Der Weltdschihad im Blickpunkt (3. – 9. März 2016)

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Die russische Koordinationszentrale in Hmeymim

Die russische Koordinationszentrale in Hmeymim

IS-Aktivist schießt eine Mörsergranate ab

IS-Aktivist schießt eine Mörsergranate ab

Ein Teil des Waffenarsenals, das der IS erbeuten konnte

Ein Teil des Waffenarsenals, das der IS erbeuten konnte

Die drei Attentäter, die Selbstmordanschläge gegen die irakische Armee verübt haben: links: Muhibb Allah Al-Ansari; Mitte: Abu Talha Al-Ansari; rechts: Abu Aisha Al-Ansari (csns.tk, 5. März 2016)

Die drei Attentäter, die Selbstmordanschläge gegen die irakische Armee verübt haben: links: Muhibb Allah Al-Ansari; Mitte: Abu Talha Al-Ansari; rechts: Abu Aisha Al-Ansari (csns.tk, 5. März 2016)

Kämpfer der „Provinz Kaukasus des IS“ in einem Videoclip  (rechts unten der Sprecher) (csns.tk, 5. März 2016)

Kämpfer der „Provinz Kaukasus des IS“ in einem Videoclip (rechts unten der Sprecher) (csns.tk, 5. März 2016)

Standbild des IS-Videoclips „Botschaft an Jordanien“ (archive.org, 25. Februar 2016)

Standbild des IS-Videoclips „Botschaft an Jordanien“ (archive.org, 25. Februar 2016)

Von der spanischen Polizei sichergestellte Uniformen  (Twitter-Konto der spanischen Polizei, 3. März 2016)

Von der spanischen Polizei sichergestellte Uniformen (Twitter-Konto der spanischen Polizei, 3. März 2016)


Die Ereignisse der Woche im Überblick

  • nDer Waffenstillstand in Syrien, der in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 2016 in Kraft trat, hat zu einem deutlichen Rückgang der Feindseligkeiten in den betroffenen Regionen geführt. Lokale begrenzte Zwischenfälle bewirkten keine nennenswerten Verschiebungen. Das Abflauen der Feindseligkeiten wurde zur Versorgung eingeschlossener Ortschaften und Städte mit humanitären Hilfsgütern, zur Erholung der Kämpfenden und zu Vorbereitungen auf die Zeit danach genutzt.
  • nIm Schutze des Waffenstillstandes griff die syrische Armee mit russischer Luftunterstützung die (seit Mai 2015)vom IS kontrollierte Stadt Palmyra an. Panzer- und Infanterieeinheiten stießen bis in die Vororte der Stadt vor und fügten dem IS schwere Verluste zu. Laut der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur gelang es den Regimetruppen gar, einige Viertel im Südosten der Stadt wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Kämpfe um die Stadt dauern an. Sollte es der syrischen Armee gelingen, Palmyra ganz zurückzuerobern, würde sie damit den IS von seinen Hochburgen im Raum Damaskus und Homs abschneiden und sich eine gute Ausgangsposition für weitere Vorstöße in die Kerngebiete des IS verschaffen.
  • nDer IS sieht sich in seinem Kerngebiet in Nordostsyrien zunehmend von der syrischen Armee (aus dem Süden und Osten) sowie von kurdischen Kräften (aus dem Norden und Nordosten) bedroht. Zusätzlichen Druck bilden die intensiven Luftangriffe der Anti-IS-Koalition und Russlands.Diesem Druck auf seine Hochburgen begegnet der IS mit intensivem Guerillakrieg und Terroraktionen in Syrien, im Irak und auch in anderen Ländern (diese Woche dauerten die Terroraktionen des IS gegen die schiitische Bevölkerung in Bagdad und südlich der irakischen Hauptstadt an. Zudem griff der IS einen tunesischen Militärstützpunkt von libyschem Territorium aus an.

 

Das Waffenstillstandsabkommen – Momentaufnahme

  • Der am 26. Februar um Mitternacht in Kraft getretene Waffenstillstand hält nach dem bereits bekannten Muster stand: In den Gebieten, die von der Vereinbarung betroffen sind, wurden abgesehen von lokal begrenzten Zwischenfällen – vor allem im Raum Aleppo –keine wesentlichen Verletzungen registriert. In den vom IS beherrschten Gebieten dauerten die Kämpfe dagegen an. Ihr Schwerpunkt lag diese Woche auf einer von der russischen Luftwaffe unterstützten Offensive der syrischen Armee gegen die Stadt Palmyra. In den Rebellengebieten, die von der Al-Nusra-Front kontrolliert werden, wurde auch diese Woche nur vereinzelt gekämpft, da die relevanten Parteien die Waffenruhe weitgehend respektierten und die an der Waffenruhe nicht beteiligte Al-Nusra-Front in den meisten Fällen darauf achtete, sich unter die anderen Rebellengruppen zu mischen und sich nicht zu exponieren.Derweil gingen die Luftangriffe Russlands, der USA und der internationalen Koalition auf Ziele des IS im Osten und Norden Syriens weiter. Sie wurden als legitim erachtet.

