Der Weltdschihad im Blickpunkt (31. Dezember 2015 – 6. Januar 2016)

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Luftbild: die russische Luftwaffe beim Angriff auf Ölanlagen in Syrien (Tass, 30. Dezember 2015)

Vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Luftbild: die russische Luftwaffe beim Angriff auf Ölanlagen in Syrien (Tass, 30. Dezember 2015)

Qassem Soleimani bei einem Auftritt vor vom Iran gesteuerten schiitisch-irakischen Milizionären in Aleppo (Al-Alam, 30. Dezember 2015)

Qassem Soleimani bei einem Auftritt vor vom Iran gesteuerten schiitisch-irakischen Milizionären in Aleppo (Al-Alam, 30. Dezember 2015)

Die von Zerstörungen gezeichnete Ortschaft Mheen nach ihrer Befreiung aus der Hand des IS

Die von Zerstörungen gezeichnete Ortschaft Mheen nach ihrer Befreiung aus der Hand des IS

Militärfahrzeuge der irakischen Armee gehen nach einem Angriff des IS auf einen Armeestützpunkt nördlich von Ramadi in Flammen auf (Akhbar Dawlat al-Islam, 1. Januar 2016)

Militärfahrzeuge der irakischen Armee gehen nach einem Angriff des IS auf einen Armeestützpunkt nördlich von Ramadi in Flammen auf (Akhbar Dawlat al-Islam, 1. Januar 2016)

IS-Aktivisten bei einer Lagebesprechung vor dem Angriff auf die irakische Militärbasis östlich von Falluja (Akhbar Dawlat al-Islam,3. Januar 2016)

IS-Aktivisten bei einer Lagebesprechung vor dem Angriff auf die irakische Militärbasis östlich von Falluja (Akhbar Dawlat al-Islam,3. Januar 2016)

Das Bekennerschreiben des IS in arabischer und russischer Sprache zum Anschlag in Dagestan (Akhbar Dawlat al-Islam, 30. Dezember 2015)

Das Bekennerschreiben des IS in arabischer und russischer Sprache zum Anschlag in Dagestan (Akhbar Dawlat al-Islam, 30. Dezember 2015)

Abschlusszeremonie eines Scharfschützenkurses des IS im Sinai (Akhbar Dawlat al-Islam, 30. Dezember 2015)

Abschlusszeremonie eines Scharfschützenkurses des IS im Sinai (Akhbar Dawlat al-Islam, 30. Dezember 2015)

Videoclip der Hinrichtung von fünf Männern, offenbar Briten

Videoclip der Hinrichtung von fünf Männern, offenbar Briten


Die Ereignisse der Woche im Überblick

  • Auch diese Woche stand der IS an den verschiedenen Kriegsschauplätzen im Irak und in Syrien unter Druck. In der Stadt Ramadi und Umgebung führte die irakische Armee ihre Säuberungskampagne weiter, die syrische Armee nähert sich der (nordöstlich von Aleppo) gelegenen Stadt Al-Bab sowie der Stadt Al-Qaritin südöstlich von Homs. Glelchzeitig wurden, vor allem bei Angriffen der russischen Luftwaffe, Erdölförderanlagen und –terminals beschädigt, die im Herrschaftsgebiet des IS liegen, worauf der IS mit forcierter Guerillakriegsführung reagierte, d.h. mit dem Einsatz von Selbstmordattentätern und Autobomben gegen die irakische und die syrische Armee sowie gegen kurdische Einheiten.
  • Während er sich im Irak und in Syrien in der Defensive befindet, breitet sich der IS in Libyen weiter aus. Diese Woche wurde berichtet, dass  der IS die Stadt  Bin Jawad westlich der wichtigen Erdölanlagen im Hafen von As-Sidr und  Ras Lanuf erobert hat. Nach der Eroberung der Stadt griff der IS den Hafen As-Sidr  (den größten Ölhafen Libyens) sowie die Stadt Ras Lanuf an. Der IS scheint nun also zu versuchen, sich östlich von seinem Herrschaftszentrum in Sirte in Richtung Osten auszubreiten und die dort gelegenen Ölanlagen und später auch die Ölfelder unter seine Kontrolle zu bringen, um seine finanzielles, politisches und militärisches Potenzial auszuweiten.

