von Aleppo weiter aus. Diese Woche eroberte die Al-Nusra-Front einige strategisch wichtige Positionen um das Dorf Al-Wadihi. Damit nähern sich die Rebellen der Hauptverbindungsstraße zwischen Aleppo und Hama und drohen, die Stellungen der syrische Armee in Aleppo und Umgebung von ihrem Nachschub abzuschneiden. Demgegenüber berichtete das syrische Regime, es sei gelungen die Belagerung des Luftwaffenstützpunkts Kweires östlich von Aleppo zu durchbrechen. 

 

  • Die Al-Nusra-Front hat ihre Kontrolle diese Woche auf weitere Gebiete im Rahmen der so genannten zweiten Phase des Kampfes um die Rückeroberung der Region südlich von Aleppo ausgedehnt. Dabei gelang es Kämpfern der Al-Nusra-Front, einige strategisch wichtige Punkte in der Umgebung der Stadt Al-Wadihi, rund 11 Km südlich von Aleppo, einzunehmen. Die Orte, die eingenommen wurden, sind Tall Al-Sarwu, Tall Al-Maqbarah und Tall Teena Khaled (Twitter-Konten, die der Al-Nusra-Front nahestehen, 5. November, 2015). Auf einem Twitter-Konto der Al-Nusra-Front wurden Bilder veröffentlicht, die Aktivisten der Organisation beim Abschuss von Raketen auf eine iranische Einheit in Tall Al-Sarwu und Tall Al-Maqbarah zeigen sollen (Twitter-Konto morasel_jn1مراسل جبهة النصرة@, 5. November 2015).
Gemeinsamer syrisch-iranischer Gefechtsstand im Raum Aleppo
  • Die iranische Nachrichtenagentur Fares strahlte am 22. Oktober 2015 den Film eines Reporters der iranischen Rundfunkgesellschaft aus, der den gemeinsamen syrisch-iranischen Gefechtsstand im Raum Aleppo besuchen durfte. Im Clip sind Karten, Luftaufnahmen und Kommunikationsgeräte zu sehen, mit denen die an der Bodenoffensive beteiligten Einheiten dirigiert werden. An einer Wand hängt ein Plakat mit dem Bild des Imam Khomeini, des Anführers Khamenei sowie einer weiteren nicht identifizierbaren Gestalt (eventuell Baschar Assad).
  • Die Überprüfung der Namen der Dörfer auf den Karten und Luftaufnahmen im Gefechtsstand und deren Abgleich mit Medienberichten desselben Tages deuten darauf hin, dass im gemeinsamen Gefechtsstand der Angriff der syrischen Armee (mit Unterstützung iranischer Kämpfer) am 22. Oktober 2015 im ländlichen Raum südlich von Aleppo geleitet wurde. Dem iranischen Reporter zufolge nutzte der Gefechtsstand auch Drohnen, die aktuelle Bilder von Stellungen und Bewegungen der dschihadistischen Rebellenorganisationen lieferten.
  • Der Videoclip brüstet sich mit der Aussage, „die syrische Armee erringt südlich von Aleppo einen Sieg nach dem anderen“ und befreie Gebiete, die von dschihadistischen Organisationen besetzt worden waren (die „Takfiris“ oder die „terroristischen Feinde“, wie sie vom iranischen Reporter bezeichnet werden). Der Bericht äußerte sich auch lobend über die reiche Erfahrung der syrischen Armee und ihre eindrücklichen militärischen Fähigkeiten. Doch rückblickend scheinen diese optimistischen Berichte angesichts der Misserfolge auf dem Schlachtfeld übertrieben. Das zeigte sich unter anderem an den hohen Verlusten der iranischen Einheiten, die die syrische Armee unterstützten (bislang ca. 46 Tote[1]). Derzeit führen die Rebellen eine Gegenoffensive, weiten ihr Herrschaftsgebiet auf den ländlichen Raum südlich von Aleppo aus und bedrohen die Versorgungslinien der syrischen Armee und der sie unterstützenden Kräfte (Iran und Hisbollah).
Berichte syrischer Medien über die Durchbrechung der Belagerung des syrischen Luftwaffenstützpunktes Kweires
  • Medien, die dem syrischen Regime oder der Hisbollah zugerechnet werden, meldeten, der syrischen Armee sei es gelungen, die Belagerung des Luftwaffenstützpunktes Kweires östlich von Aleppo zu durchbrechen. Die syrische Armee habe dabei einige Dörfer im Umkreis des Stützpunkts unter ihre Kontrolle gebracht, worauf eine Infanterieeinheit der Armee zum Stützpunkt vorgestoßen sei (Al-Manar, 10. November 2015). Im Verlaufe der Operation seien acht Hisbollah-Aktivisten getötet worden (SNN, 10. November 2015). Die staatliche syrische Nachrichtenagentur berichtete, Präsident Baschar Assad habe mit dem Kommandeur des Luftwaffenstützpunkts und mit dem Kommandeur der Einheit, welche die Belagerung durchbrach, telefoniert, und der Einheit zu ihrem militärischen Erfolg gratuliert.
Die Region Hama

