Der Weltdschihad im Blickpunkt (24.-31. Dezember 2015)

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Der Weltdschihad im Blickpunkt

IS-Aktivisten liefern sich Gefechte mit der syrischen Armee um den Luftwaffenstützpunkt Kweires (Aamaq, 26. Dezember 2015)

IS-Aktivisten liefern sich Gefechte mit der syrischen Armee um den Luftwaffenstützpunkt Kweires (Aamaq, 26. Dezember 2015)

Oberst Talal Slaw, Sprecher der Demokratischen Kräfte Syriens

Oberst Talal Slaw, Sprecher der Demokratischen Kräfte Syriens

Zahran Alloush, der getötete Kommandeur der Dschaisch Al-Islam

Zahran Alloush, der getötete Kommandeur der Dschaisch Al-Islam

Irakische Soldaten zeigen die irakische Flagge und dahinter umgekehrt die Fahne des IS, die Niederlage des IS symbolisierend

Irakische Soldaten zeigen die irakische Flagge und dahinter umgekehrt die Fahne des IS, die Niederlage des IS symbolisierend

IS-Ausbildungscamp auf den Philippinen (Website us.archive.org, 20. Dezember 2015)

IS-Ausbildungscamp auf den Philippinen (Website us.archive.org, 20. Dezember 2015)

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Die Ereignisse der Woche im Überblick

  • Nach rund einwöchigen Kämpfen brachte die irakische Armee den größten Teil der Stadt Ramadi unter ihre Kontrolle. Berichten zufolge kamen die meisten IS-Aktivisten in der Stadt bei den Gefechten ums Leben, einigen gelang die Flucht. Bilder des irakischen Fernsehens vom 28. Dezember 2015 zeigten die irakische Fahne auf dem Gouverneursgebäudekomplex, in dem zuvor die IS-Kommandozentrale untergebracht war. Ein Sprecher der irakischen Armee erklärte, die Einheiten des IS seien zwar besiegt, aber es gebe in der Stadt noch einige „Widerstandsnester“ (deren Ausdehnung auf 20-30% des Stadtgebiets geschätzt werden). Der irakische Premierminister, der sich umgehend zu einem „Siegesbesuch“ nach Ramadi begab, sagte, bis Ende 2016 werde die Säuberung des Irak vom IS abgeschlossen sein. Die USA und weitere westliche Staaten, die der Anti-IS-Koalition angehören, gratulierten dem irakischen Premierminister zu dem Erfolg.
  • Ramadi, die Hauptstadt der sunnitischen Provinz Al-Anbar (die größte Provinz des Irak) war am 15. Mai 2015 vom IS eingenommen worden, was sich im Rückblick als Höhepunkt der territorialen Erfolge jener Organisation herausstellte. Die Befreiung der Stadt durch die irakische Armee mit Unterstützung sunnitischer Stämme und der Luftwaffen der Anti-IS-Koalition ist der bislang bedeutendste Erfolg im Kampf gegen den IS. Aus der Sicht des IS ist der Verlust Ramadis eine von mehreren Niederlagen (der Verlust der Städte Tikrit und Baiji nördlich von Bagdad und der Verlust von Sinjar westlich von Mosul), die er im vergangenen Jahr im Irak (und in Syrien) hinnehmen musste.
  • Das nächste strategische Ziel der irakischen Armee und der sie unterstützenden Anti-IS-Koalition ist zwar die Stadt Mosul, die Machtbasis des Islamischen Staates im Irak, doch zunächst gilt es noch die weiträumige Provinz Anbar von der Präsenz des IS (der sich dort auch nach dem Fall Ramadis noch an verschiedenen Orten hält) zu befreien. Konkret dürfte sich die Anti-IS-Allianz nun der Stadt Falluja, der Dschihadistenhochburg im Irak zur Zeit der amerikanischen Militärpräsenz im Land, zuwenden, die nun nach der Befreiung Ramadis von ihren Nachschublinien und vom Herrschaftszentrum des IS abgeschnitten ist. In der vergangenen Woche gab es bereits Berichte über Gefechte in der Stadt und ihrer Umgebung sowie über die Einkreisung der Stadt durch die irakische Armee.