 

Das internationale Engagement gegen den IS
Die Angriffe der USA und ihrer Koalitionspartner
  • Diese Woche dauerten die Luftangriffe der USA und ihrer Koalitionspartner auf Ziele des IS an. Kampfflugzeuge, Bomber und Drohnen der Anti-IS-Koalition flogen Dutzende von Einsätzen. Nachfolgend das Wichtigste zu diesen Angriffen:
  • In Syrienkonzentrierten sich die Angriffe auf die Regionen Ar-Raqqah, Deir Ez-Zur, Albu Kamal (südöstlich von Deir Ez-Zur), Manbij (nordöstlich von Aleppo), Marea, (nördlich von Aleppo) und Ain Issa (nördlich von Ar-Raqqah).Dabei wurden außer IS-Aktivisten auch Öl- und Gasanlagen, Baufahrzeuge, Gebäude, Kampfstellungen, Waffenwerkstätten, Fahrzeuge etc. getroffen.
  • Im Irakstanden Luftangriffe in der Region Ramadi zur Unterstützung der irakischen Sicherheitskräfte bei der Säuberung der Stadt und ihrer Umgebung von IS-Elementen im Vordergrund. Zudem griff die internationale Anti-IS-Koalition Ziele in den Regionen Falluja, Hit, Kisik, Mosul, Kirkuk, Al-Baghdadi (nordwestlich von Ramadi), Sultan Abdullah (südöstlich von Mosul), Qayyarah (südlich von Mosul), Tel Afar und Albu Hayat (westlich von Ramadi und Sinjar) an. Bei diesen Angriffen wurden unter anderem IS-Aktivisten, Bombenwerkstätten, Schießstellungen, Waffen, Gebäude, Brücken, Bunker, Tunnels, Gefechtsstände, Fahrzeuge, solche mit Bomben, Straßensperren etc. getroffen (Website des amerikanischen Verteidigungsministeriums, 31. Dezember 2015 – 3. Januar 2016).
Das Engagement Frankreichs und Deutschlands
  • Am 1. Januar 2016berichtete der TV-Kanal Al-Arabiya, französische Kampfflugzeuge hätten von ihrem jordanischen Stützpunkt aus Ölanlagen des IS in der Nähe der Stadt Ar-Raqqah angegriffen (Al-Arabiya, 1. Januar 2016). Zudem wurde gemeldet, französische Kampfflugzeuge hätten in der Nacht vom 2. auf den 3. Januar 2016 eine Raketenfabrik rund zehn Km östlich von Aleppo zerstört.
  • Am 3. Januar 2016wurde berichtet, dass Deutschland Aufklärungsflugzeuge in die Türkei verlegt. Die Flugzeuge werden auf dem südtürkischen Militärflugplatz Konya (der auch für zivile Zwecke genutzt wird) erwartet (Russia Today, 3. Januar 2015).

Das russische Engagement im syrischen Bürgerkrieg

  •  Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, erklärte, die russische Luftwaffe habe in der vergangenen Woche über 120 Einsätze geflogen, bei denen mehr als 420 Terrorziele angegriffen worden seien.424 Terrorziele in den Regionen Aleppo, Idlib, Latakia, Hama, Homs, Damaskus, Dar’a und Deir Ez-Zur seien dabei zerstört worden (Tass, 30. Dezember 2015).
  • Die russischen Luftangriffe konzentrieren sich weiterhin auf das Erdölförder- und -vertriebssystem unter dem IS, wobei auf der Medienebene gleichzeitig die zentrale Rolle der Türkei im Ölhandel in der Region hervorgehoben wird. Diese Woche berichteten russische Quellen über folgende Angriffseinsätze:
  • In der Region Idlibzerstörten russische Kampfflugzeuge eine aus Dutzenden von Fahrzeugen bestehende Tanklastwagenkolonne, die sich auf die türkische Grenze zubewegte (Tass, 30. Dezember 2015).
  • In den Regionen Deir Ez-Zur und Aleppowurden sechs Erdölterminals bzw. Förderanlagen zerstört (Tass, 30. Dezember 2015).
  • Parallel zu den Luftangriffen führen die Russen einen Medien- und Informationskrieg gegen die Türkei und die Teilnehmerstaaten der internationalen Anti-IS-Koalition:
  • Mahmud Ghazi Tatar, ein gefangener IS-Kämpfer, der in der Türkei rekrutiert worden war und von kurdischen Einheiten gefangen genommen wurde, gibt in einem Fernseh-Interview Details zur türkischen Rolle im Ölhandel mit dem IS preis: Jeden Tag passieren Dutzende von Tanklastwagen mit illegaler Ölladung die Grenze zur Türkei, sagte er. „Viele Lastwagen passieren jeden Tag die türkisch-syrische Grenze in Richtung Syrien und kehren voll beladen mit Treibstoff wieder zurück.“ Der Ölhandel werde von Geschäftsleuten betrieben. Die Ölreserven des IS reichten für lange Zeit, sagt Tatar (RT, 2. Januar 2016).
  • Das russische Verteidigungsministerium warf der von den USA geführten Koalition Unfähigkeit in ihrem Kampf gegen den Islamischen Staat vor.Die Koalition gebe nur vor, den IS zu bekämpfen, sagte der Sprecher und behauptete, die amerikanischen Kampfflugzeuge griffen in Wirklichkeit weder Tanklastwagenkolonnen auf dem Weg in die Türkei noch bekannte IS-Hochburgen im Irak an (Tass, 31. Dezember 2015).