Parallel zu den militärischen Anstrengungen südlich von Aleppo weiten die Rebellenorganisationen ihr Herrschaftsgebiet im ländlichen Raum nördlich von Hama aus und bedrohen die Hauptverbindungsstraße zwischen Hama und Aleppo.


  • Die Kämpfe konzentrierten sich diese Woche auf die Ortschaft Morek, nördlich der Stadt Hama. Aktivisten einer Dschihadistengruppierung, die sich Dschunud Allah („Soldaten Allahs“) nennt und Verbindungen zu Al-Qaida pflegt, hat die Ortschaft Morek unter ihre Kontrolle gebracht. Diese Ortschaft liegt an der Hauptverbindungsstraße zwischen Aleppo und Hama und durch deren Einnahme droht Aleppo von südlich gelegenen Landesteilen abgeschnitten zu werden. Russische Kampfflugzeuge griffen wiederholt Stellungen der Rebellen in den Außenquartieren der Ortschaft an (Khatwa, 5. November 2015).
  • Nach der Einnahme der Ortschaft Morek versuchten die Rebellenorganisationen ihr Herrschaftsgebiet im ländlichen Raum nördlich von Hama auszuweiten. Am 6. November 2015 wurde berichtet, Rebellen unter der Führung der Organisation Ahrar al-Sham und einiger weiterer islamistischer Organisationen hätten der syrischen Armee die Kontrolle über zwei Ortschaften entrissen: Atshan, rund 30 Km nördlich von Hama (und östlich von Morek), und Umm Hartayn, neben Atshan. Bei diesen Kämpfen sollen mindestens 16 syrische Regierungssoldaten und einige islamistische Rebellen getötet worden sein. Russische Kampfflugzeuge unterstützten die syrische Armee mit Angriffen aus der Luft. Zudem ereigneten sich Kämpfe nördlich und nordöstlich von Maan, rund 24 Km nördlich von Hama (syriahr.com, 6. November 2015).
Die Provinz Idlib
  • Die von der Al-Nusra-Front angeführte Dschaisch Al-Fatah hat die Dörfer Kafraya und Fu’ah nordöstlich von Idlib angegriffen. Der Angriff sei eine Reaktion auf die “Verletzung der Waffenruhe” durch Russland gewesen (Al-Durar Al-Shamiya, 4. November 2015). Im September 2015 wurde bekanntlich eine sechsmonatige Waffenruhe ausgerufen, die für Al-Zabadani und die schiitischen Dörfer Fu’ah undKafraya nordöstlich von Idlib gelten sollte. Die Vereinbarung umfasste auch die Evakuierung von 10.000 Zivilisten aus Fu’ah und Kafraya in Fahrzeugen des Roten Kreuzes gegen freies Geleit für 500 bewaffnete Kämpfer der Rebellenorganisationen aus Al-Zabadani (LBC, 25. September 2015).
  • Am 6. November 2015 wurde berichtet, in der Ortschaft Salqin, rund 29 Km nordwestlich von Idlib, sei eine schwangere deutsche Journalistin von Aktivisten des Al-Nusra-Front entführt worden. Die Journalistin sei zuvor über die Türkei illegal in Syrien eingereist. Deutsche Regierungsvertreter führen demnach Verhandlungen mit der Al-Nusra-Front zur Befreiung der Entführten. Die Entführer sollen ein Lösegeld von sechs Millionen Euro verlangen. Noch ist nichts Näheres über die Journalistin und ihren Arbeitgeber bekannt (Website alkhaleejonline, 6. November 2015).
Die Provinz Ar-Raqqah
  • Jüngsten Medienberichten zufolge soll Ar-Raqqah, die „Hauptstadt“ des IS, bei Angriffen durch russische Flugzeuge stark beschädigt worden sein. Unter anderem sei die wichtigste Brücke, welche die Stadt mit ihrem Umland verbinde, getroffen worden sein. Einwohner der Stadt berichteten, der IS, der die Stadt beherrsche, habe die Wasserversorgung abgestellt und verbiete den Einwohnern, Wasser aus dem Euphrat zu schöpfen. Zudem sei die Stromversorgung teilweise unterbrochen und funktioniere nur zu bestimmten Stunden. IS-Aktivisten hätten zahlreiche Straßensperren an den Hauptstraßen sowie in Wohnvierteln errichtet (Zaman al-Wasl, 4. November 2015).
Die Provinz Al-Hasakah
  • IS-Aktivisten haben Berichten zufolge eine Gruppe von 37 syrischen Christen freigelassen, die zu den zweihundert Christen gehören, welche der IS im Februar 2015 verschleppt hatte. Die Gruppe kehrte ins Dorf Tel Tamer in der Provinz Al‑Hasakah im Nordosten Syriens zurück. Laut einigen Befreiten dauern die Verhandlungen über die Freilassung der übrigen Verschleppten an. Es handelt sich bereits um die zweite Gruppe von Christen, die der IS nach Verhandlungen freigelassen hat (catholicherald.co.uk, 7. November 2015).