 

  • Der amerikanische AußenministerJohn Kerry und sein russischer Amtskollege Sergei Lawrow begrüßten die Einhaltung der Waffenruhe und betonten, sie habe einen deutlichen Rückgang der Feinseligkeiten bewirkt (dw.com, 5. März 2016). Dennoch forderte der syrische Bürgerkrieg weitere Opfer, wenn auch nicht mehr im selben Ausmaß wie zuvor. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am 5. März, in der ersten Woche seit Inkrafttreten des Waffenstillstandes seien in den Gebieten, in denen er gelte, 135 Menschen getötet worden. In den Gebieten, die vom Waffenstillstand ausgenommen seien, habe es in derselben Woche 552 Todesopfer gegeben, darunter Aktivisten von Rebellenorganisationen und Soldaten der syrischen Armee (Al Jazeera, 5. März 2016).
  • Russland versucht, weitere Organisationen für das Waffenstillstandsabkommen zu gewinnen. Von russischer Seite wurde gemeldet, im Verlaufe der vergangenen Woche seien Waffenstillstandvereinbarungen mit weiteren Oppositionsgruppen getroffen worden und es bestünden gegenwärtig über vierzig solche Abkommen (Facebook-Seite des russischen Verteidigungsministeriums, 4. und 5. März 2016). Der Leiter der russischen Koordinationszentrale in Hmeymim sagte, seit Beginn des Waffenstillstandes habe das Zentrum mehr als zwanzig Treffen mit Anführern von Oppositionsgruppen und lokalen Führern abgehalten, die zur Unterzeichnung von Waffenstillstandsvereinbarungen geführt hätten (Sputnik, 4. März 2016). Einem russischen Bericht zufolge hat sich die bedeutende islamistische Rebellenorganisation Dschaisch Al-Islam[1] dem Waffenstillstand angeschlossen. Dschaisch Al-Islam dementierte die Nachricht (Syria Mubasher, 5. März 2016).
  • Der Waffenstillstand wurde zu humanitären Hilfslieferungen genutzt, wobei versucht wurde, eingeschlossene Städte und Dörfer zu erreichen (nach Schätzungen der Vereinten Nationen handelt es sich um rund eine halbe Million Zivilisten). Soweit bekannt ist, erreichten die Hilfslieferungen bislang nur einen Bruchteil der notleidenden Bevölkerung. Auch Russland schloss sich diesen Anstrengungen an. Der russische Verteidigungsminister sagte, Russland habe 620 Tonnen Hilfsgüter nach Syrien geschickt, die in den Regionen Hama, Homs, Latakia, Daraa, Deir Ez-Zur, Aleppo und Damaskus verteilt worden seien (Sputnik, 7. März 2016). Zudem ebnet die Waffenruhe den Weg zu weiteren Gesprächen zwischen Vertretern des syrischen Regimes und der Opposition über die Zukunft Syriens, die demnächst in Genf eröffnet werden sollen.

Die internationale Kampagne gegen den IS

  • Die von den USA geführte internationale Anti-IS-Koalition führte im Irak und in Syrien weitere Angriffe gegen Ziele des IS und andere Terrororganisationen aus, die nicht Teil der Waffenstillstandsvereinbarung in Syrien sind. Im Verlaufe der vergangenen Woche flogen die Luftwaffen der internationalen Koalition Dutzende von Kampfeinsätzen, deren Schwerpunkt in Syrien auf den Regionen Al-Hasakah, Palmyra und Marea (nördlich von Aleppo) und im Irak auf Ramadi und Mosul lag. Gleichzeitig flog die russische Luftwaffe weitere Angriffe, vor allem gegen den IS. Mit diesen Luftangriffen im Raum Palmyra und Al-Qaryatayn wurde der dortige Vorstoß der syrischen Armee gegen den IS (siehe weiter unten) unterstützt.
  • Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte, das russische Verteidigungsministerium veröffentliche täglich einen umfassenden Bericht der russischen Koordinationszentrale in Hmeymim zur Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens (Twitter-Konto des russischen Außenministeriums, 2. März 2016). Der stellvertretende Außenminister der Russischen Föderation, Michail Bogdanow, meinte, Waffenstillstandsverletzungen ließen sich mit technischen Hilfsmitteln wie etwa Drohnen, Überwachungsmitteln aus dem All etc. feststellen. Er äußerte Zufriedenheit über die Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA und sagte, beide Länder verfügten über Koordinationszentralen, und es gebe zwischen den beiden Armeen Kommunikationskanäle für den Informationsaustausch (Tass, 7. März 2016).
Die Türkei
  • Die Türkei beschoss diese Woche Ziele entlang der türkisch-syrischen Grenze mit Artilleriegranaten, unter anderem Ziele des IS und der Al-Nusra-Front, aber auch kurdische Ziele (die Türkei sperrt sich gegen die Einbeziehung kurdischer Kräfte in das syrische Waffenstillstandsabkommen, obwohl auch die Kurden den IS bekämpfen). Zudem wurde gemeldet, dass die türkische Grenzwache den türkisch-syrischen Grenzübergang Bab Al-Hawa geschlossen hat und auf jeden schießt, der sich dem Übergang zu nähern versucht (Dimashk Al-Aan, 4. März 2016).