Die wichtigsten Entwicklungen in Syrien

Allgemeine Übersicht
  • Die syrische Armee und Rebellenorganisationen setzen den IS in den Großräumen Aleppo und Homs weiter unter Druck. Die syrische Armee weitet ihren Herrschaftsbereich östlich und nordöstlich von Aleppo aus und setzt sich im ländlichen Raum südlich der Stadt fest. Auch im ländlichen Raum südöstlich von Homs errang die syrische Armee mit der Eroberung der Ortschaft Mheen und deren Umgebung einige Erfolge. Im Gebiet zwischen Aleppo und der türkischen Grenze wird der IS von anderen Rebellenorganisationen unter Druck gesetzt. Der IS setzt seinerseits auf Guerillataktik im Kampf gegen seine zahlreichen Feinde, unter ihnen auch kurdische Kräfte, und greift sie mit Selbstmordattentaten an.

Die Provinz Aleppo
  • Die syrische Armee hat ihren Machtbereich östlich von Aleppo vom Luftwaffenstützpunkt Kweires nach Norden in Richtung der vom IS kontrollierten Stadt Al-Bab ausgeweitet. Einheiten der syrischen Armee sind nun nur noch rund 10 Km von der Stadt Tadif südlich von Al-Bab entfernt (ARA News, 1. Januar 2016). Der IS versucht, den Vormarsch der syrischen Regierungstruppen mit Guerillaaktionen aufzuhalten. Diese Woche meldete der IS die Sprengung eines von einem Selbstmordattentäter gesteuerten und mit Sprengstoff beladenen Lastwagens nördlich des Luftwaffenstützpunkts Kweires (Aamaq, 4. Januar 2016).
  • Die Stadt Al-Bab, deren Vororte die syrische Armee bereits erreicht hat, liegt rund 35 Km nordöstlich von Aleppo an einer wichtigen Verbindungsstraße in Richtung Nordosten. Die Stadt ist ein bedeutendes Landwirtschafts-, Industrie- und Handelszentrum Nordsyriens. Als wichtiger Stützpunkt des IS wird sie seit einem Monat intensiv von der russischen Luftwaffe bombardiert (Baladi News, 4. Januar 2016; all4syria.info, 17. Dezember 2015).
Das iranische Engagement
  • Am 30. Dezember 2015 strahlte der iranische TV-Kanal Al-Alam ein Videoclip aus, das Qassem Soleimani, den Kommandeur der Quds-Einheit der iranischen Revolutionsgarde, in Aleppo zeigt. Soleimani spricht auf einem Fahrzeug stehend zu Milizionären der schiitisch-irakischen Miliz Harakat al-Nujaba (einer Miliz, die sich aus im Irak rekrutierten schiitischen Aktivisten zusammensetzt, an der Seite des syrischen Regimes kämpft und von der iranischen Revolutionsgarde instruiert wird). Er spricht gebrochen Arabisch und mit starkem persischen Akzent. Soleimani begrüßt die schiitischen Milizionäre und sagt, das „ist der Beginn unseres Engagements zur Rettung der Menschen, nicht nur unserer Leute, sondern aller Menschen in Syrien“ (Al-Alam, 30. Dezember 2015). Sein Auftritt reflektiert unseres Erachtens die bedeutende Rolle, die Soleimani und weitere iranische Aktivisten bei der Offensive der syrischen Armee im Raum Aleppo spielen.
Die Provinz Homs
  • Nach mehrwöchigen Kämpfen gelang es der syrischen Armee, unterstützt von der russischen Luftwaffe, dem IS die rund 60 Km südöstlich von Homs gelegene Ortschaft Mheen zu entreißen (29. Dezember 2015). Zudem brachten syrischen Regimetruppen Anhöhen südwestlich von Mheen sowie zwei Dörfer nordöstlich davon (Hadath und Hawarin) unter ihre Kontrolle (@KhaledgAlkhateb, 30. Dezember 2015; 29. Dezember 2015; Al-Watan, 30. Dezember 2015).
Der Verlust der Ortschaft Mheen bzw. deren Einnahme durch die syrische Armee ist eine weitere Niederlage für den IS, der immer mehr nach Osten abgedrängt wird. Das nächste Ziel der syrischen Armee dürfte die östlich von Mheen gelegene Stadt Al-Qaryatayn[1] sein.