Die wichtigsten Ereignisse im Irak

Allgemeines
  • Die Kämpfe zwischen dem IS und der irakischen Armee um die Städte Ramadi und Samarra nördlich von Bagdad dauerten diese Woche ohne nennenswerte Verschiebungen an. Das irakische Verteidigungsministerium gab bekannt, die Ausbildung 4.800 irakischer Soldaten für den Kampf gegen den IS durch amerikanische Ausbildner sei abgeschlossen. Die Ausbildung habe unter anderem den Kampf in bebautem Gebiet und den Anti-Guerillakampf gegen den IS umfasst (Al Jazeera, 8. November 2015).
Ramadi
  • Auch diese Woche meldeten Medien, die der irakischen Armee und sie unterstützenden schiitischen Milizen zugeordnet werden, Angriffe auf Ziele des IS, darunter IS-Fahrzeugkolonnen in der Region Ramadi. Am 5. November 2015 meldete die irakische Armee einen Angriff auf eine IS-Fahrzeugkolonne, bei der zahlreiche IS-Aktivisten getötet worden sein sollen. Am selben Tag gab die irakische Armee bekannt, dass ihre Luftwaffe drei Ziele des IS, darunter ein großes Waffenlager in der Stadt Ramadi angegriffen habe (TV-Kanal Al-Sumaria, 6. November 2015). Am 7. November 2015 traf die irakische Armee Berichten zufolge bei einem Angriff mit Kornet-Panzerfäusten einen Lastwagen und zwei mit Sprengstoff präparierte Fahrzeuge des IS nordöstlich der Stadt Ramadi (Twitter-Konto der schiitischen Milizen, welche die irakische Armee unterstützen الحشد الشعبي@hshaed, 7. November 2015). Demgegenüber griff der IS Stellungen der irakischen Armee westlich von Ramadi an.
  • Einigen Berichten zufolge baute der IS ein Sperrsystem rund um die Stadt Ramadi auf, um die Angriffe der irakischen Armee aufzuhalten. Zudem sollen IS-Aktivisten in Ramadi damit begonnen haben, ein Tunnelsystem zu nutzen, das sie gegraben hatten, um sich in der Stadt bewegen zu können und um vom Stadtzentrum in die Außenquartiere zu gelangen (Al-Hayat, 8. November 2015; Sputnik, 4. November 2015). Angesichts des hohen Drucks auf die Stadt scheint der IS Verstärkung aus anderen Provinzen geschickt zu haben.
Samarra
  • Auch um die Stadt Samarra südlich von Baiji dauerten diese Woche die Kämpfe zwischen der irakischen Armee und dem IS an. Nach dem Fall der Stadt Baiji scheint der IS derzeit zu versuchen, den Druck auf die Stadt Samarra zu erhöhen, um die Verbindung nach Bagdad zu kappen.
  • Ahmed Al-Assadi, der Sprecher der schiitischen Milizen, welche die irakische Armee unterstützen (die so genannte Volksmobilisierung), erklärte, der IS habe bei den Kämpfen um die Stadt Baiji 920 Aktivisten verloren (Al-Hara, 5. November 2015). Diese Information konnte bislang nicht bestätigt werden. Sollte sie zutreffen, hätte der IS in der Schlacht um Baiji bedeutende Verluste erlitten.
Die Stadt Bagdad
  • Am 8. November 2015 ereignete sich in der Stadt Bagdad ein kombinierter Selbstmordanschlag. Zwei Selbstmordattentäter brachten im schiitischen Viertel Al-Sadr zwei mit Sprengstoff präparierte Fahrzeuge zur Explosion. Dabei wurden sieben Menschen getötet und zehn weitere verletzt. Offenbar stand der IS hinter diesem Anschlag (Al-Quds al-Arabi, 8. November 2015). Der IS bringt sporadisch Autobomben in schiitischen Vierteln in Bagdad zur Explosion, um dort Angst zu verbreiten und die mehrheitlich schiitisch geprägte irakische Regierung zu destabilisieren.