Der syrisch-türkische Grenzübergang Bab Al-Hawa liegt an der Hauptverbindungsachse zwischen Iskenderun (hist. Alexandrette) und Aleppo. Er wird auf syrischer Seite von der Al-Nusra-Front kontrolliert und von der Organisation Ahrar Al-Sham über eine eigens eingesetzte Zivilverwaltung betrieben. Es handelt sich um einen stark frequentierten Grenzübergang, der für den Schmuggel von Waffen, Öl und Gas, aber auch von vielen Flüchtlingen genutzt wird. Dieser Grenzübergang hat für die syrischen Rebellenorganisationen, besonders für die Al-Nusra-Front, als letzte große Nachschubverbindung von der Türkei nach Aleppo und Idlib große Bedeutung (nachdem die Hauptverbindungsachse von Aleppo nordwärts in Richtung Grenzübergang Bab Al-Salama unterbrochen wurde).

 

Die wichtigsten Entwicklungen in Syrien

Die Provinz Homs
Offensivoperationen der syrischen Armee gegen den IS im Schutze des Waffenstillstandsabkommens

Im Schutze des Waffenstillstandes begann die syrische Armee mit russischer Luftunterstützung eine Offensive zur Rückeroberung zweier Bastionen des IS, der östlich von Homs gelegenen Stadt Palmyra, die der IS im Mai 2015 erobert hatte, und der Stadt Al-Qaryatayn südöstlich von Homs. Nach syrischen und anderen arabischen Medienberichten war der Vorstoß erfolgreich. Die syrische Armee hat beide Städte umzingelt.


 

  • Am 4. März 2016startete die syrische Armee eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt Palmyra. Zu diesem Zweck konzentrierte die syrische Armee östlich der Stadt Panzer- und Infanterieeinheiten, die aus anderen Regionen unter Ausnutzung des Waffenstillstandes und der Tatsache, dass der IS nicht Teil der Vereinbarung ist, dorthin verlegt wurden. Der Vorstoß erfolgte daraufhin in zwei Richtungen. Eine Angriffskolonne bewegte sich ostwärts in Richtung Palmyra, die andere südostwärts Richtung Al-Qaryatayn. Die Einheiten, die sich auf Palmyra zubewegten, brachten zunächst die ländliche Region Al-Dawa westlich von Palmyra unter ihre Kontrolle (Russia Insider, 5. März 2016). Laut Bericht der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana vom 7. März gelang es der syrischen Armee zudem, einige Viertel im Südosten der Stadt zu erobern. Überdies sollen die syrischen Regimetruppen wichtige Geländegewinne westlich von Al-Qaryatayn erzielt haben.
  • Iranischen Medienberichten zufolge wurden bei einem Überraschungsangriff auf die Palmyra-Kreuzung Dutzende von IS-Aktivisten getötet und verletzt (Al-Alam, 7. März 2016). Laut IS-nahen Medien kam der Gouverneur der IS-Provinz Palmyra, Amr Al-Absi (alias Abu Al-Athir) am 3. März 2016 bei einem Luftangriff ums Leben (The Long War Journal, 4. März 2016).

Der IS eroberte die Stadt Palmyra und deren Umgebung am 21. Mai 2015 durch eine Sonderheit, die aus anderen Gebieten unter seiner Kontrolle in Syrien und im Irak speziell dorthin verlegt wurde. Dort stationierte Einheiten der syrischen Armee zogen sich fast kampflos zurück.Das war der deutlichste Erfolg des IS in Syrien im Jahr 2015. Nach der Einnahme der Stadt nahm der IS deren wirtschaftliche Ressourcen in Beschlag (Erdgas- und Phosphatvorkommen). Die Herrschaft des IS in Palmyra war zudem von der Zerstörung ihrer archäologischen Schätze geprägt, die weltweit heftige Proteste auslöste. Sollte der syrischen Armee die Rückeroberung Palmyras gelingen, wäre das eine empfindliche militärische und moralische Niederlage für den IS und ein schwerer Schlag für ihr Ansehen. Der Verlust Palmyras würde die Nachschubroute des IS von Deir Ez-Zur und Ar-Raqqah nach Homs und Damaskus unterbrechen und den operativen und logistischen Kontakt zu seinen Kämpfern im Raum Damaskus und Homs beeinträchtigen. Zudem brächte der Fall Palmyras die syrische Armee in eine bessere Ausgangsposition für weitere Vorstöße in Richtung Kerngebiet des IS.  