 

Der kurdisch kontrollierte Raum
  • Während die kurdischen Kräfte auf dem Schlachtfeld Erfolge erringen (Eroberung des Tischrin-Staudammes am Euphrat), intensiviert der IS seinen Guerillakrieg gegen die Kurden. Diese Woche wurde berichtet, Selbstmordattentäter seien in Tal Abyad nahe der türkischen Grenze in eine Kommandozentrale der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) eingedrungen und hätten Sprengstoffgürtel gezündet (Aamaq, 30. Dezember 2015). In der Ortschaft Ain Issa südlich der Stadt Kobani (an der türkischen Grenze) brachte der IS an einem Sammelpunkt kurdischer Einheiten eine Autobombe zur Explosion. Bei diesen Angriffen wurden nach Darstellung des IS Dutzende von Kämpfern der YPG und der Freien Syrischen Armee getötet oder verletzt (Aamaq, 30. Dezember 2015). Zudem vermeldete der IS, seine Leute hätten einige Anschläge in der nordostsyrischen Stadt Qamishli verübt (Aamaq, 31. Dezember 2015).
Die Golanhöhen
Die Rückeroberung Al-Shaykh Maskin
  • Am 2. Januar 2016 eroberte die syrische Armee nach dreitätigem Kampf die Ortschaft Al-Shaykh Maskin auf den südlichen Golanhöhen aus der Hand von Rebellenorganisationen, darunter die Al-Nusra-Front, zurück. Dabei wurden mindestens fünfzig Bewaffnete getötet und 250 verletzt. Die syrische Armee hofft, damit die Nachschubrouten der Rebellenorganisationen von Jordanien abschneiden zu können (Tass, 2. Januar 2016). Die Einnahme der Ortschaft durch die syrische Armee bedroht die Rebellenhochburgen auf den südlichen Golanhöhen und im Raum Daraa.
  • Derweil starteten die Rebellenorganisationen eine Gegenoffensive mit dem Ziel, den Ort wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Syrische und andere arabische Medien berichteten am 5. Januar 2016, die Rebellenorganisationen hätten Teile von Al-Shaykh Maskin zurückerobert (vermutlich der östliche Dorfteil) und hätten den syrischen Regierungstruppen dabei schwere Verluste zugefügt.
Die Yarmouk-Märtyrer-Brigade dementiert Verbindung zum IS
  • Die IS-nahe Yarmouk-Märtyrer-Brigade, die auf den südlichen Golanhöhen aktiv ist, hat in den sozialen Netzwerken im Internet eine Erklärung veröffentlicht, worin sie ihre Unabhängigkeit unterstreicht. Man gehöre keinem anderen Machtfaktor und keiner anderen Organisation an. Die Yarmouk-Märtyrer-Brigade dementiert zudem die Verbindung zum IS, trotz der negativen Medienkampagne gegen die Organisation (2. Januar 2016). Die Brigade dürfte mit dieser Erklärung versuchen, den schweren Druck zu lindern, den die Al-Nusra-Front, die anderen Rebellenorganisationen und die syrische Armee auf sie ausüben. Bislang ist unklar, ob diese Erklärung von konkreten Maßnahmen begleitet war, um die enge Verbindung zwischen der Yarmouk-Märtyrer-Brigade und dem IS zu lockern oder ganz abzubrechen.
Der Transfer von Al-Nusra-Front-Aktivisten von Daraa nach Idlib
  • Laut einem Bericht der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde der Transfer von 212 Aktivisten der Al-Nusra-Front von Daraa nach Idlib vereinbart. Im Gegenzug sollen drei hohe iranische Offiziere freikommen, die in Daraa festgehalten werden (Voice of Beirut, 2. Januar 2016). Bislang ist über die Umsetzung der Vereinbarung nichts bekannt.

Die wichtigsten Entwicklungen im Irak

Die Stadt Ramadi und die Provinz Al-Anbar
Die irakische Armee fährt mit der Säuberung von Widerstandsnestern in der Stadt Ramadi fort, deren Rückeroberung noch nicht abgeschlossen ist.In der Stadt und außerhalb kommt es immer noch vereinzelt zu Kämpfen zwischen irakischen Soldaten und IS-Aktivisten. Der Guerillakrieg des IS scheint sich auf die nördlichen und nordöstlichen Vororte der Stadt zu konzentrieren, doch der IS versucht, ihn auch an weitere Orte in der Provinz Al-Anbar zu tragen.