 

Das internationale Engagement gegen den IS

Angriffe der USA bzw. der Anti-IS-Koalition
  • Die Luftangriffe der USA und ihrer Koalitionspartner gegen Ziele des IS dauerten diese Woche an. Es wurden Dutzende von Einsätzen mit Kampfflugzeugen, Bombern und Drohnen geflogen:
  • In Syrienkonzentrierten sich die Luftangriffe auf die Regionen Al-Hasakah, Ar-Raqqah, Marea (nördlich von Aleppo) und Ain Issa. Dabei wurden unter anderem IS-Aktivisten, Gebäude, Kampfstellungen und Fahrzeuge getroffen.
  • Im Irakstanden die Regionen Ramadi, Falluja, Kisik, Mosul, Baiji, Habaniyah und Sinjar im Mittelpunkt der Angriffe. Dabei wurden unter anderem IS-Aktivisten, Bombenwerkstätten, Schießstellungen, Gebäude, Bunker, Truppen-konzentrationen, Gefechtsstände, mit Sprengstoff präparierte Fahrzeuge, Artilleriewaffen und Kontrollpunkte getroffen.
Die Aktivitäten der Anti-IS-Koalition
  • Im Irak griffen die Luftwaffen der Anti-IS-Koalition Ziele des IS in der Stadt Ramadi an und unterstützten die irakische Armee bei der Einnahme der Stadt. Der Sprecher der internationalen Anti-IS-Koalition, Steve Warren, gab Details zu den Operationen in der Stadt Ramadi bekannt, die zur Unterstützung der irakischen Armee ausgeführt wurden. Er sagte unter anderem, die internationale Koalition sei in den Wüstengebieten im Osten Syriens und in der Bergregion nördlich der Stadt Baiji aktiv, um die irakischen Sicherheitskräfte zu unterstützen (Website des amerikanischen Außenministeriums, 22. Dezember 2015).
  • Die Pariser Zeitung Le Parisienpublizierte einen Bericht, wonach der IS im vergangenen Jahr 14% des von ihm 2014 kontrollierten Gebietes eingebüßt hat. Demnach sollen sich die IS-Aktivisten in Nordsyrien angesichts der massiven Angriffe auf dem Rückzug befinden, und der IS könnte deshalb seine Strategie ändern (Le Parisien, 24. Dezember 2015).
  • Im Jahre 2015 verlor der IS tatsächlich weite Gebiete, die er zuvor kontrolliert hatte, vor allem im Irak, aber auch in Syrien. Im Irakfielen der irakischen Armee und den schiitischen Milizen die wichtigen Städte Tikrit und Baiji nördlich von Bagdad in die Hände, und kurdische Kräfte (Peschmerga) eroberten die Region Sinjar. In Syrien gelang kurdischen Kräften (YPG) die Einnahme der Städte Kobani und Tel Abiyad. Sie kontrollieren nunmehr ein zusammenhängendes Gebiet, das den größten Teils des Grenzraums an der türkischen Grenze ausmacht. Der IS musste überdies Niederlagen beim Al-Yarmouk-Camp südlich von Damaskus hinnehmen (wo die Evakuierung seiner Kräfte und ihrer Familien vorgesehen war), auf den südlichen Golanhöhen (wo die IS-nahen Yarmouk-Märtyrer-Brigaden an Stärke einbüßten) sowie östlich von Aleppo (wo es syrischen Regierungstruppen gelang, die Belagerung des Luftwaffenstützpunkts Kweires zu durchbrechen).