Ägypten und die Sinaihalbinsel

Der Kampf zwischen der Provinz Sinai des IS und den ägyptischen Sicherheitskräften
  • Im Verlaufe der vergangenen Woche führten die ägyptischen Sicherheitskräfte ihre intensive Terrorvereitlungskampagne gegen den Ableger des IS auf der Sinaihalbinsel fort. Im Rahmen dieser Tätigkeit führten die ägyptischen Streitkräfte mehrere Angriffe aus der Luft gegen Terrorbasen im Raum El-Arish, Rafah und Sheikh Zuweid aus. Dabei verhafteten die ägyptischen Sicherheitskräfte einige Dutzend Verdächtige, zerstörten Terrorlogistik und stellten Waffen, Fahrzeuge, Motorräder und Uniformen der ägyptischen Sicherheitskräfte sicher (Al-Watan, Al-Masri Al-Youm, 6. November 2015).
  • Derweil führten Aktivisten des IS-Ablegers im Sinai ihre Angriffe auf die ägyptischen Sicherheitskräfte fort. Einige dieser Anschläge konnten jedoch rechtzeitig vereitelt werden. Nachfolgend eine Zusammenstellung der Vorkommnisse:
  • 8. November–Bei einer Suchaktion im Dorf Al-Mahdiya bei Rafah stießen die ägyptischen Sicherheitskräfte auf zwei Aktivisten, die gerade dabei waren, Sprengsätze zu legen. Es kam zu einem Feuerwechsel, bei dem die Aktivisten getötet wurden (Sky News, 8. November 2015).
  • 7 November 2015 – Die ägyptischen Sicherheitskräfte töteten zwei Aktivisten des IS-Ablegers im Sinai, die einen Sprengsatz in der Nähe einer Straßensperre gelegt hatten. Ein weiterer Aktivist kam bei einem Zusammenstoß mit den ägyptischen Sicherheitskräften ums Leben (Al-Watan, 7. November 2015).
  • 7. November 2015– Die ägyptischen Sicherheitskräfte entdeckten drei Tunnels in der Nähe des Dorfes Al-Tawil südlich von Rafah. In den Tunnels wurden Esswaren und Getränke, 200 Kg Sprengstoff, fünf automatische Handfeuerwaffen und eine große Menge Munition gefunden (Al-Watan, 7. November 2015).
  • Die Provinz Sinai des IS meldete, ein Aktivist der Organisation habe auf der Straße zwischen Rafah und Al-Zuweid einen Sprengsatz gegen ein Minenräumfahrzeug zur Explosion gebracht (Twitter-Konto eines IS-Anhängers, 4. Novebmer 2015).
  • Am 4. November 2015explodierte eine Autobombe beim Offiziersclub in El-Arish. Dabei wurden sechs ägyptische Polizisten getötet und zehn weitere verletzt. Der IS-Ableger im Sinai bekannte sich zu dem Anschlag. Demnach sei der Angriff von einem Selbstmordattentäter namens Abu Aisha Al-Masri ausgeführt worden (Twitter-Konto سعد الشامي@saad_alshamy16, 4. November 2015).