 

  • Die irakische Armee fährt mit der Säuberung von Widerstandsnestern in der Stadt Ramadi fort, deren Rückeroberung noch nicht abgeschlossen ist.In der Stadt und außerhalb kommt es immer noch vereinzelt zu Kämpfen zwischen irakischen Soldaten und IS-Aktivisten. Der Guerillakrieg des IS scheint sich auf die nördlichen und nordöstlichen Vororte der Stadt zu konzentrieren, doch der IS versucht, ihn auch an weitere Orte in der Provinz Al-Anbar zu tragen.
  • Am Tharthar-Sees nördlich von Ramadi, wohin sich die IS-Aktivisten bei ihrer Flucht aus der Stadt offenbar zurückgezogen haben, wurde am 3. Januar 2016 ein Angriff des IS auf eine Kommandozentrale der irakischen Armee zurückgeschlagen. Der Angriff war mit sechs mit Sprengstoff präparierten und von Selbstmordattentätern gelenkten Fahrzeugen ausgeführt worden, die Sprengstoffgürtel am Körper zündeten. Laut dem Polizeikommandant der Provinz Al-Anbar töteten die irakischen Sicherheitskräfte zahlreiche IS-Aktivisten (Al Jazeera, 3. Januar 2016). Am 30. Dezember 2015 schlug die irakische Armee einen Angriff des IS auf den Staudamm des Tharthar-Sees zurück. Dabei sollen zwölf IS-Aktivisten getötet worden sein (Al-Sumaria, 30. Dezember 2015).
  • Im Umkreis der Stadt Haditha halten die Kämpfe zwischen dem IS, einerseits und sunnitischen Stammeskämpfern und der irakischen Armee, andererseits, an. Dabei werden sie von den Luftwaffen der USA und der anderen Staaten der Anti-IS-Koalition unterstützt. Laut Berichten vom 3. Januar 2016 konnten die meisten Angriffe des IS auf die Stadt aufgehalten werden. Indes dauern die Kämpfe in östlichen Stadtteilen an, in die IS-Aktivisten eingedrungen waren. Den Berichten zufolge verlor der IS bei den Kämpfen zahlreiche Aktivisten, und Dutzende von mit Sprengstoff präparierten Fahrzeugen seien zerstört worden (Al-Arabiya, 3. Januar 2016). Die irakische Armee behauptet, der IS habe bei den Kämpfen um die Stadt Haditha siebzig Aktivisten verloren (Dimashq al-Aan, 5. Januar 2016). 
  • Der Guerillakrieg des IS gegen die irakische Armee in der Provinz Al-Anbar ist von Propagandatätigkeit begleitet, deren Zweck darin besteht, den Schlag abzumildern, den der IS einstecken musste. Gleichzeitig soll damit veranschaulicht werden, dass der Krieg auch nach dem Verlust der Stadt Ramadi noch lange nicht zu Ende ist. In diesem Rahmen veröffentlichte der IS ein Videoclip, der den Kampf seiner Aktivisten gegen die irakischen Sicherheitskräfte vermutlich im Raum Ramadi dokumentieren soll. Der Clip zeigt den Abschuss von Mörsergranaten, schweres Maschinengewehrfeuer und die Sprengung von Autobomben (Akhbar Dawlat al-Islam, 3. Januar 2016)
Falluja
  • Der IS versucht, der Belagerung Fallujas mit einem Guerillakrieg gegen die irakische Armee im Umkreis der Stadt zu begegnen. Am 2. Januar 2016 bekannte sich der IS zu einem Angriff, in dessen Verlauf acht Aktivisten in einen Armeestützpunkt östlich der Stadt eingedrungen seien. Bei dem Angriff seien Dutzende von Soldaten der irakischen Armee getötet worden (Akhbar Dawlat al-Islam,3. Januar 2016).
Salah ad-Din
  • IS-Aktivisten griffen am 2. Januar 2016 westlich der Stadt Samarra irakische Sicherheitskräfte an. Als die Luftwaffen des Irak oder der USA und der internationalen Koalition eingriffen, zogen sie sich zurück (Al Jazeera, 3. Januar 2016).
  • Am 3. Januar 2016 meldete ein irakischer Polizeioffizier, 13 irakische Polizisten seien bei einem Angriff von Selbstmordterroristen auf eine Luftwaffenbasis bei der Stadt Tikrit (Camp Speicher) getötet worden. Sechs Selbstmordattentäter seien in Uniformen der irakischen Armee gekleidet in die Basis eingedrungen (Al-Arabiya, 3. Januar 2016). Der IS bekannte sich zum Anschlag (Akhbar Dawlat al-Islam, 3. Januar 2016).
  • Am 4. Januar 2016 meldete der IS die Eroberung rund der Hälfte des Staudammes von Samarra rund 44 Km westlich der Stadt (Aamaq, 4. Januar 2016).