 


Das russische Engagement im syrischen Bürgerkrieg

  • Die russische Luftwaffe führte ihre Angriffseinsätze in Syrien fort, vor allem in den Regionen Homs, Edlib, Latakia, Aleppo, Hama, Deir Ez-Zur und Damaskus. Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums sagte, die russische Luftwaffe habe in der vergangenen Woche rund 300 Einsätze geflogen, bei denen über 1.000 Angriffe auf Ziele in Syrien ausgeführt worden seien. Dabei habe die russische Luftwaffe Fluggeräte auf einem Traningsgelände in Edlib getroffen, auf dem sich Instrukteure von Nachbarländern aufgehalten hätten, eine Kommandozentrale der Organisation Ahrar Al-Sham in Aleppo sowie Lastwagen in Homs, die Waffen für den IS transportiert hätten, drei Tanklastwagen und eine größere Zahl von Lastwagen bei Deir Ez-Zur (Tass, 23. Dezember 2015).
  • Laut dem russischen Verteidigungsminister flog die russische Luftwaffe seit Beginn des russischen Engagements in Syrien 5.240 Einsätze, darunter 145 Langstreckeneinsätze.Als Erfolge erwähnte der Verteidigungsminister unter anderem die Durchbrechung der Belagerung des Luftwaffenstützpunktes Kweires in Nordsyrien und die Befreiung weiterer Gebiet in dessen Umgebung, die nun von syrischen Regierungstruppen gehalten würden. Ein zusätzlicher Erfolg sei die Beeinträchtigung des Erdölsexports durch den IS gewesen. Nach seinen Worten wurden über zweitausend Tanklastwagen und zahlreiche Erdölanlagen zerstört. Trotz den Angriffen habe der Erdölexport des IS jedoch nicht aufgehört. Er fände nun in den Nachtstunden und in kleinen Kolonnen besonders entlang der irakischen Grenze statt, erklärte der russische Verteidigungsminister (Reuters, 25. Dezember 2015).
  • Amnesty International hat einen Bericht veröffentlicht, der sich mit den russischen Luftangriffen in den Regionen Homs, Edlib und Aleppo zwischen September und November 2015 beschäftigt. Der Bericht konzentriert sich auf sechs Angriffe, bei denen laut Amnesty mindestens zweihundert Zivilisten getötet und tausende weitere Zivilisten verletzt wurden. Amnesty International zitiert angebliche Indizien dafür, dass die Behörden in Russland Fälle, bei denen Zivilisten, eine Moschee, ein Feldlazarett und bewohnte Gebiete wahllos bombardiert worden seien, zu vertuschen versucht hätten. Russland stehe damit im Verdacht, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Zudem wird im Bericht behauptet, es gebe Beweise dafür, dass Russland in bewohnten Gebieten ungezielt Streubomben eingesetzt habe (Website Amnesty International, 23. Dezember 2015).
  • Hochrangige russische Regierungsvertreter dementierten den Bericht umgehend:
  • Der Sprecher des russischen Präsidentenamtes, Dimitri Peskow, sagte, Russland liege keine Information über die im Bericht erwähnten Zwischenfälle vor, die Vertrauenswürdigkeit der Anschuldigungen könnten deshalb nicht beurteilt werden (Tass, 23. Dezember 2015).
  • Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, wies die Behauptungen von Amnesty zurück und bezeichnete sie als lügnerisch. Der Bericht lege keinerlei Beweise für die darin gemachten Anschuldigungen vor (Tass, 23. Dezember 2015).
  • Der Oberkommandierende der russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte, Viktor Bondarew, sagte, es habe keinen Fall gegeben, bei dem russische Piloten zivile Ziele wie Krankenhäuser, Moscheen oder Schulen beschossen hätten. Die Anschuldigungen entbehrten jeder Grundlage und deuteten aufgrund fehlender Beweise auf die mangelnde Vertrauenswürdigkeit des Berichts hin (Tass, 27. Dezember 2015).
  • Der Operationschef des russischen Generalstabs sagte, Russland sei bereit, seinen Partnern, die USA mit eingeschlossen, jede Information zu überlassen, die dem Krieg gegen den IS dienen könne.Russland erwarte von den USA und ihren Partnern der Anti-IS-Koalition in dieser Sache aber Gegenseitigkeit. Der Sprecher des amerikanischen Verteidigungsministeriums bemerkte dazu, die USA habe nicht die Absicht, in der Syrienfrage mit Russland zu kooperieren, solange Russland das Assad-Regime unterstütze (sputnik, 25. Dezember; RT, 27. Dezember 2015).

Die wichtigsten Entwicklungen in Syrien