Der Absturz des russischen Passagierflugzeugs im Sinai (Ergänzende Information)

  • Weitere Information, die teilweise auf Geheimdienstquellen beruht und von westlichen Medien zitiert wurde, festigt die Annahme, dass das russische Passagierflugzeug durch eine vom IS an Bord geschmuggelte Bombe zum Absturz gebracht wurde. Unter anderem wurde folgendes berichtet:
  • Eine hochrangige britische Sicherheitsquellemeldete, der britische Geheimdienst habe nach dem Absturz des russischen Flugzeugs im Sinai Funksprüche zwischen IS-Aktivisten mit britischem Akzent abgefangen. Dabei könnte es sich um die IS-Aktivisten gehandelt haben, welche die an Bord des russischen Flugzeugs geschmuggelte Bombe präpariert hatten (Sunday Express, 8. November 2015).
  • Ägyptische Quellen, die der Untersuchung der Umstände des Flugzeugabsturzes nahestehen, gaben bekannt, die Untersuchung der Flugschreiber lege den Verdacht nahe, dass ein an Bord geschmuggelter Sprengsatz den Absturz verursacht habe. Denselben Quellen zufolge ist die Vermutung aber noch nicht endgültig bewiesen. Auf russischer Seite wird vermutet, dass ein Mitarbeiter des Flughafens in Sharm El-Sheikh die Bombe an Bord geschmuggelt hat, ohne dass die ägyptischen Sicherheitskräfte Kenntnis von solchen Plänen hatten (Al-Mayadeen, 7. November 2015).
  • Derweil führt der IS eine Medienkampagne, welche die Sprengung des Passagierflugzeuges als Racheakt für die russischen Luftangriffe in Syrien darstellt und mit weiteren Terrorattacken droht:
  • Am 4. November 2015veröffentlichte die Provinz Sinai des IS eine Audiobotschaft, in der die Organisation erneut die Verantwortung für den Absturz eines russischen Passagierflugzeugs über dem Sinai übernimmt. Der Sprecher sagt, der Abschuss des Flugzeuges sei ein „Gebot Gottes“ gewesen. Zudem werde man die Art, in der die Operation ausgeführt worden sei, zum geeigneten Zeitpunkt und an geeigneter Stelle erklären. Hinzufügend meinte er, der Abschuss des Flugzeuges sei am Jahrestag des Treueschwures (der Aktivisten der Ansar Beit Al-Maqdis im Sinai) für den IS-Anführer Abu Bakr Al-Baghdadi erfolgt (archive.org, 4. November 2015)
  • Die Informationsabteilung des IS in der Provinz Ninivehveröffentlichte ein Videoclip mit dem Titel „Abschuss des russischen Flugzeugs – Rache für unsere Leute in Al-Shaam (Syrien)“. Im Clip tritt eine Gruppe von Aktivisten mit westlichem Aussehen auf. Einer von ihnen beglückwünscht den IS-Ableger im Sinai für den Abschuss des Flugzeugs in russischer Sprache. Direkt an Präsident Putin gewandt, den er als „Schwein“ bezeichnet, sagt er, die Russen würden die Entsendung von Flugzeugen, Material und Soldaten zum Kampf gegen den IS in Syrien bereuen. Man werde jeden einzelnen erreichen und sich nicht mit der Zerstörung ihrer Flugzeuge begnügen, sondern auch Operationen in ihrem Land ausführen und sie (die Russen) abschlachten.
  • Die Informationsabteilung des IS in der Provinz Aleppo veröffentlichte ein Videoclip mit dem Titel „Seelenheilung durch Tötung der Russen“. Der Clip enthält eine Erklärung, in welcher der islamische Staat die Verantwortung für den Absturz des russischen Passagierflugzeugs übernimmt und auf die Verbindungen Russlands mit dem Iran hinweist. Russland greife die Häuser der Muslime in Syrien an und sei faktisch ein zusätzliches Organ von Assads Armee. Im Clip kommen syrische Zivilisten zu Wort, die den Abschuss des russischen Flugzeugs begrüßen und auf „weitere Erfolge“ hoffen.