Ägypten und die Sinaihalbinsel

  • Anfang Januar 2016 wurde die Operation „Recht des Märtyrers“ wieder aufgenommen, in deren Rahmen die ägyptischen Sicherheitskräfte ihre intensive militärische Tätigkeit vor allem im Nordsinai (im Raum Rafah – Sheikh Al-Zuweid und besonders in Al-Quseima) fortsetzen. Sprecher der ägyptischen Armee und ägyptische Medien berichteten über die bisherigen Erfolge der Operation. Die ägyptischen Quellen meldeten die Verhaftung von 29 Terroraktivisten, die Beschlagnahmung von Waffen und Stoffen für die Sprengstoffherstellung sowie die Zerstörung von Autos und Motorrädern, die von Terroraktivisten benutzt wurden. Zudem seien 550 Kg Drogen sichergestellt und 18 Sprengsätze entschärft worden. Überdies vernichteten die ägyptischen Sicherheitskräfte eigenen Angaben zufolge Lagereinrichtungen und Sprengstoffe (Facebook-Seite des Sprechers der ägyptischen Streitkräfte; Al-Masry al-Youm, 3. Januar 2016).
  • Laut Berichten vom 2. Januar 2016 fand eine Einheit der ägyptischen Streitkräfte im Raum Al-Quseima, rund 73 Km südöstlich von El-Arish ein Versteck, in dem eineinhalb Tonnen Sprengstoff gelagert wurden. Der Sprengstoff war in 32 Säcken abgepackt. Zudem wurden eine große Menge Munition, schwere Maschinengewehre, zwei Geländefahrzeuge und zwei Tonnen Treibstoff sichergestellt (Facebook-Seite des Sprechers der ägyptischen Streitkräfte, 2. Januar 2016). Des Weiteren wurde berichtet, Polizeikräfte hätten im Raum Nakhl im mittleren Teil der Sinaihalbinsel ein großes Waffenlager der Provinz Sinai des IS ausgehoben (Portal Veto, 5. Januar 2016).
  • Trotz intensiver Tätigkeit der ägyptischen Sicherheitskräfte kam es auch diese Woche zu Guerillaaktionen des IS:
  • Am 3. Januar 2016explodierten zwei Sprengsätze südlich von El-Arish, als ägyptische Sicherheitskräfte den Ort passierten. Dabei wurde niemand verletzt und es entstand kein Sachschaden. Am selben Tag explodierten im Osten von El-Arish und im Raum Sheikh-Zuweid zwei Bomben, die einen Sanidtäter und einen Fahrer verletzten (Al-Youm al-Sabea, 3. Januar 2016).
  • Am 3. Januar 2016entschärften die ägyptischen Sicherheitskräfte einen Sprengsatz in El-Arish (Al-Masry al-Youm, 3. Januar 2016).
  • Am 3. Januar 2016bekannte sich der IS zu einem Anschlag, bei dem ein ägyptischer Offizier und vier Soldaten in einem Hinterhalt in Rafah getötet sowie weitere verletzt wurden (Aamaq, 3. Januar 2016).
  • Am 4. Januar 2016veröffentlichte ein IS-nahes Twitter-Konto ein Bekennerschreiben in Zusammenhang mit einem Raketenangriff auf den Kontrollpunkt Al-Jora südlich von Sheikh Zuweid.
  • Auf dem ägyptischen Festlandübernahm der IS-Ableger auf der Sinaihalbinsel die Verantwortung für die Explosion einer Bombe an einem Kontrollpunkt der ägyptischen Polizei im Raum Al Munib südlich von Gizeh (rund 7 Km vom Kairoer Stadtzentrum entfernt). Bei der Explosion wurden alle Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Explosion dort aufhielten getötet oder verletzt (Aamaq, 31. Dezember 2015).
  • Zwei Ansar Bayt al-Maqdis-Aktivisten gestanden in Haft, dschihadistische Organisationen hätten für den Jahrestag der Revolution vom 25 Januar (die Absetzung Mursis) eine Reihe von Bombenanschlägen und Überfällen geplant. Zu diesem Zweck seien große Summen bereitgestellt worden. Die Verhafteten verrieten den ägyptischen Sicherheitskräften Waffen- und Sprengstofflager, die hernach von den Sicherheitskräften zerstört wurden. Zudem gaben die Gefangenen die Namen der Terroraktivisten preis, die zur Ausführung der Anschläge bestimmt waren (Al-Akhbar, 30. Dezember 2016).
  • Trotz Druck, den die ägyptischen Sicherheitskräfte auf den IS ausüben, gab dieser bekannt, dass man die Infrastruktur der Organisation auf der Sinaihalbinsel ausbaue. Am 30. Dezember 2015 veröffentlichte der IS-Ableger im Sinai Fotos von der Abschlusszeremonie eines Scharfschützenkurses der Organisation (Akhbar Dawlat al-Islam, 30. Dezember 2015).

Der Weltdschihad in weiteren Ländern

Libyen
  • Am 4. Januar 2016 gab der IS die Eroberung der Stadt Bin Jawad bekannt, die sich im so genannten Ölhalbmond Libyens befindet (Aamaq, 4. Januar 2016). Die Bedeutung der Stadt liegt in ihrer Nähe zum Hafen As-Sidr, dem größen Ölhafen Libyens (rund 28 Km östlich von Bin Jawad). Derzeit ist die Funktionstüchtigkeit des Hafens aufgrund der anhaltenden Kämpfe in der Region eingeschränkt. Sollte es dem IS gelingen, auch den Hafen As-Sidr und die Ölanlagen in Ras Lanuf unter seine Kontrolle zu bringen, wäre das ein wichtiger Schritt zur Etablierung der Herrschaft des IS über die Ölanlagen und -felder in Libyen und damit zur Erhöhung seiner finanziellen, politischen und militärischen Möglichkeiten.
  • Nach der Einnahme der Stadt Bin Jawad gab der IS (am 4. Januar 2016) bekannt, dass seine Aktivisten beim Ölhafen As-Sidr einen Angriff ausgeführt hätten. Ein Aktivist habe als Selbstmordattentäter eine Autobombe an der Einfahrt zum Hafen gezündet. Darauf seien vor Ort Kämpfe zwischen IS-Aktivisten und dem Wachpersonal des Hafens entbrannt. Letzterem sei es trotz Verlusten gelungen, die IS-Aktivisten in die Flucht zu schlagen. Laut Berichten wurden dabei fünf IS-Aktivisten getötet (Twitter-Konto; Sky News, arabischer Kanal; Africa News Portal, 4. Januar 2016). Der IS veröffentlichte einige Fotos, auf denen dschihadistische Aktivisten in den Ölanlagen von As-Sidr zu sehen sind. Zudem griff der IS die Stadt Ras Lanuf an (wo sich ebenfalls Ölanlagen befinden), doch es gelang ihm nicht, in die Stadt selbst vorzustoßen (Reuters, 5. Januar 2016).
Derna
  • Ein hoher Vertreter des Schura-Rates der Dschihad-Kämpfer von Derna, Saad al-Tira, dementierte die Zugehörigkeit seiner Organisation zur Al-Qaida. Die Mitglieder seiner Organisation seien „Konservative“, die gegen Gaddafi gewesen seien, und man kämpfe solange weiter, bis sämtliche Gegner der Revolution in Libyen ausgemerzt seien. Er fügte hinzu, dass die Kämpfer der Organisation nach Sirte vorstoßen würden, sobald Derna von IS-Kämpfern befreit sei (Bawabat Ifriqya al-Ikhbariya, 3. Januar 2016).
Ajdabiya
  • Eine Lokalmiliz in der Stadt Ajdabiya (östlich des Hafens As-Sidr), die sich „Schura-Rat der Revolutionäre von Ajdabiya und ihrer Vorstädte“ nennt, veröffentlichte eine Erklärung, in der dementiert wird, dass die Organisation dem IS die Treue geschworen habe. Damit reagiert die Miliz auf ein in den sozialen Netzwerken kursierendes Videoclip, in dem bewaffnete Vermummte mit einer IS-Fahne zu sehen sind, wobei ein Aktivist einen Treueschwur zum IS-Anführer Abu Bakr Al-Baghdadi leistet. In der Erklärung heißt es, es habe sich um die Einzelinitiative eines Mitglieds der Miliz gehandelt, der daraufhin ausgeschlossen worden sei (Akhbar Libya 24, 31. Dezember 2015 und 3. Januar 2016).
Russland
Anschlag mit Schusswaffen in Dagestan
  • In den Abendstunden des 29. Dezember 2015 wurde in der Stadt Derbent in der südrussischen Republik Dagestan ein Anschlag mit Schusswaffen verübt. Der Anschlag zielte auf Touristen, die die Festung in der Altstadt besuchten. Dabei wurde ein Zivilist getötet und 11 weitere verletzt. (RT, 30. Dezember 2015). Zudem starb bei dem Anschlag ein Offizier des Inlandgeheimdienstes der Russischen Föderation (FSB).
  • Der IS veröffentlichte (am 30. Dezember 2015) eine Mitteilung in arabischer und russischer Sprache, in der er sich zum Anschlag bekennt.Dem Bekennerschreiben zufolge wurde bei dem Anschlag ein russischer Geheimdienstoffizier getötet und weitere Personen verletzt. Die IS-Aktivisten seien unversehrt zu ihrer Basis zurückgekehrt (Akhbar Dawlat al-Islam, 30. Dezember 2015).
  •  Der Präsident Dagestans, Ramasan Abdulatipov, sagte, rund 600 Einwohner hätten die Stadt Derbent verlassen und sich dem Islamischen Staat angeschlossen. Der lokale Polizei bezifferte diese Zahl gar auf 900 (RT, 31. Dezember 2015).