Der Weltdschihad in weiteren Ländern

Libyen
  • Am 8. November 2015 gab das serbische Außenministerium bekannt, zwei Angestellte des serbischen Botschaft in Libyen (ein Mann und eine Frau) seien in der westlibyschen Stadt Sabratah, rund 68 Km westlich von Tripoli,entführt worden. Weitere Einzelheiten über die Entführten wurden nicht bekannt (Russia al-Youm, 8. November 2015).
  • Lokale libysche Quellen meldeten, IS-Aktivisten hätten zwei mit Mehl beladene Lastwagen, die nach Jafra im Süden des Landes unterwegs gewesen seien, unter ihre Kontrolle gebracht. Danach seien die Lastwagen in Sirte entladen und die Fahrer freigelassen worden. Letzte Woche habe sich dieser Vorfall wiederholt. Diesmal sei das Mehl zu überhöhten Preisen an Bäckereien in der Stadt Sirte verkauft worden (Akhbar Libya).
Sirte
  • Weiteren Berichten zufolge versucht der IS der Bevölkerung der Stadt Sirte weiterhin seine Herrschaft aufzuzwingen: So gab der IS Ladenbesitzern in der Stadt, die noch keine Kopfsteuer entrichtet haben, eine letzte Frist. Eine Dschihadistenquelle meldete, IS-Aktivisten in Sirte hätten fünf libysche Bürger verhaftet, die sich geweigert hätten, die ihnen auferlegte Kopfsteuer zu zahlen. Sie drohten mit ihrer Hinrichtung, wenn deren Angehörige die Steuer nicht für sie bezahlten (Nachrichtenwebsite Al-Bawaba News, 6. November 2015). Zudem ermahnte der IS Ladenbesitzer, deren Betätigung vom religiösen Gericht verboten wurde, das der IS in der Stadt eingerichtet hatte. Demnach hätten sich die Ladenbesitzer anderen Handelszweigen zuzuwenden (der IS untersagte den Verkauf von Zigaretten, Parfums, Kosmetikartikel, Frauenkleidern mit Ausnahme von Hijabs, Unterswäsche für Männer und Frauen und DVDs bzw. CDs mit Filmen und Musik). Zudem schloss der IS Schischa-Cafes und Schönheitssalons (Akhbar Libya, 3. November 2015).
  • Der IS hat mit dem Bau von Ausbildungslagern in der Region Sirte begonnen, wo neue Kämpfer für seine Einheiten in Libyen ausgebildet werden sollen. Das Ausbildungszentrum entsteht in der Region Al-Sawawa, rund sieben Km östlich der Stadt. Der IS soll Einwohner zwangsrekrutieren, und wer sich weigere, werde verhaftet und gefoltert (Al-Bawaba News, 6. November 2015). Das Ausbildungszentrum des IS werde von Instrukteuren aus dem Gazastreifen und dem Irak geleitet. Einer von ihnen sei ein Palästinenser namens Abu Sufyan al-Ghadan, ein Veteran des militärischen Arms der Hamas, ein zweiter der IrakerJassam Mahmoud, derAbu Amar Al-Tikriti genannt werde. Am 4. November 2015 wurde in der Region Al-Sab’ah eine laute Explosion gemeldet, wo sich die meisten IS-Lager in der Stadt befinden. Die Medien meldeten später, es habe sich um die Demonstration der Explosion einer Autobombe vor minderjährigen Rekruten gehandelt, die sich jüngst zum Dienst beim IS gestellt hätten. Die Minderjährigen sollen demnach aus Sirte, Nofaliya und Ajdabiya stammen (Bawabat Ifriqya al-Ikhbariya, 4. November 2015; Facebook-Seite Shabakat Sirte al-Ikhbariya, 5. November 2015).
Ajdabiya
  • Am 5. November wurde in der Stadt Ajdabiya, südöstlich von Sirte, der Salafist Sheikh Faraj Al-Uraybi ermordet. Der IS bekannte sich zu dieser Tat. Es handelt sich um den siebten Mord an einen salafistischen Sheikh in der Region in jüngster Zeit. Einer Sicherheitsquelle in der Stadt zufolge seien in der Region bereits dreißig Imame, Angehörige der Sicherheitskräfte und Polizisten sowie zivile Aktivisten ermordet worden (Akhbar Libya 24, 6. November 2015, Al-Bawaba News, 6. November 2015).
Bangladesch
IS-Aktivisten griffen Polizisten an einer Straßensperre außerhalb der Hauptstadt Dhaka an
  • In den Morgenstunden des 4. November 2015 näherten sich zwei Personen auf einem Motorrad einer Straßensperre der Polizei in Baroipara in der Nähe der bangladesischen Hauptstadt Dhaka. Die zwei Motorradfahre, die Helme trugen, stachen zwei Polizisten nieder, gaben Schüsse auf sie ab und flüchteten (Website nytimes.com, 5. November 2015). Am 4. November 2015 wurde ein Schreiben veröffentlicht, worin die Provinz Bangladesch des IS die Verantwortung für einen Anschlag in der Hauptstadt Dhaka übernimmt (Twitter-Konto أحمد آلـ عبدالقادر@ahmdj56; justpaste.it, 4. November 2015).

[1]  Siehe den demnächst erscheinenden separaten Bericht zu den iranischen Opfern.