Der Kampf um die Herzen und den Verstand

Der IS veröffentlicht Daten zu seinen Selbstmordanschlägen im Irak und in Syrien im Dezember 2015
  • Am 2. Januar 2016 veröffentlichte der IS eine Infografik mit Informationen zu den Selbstmordanschlägen, die Aktivisten der Organisation im Dezember 2015 ausgeführt haben. Aus den Daten geht hervor, dass IS-Aktivisten im Verlauf jenes Monats 61 Selbstmordanschläge in Syrien und im Irak verübt haben. Nach Zielen aufgeteilt ergibt sich folgendes Bild: 32% der Anschläge richteten sich gegen die irakischen Sicherheitskräfte, 29% gegen kurdische Einheiten, 22% gegen syrische Regimetruppen, 10% gegen die Peschmerga und 7% gegen syrische Rebellen (Aamaq, 2. Januar 2016).
  • Den Daten des IS zufolge wurden die meisten Selbstmordanschläge mit Autobomben (24) und mit Sprengstoffgürteln (17) ausgeführt. Vierzehn Selbstmordanschläge ereigneten sich in der Provinz Al-Anbar, neun in Alepppo, neun in Ar-Raqqah, acht in Al-Hasaka, sieben in Homs, sechs in Niniveh, vier in Salah Ad-Din, drei in Deir Ez-Zur und einer in Bagdad. 57% der Selbstmordattentäter vom Dezember 2015 waren Syrer, 33% Bürger anderer Staaten und 10% Iraker (Aamaq, 2. Januar 2016).

Angesichts der Misserfolge des IS auf den Schlachtfeldern in Syrien und im Irak intensivierte er in den letzten Monaten die Selbstmordanschläge, um seine militärischen Schwächen auszugleichen. Die Veröffentlichung solcher Information über Selbstmordanschläge dürfte die Verherrlichung dieser Art von Kampf und die Erhöhung der Kampfmoral der IS-Aktivisten bezwecken und auf den weiteren Verlauf des Krieges hindeuten.

 

Der IS veröffentlicht eine Videodokumentation der Hinrichtung von fünf Männern, offenbar Briten
  • Die Informationsstelle der Provinz Ar-Raqqah des IS verbreitete ein Videoclip, in dem die Hinrichtung von fünf der Spionage beschuldigten Männern, offenbar Briten, zu sehen ist (3. Januar 2016). Im Clip droht ein IS-Aktivist in englischer Sprache dem britischen Premierminister, David Cameron, eines Tages werde der IS im Vereinigten Königreich einmarschieren und dort die Scharia einführen.

[1]     Die Stadt Al-Qaryatayn liegt ca. 85 Km südöstlich von Homs inmitten eines landwirtschaftlichen Gebiets. Die Bewohner der Region beschäftigen sich mit Landwirtschaft und Viehzucht. Aufgrund der knappen Wasservorkommen in der Stadt arbeiten die meisten Bewohner Al-Qaryatayns außerhalb der Stadt. Vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs zählte die Stadt 35.000 Einwohner, mehrheitlich Muslime aber auch Christen. Die heutige Einwohnerzahl  ist unbekannt (Wikipedia).