Grenzübergang Al-Tanf
  • Als der Vorstoß der syrischen Armee in Richtung Palmyra begann, versuchte eine Rebellenformation, den syrisch-irakischen Grenzübergang Al-Tanf unter seine Kontrolle zu bringen. Berichten zufolge wurde er dabei von den Luftwaffen der internationalen Anti-IS-Koalition unterstützt (Khatwa, 5. März 2016). 24 Stunden später wurde dann gemeldet, der Grenzübergang befinde sich wieder fest in der Hand des IS (Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, 6. März 2016). Die Informationsabteilung des IS (Aamaq) berichtete, der Grenzübergang sei unter der Kontrolle des Islamischen Staates. Diese Grenzstation ist aber offenbar weiterhin umkämpft.

Der syrisch-irakische Grenzübergang Al-Tanf (auf der syrischen Seite Al-Waleed genannt) liegt im Südwesten der Provinz Homs unweit des Dreiländerecks Syrien-Irak-Jordanien. Als der IS im Mai 2015 die Stadt Palmyra einnahm, mussten die syrischen Regimetruppen den Grenzübergang aufgeben. Eine Rebellenformation scheint die Offensive der syrischen Armee bei Palmyra zum Sturm auf den Grenzübergang zu nutzen. Die Situation vor Ort ist unklar. Die syrische Seite des Übergangs scheint (noch) in der Hand des IS zu sein und von ihm noch für seine logistischen und operativen Zwecke genutzt zu werden.


 

  • Lokal begrenzte Kämpfe in weiteren Provinzen
  • Auch in anderen Provinzen bekämpften sich verschiedene Gruppierungen auf lokaler Ebene trotz Waffenstillstand, ohne dass es zu nennenswerten Verschiebungen kam:
  • Provinz Aleppo: Kämpfe zwischenIS-Aktivisten, Al-Nusra-Front-Kämpfern, kurdischen Kräften und der türkischen Armee (Artilleriefeuer auf IS-Ziele und kurdische Kräfte auf syrischem Territorium)
  • Provinz Al-Hasakah: Kurdische Kräfte festigten ihre Kontrolle über den ländlichen Raum südlich von Al-Hasakah und um die Stadt Al-Shaddadi (inklusive Öl- und Gasfelder in der Region). Der IS brachte seinerseits drei Autobomben zur Explosion und verübte einen Selbstmordanschlag auf eine Fahrzeugkolonne kurdischer Kräfte.
  • Deir Ez-Zur: Die Gefechte zwischen syrischen Regimetruppen und IS-Aktivisten dauerten an. Diese Woche lag der Schwerpunkt auf Kämpfen in  einigen Vierteln der Stadt Deir Ez-Zur, die vom syrischen Regime gehalten werden.
  • Region Tell Abyad nahe der türkischen Grenze: Der IS setzt seinen Guerillakrieg gegen kurdische Kräfte fort. Diese Woche verübte der IS einen Autobombenanschlag auf eine Straßensperre kurdischer Einheiten an der Einfahrt zur Stadt.                       

Die wichtigsten Entwicklungen im Irak

Die Provinz Al-Anbar
  • Die irakische Armee beschäftigt sich nach wie vor mit der Säuberung der Stadt Ramadi und Umgebung. Diese Woche konzentrierten sich die Kämpfe auf die Region Al-Hamidhiyah nordöstlich der Stadt. Am 5. März 2016 griff der IS einen Stützpunkt der irakischen Armee an. Der Angriff konnte zurückgeschlagen werden (Al-Sumaria, 5. März 2016). Der IS bekannte sich zu Anschlägen auf zwei irakische Armeefahrzeuge in der Region Al-Hamidhiyah sowie zur Beschießung eines Armeestützpunkts in der Region mit Mörsergranaten (Aamaq, 6. März 2016).
Fallujah
  • Einem Bericht irakischer Regierungsquellen zufolge konnte die erste Phase der Operation zur Befreiung von Fallujah, die den Zweck verfolgte, den Belagerungsring um die Stadt enger zu ziehen, erfolgreich abgeschlossen werden (Al-Arabi Al-Jadeed, 6. März 2016). Demgegenüber veröffentlichte der IS Fotos, welche die Einnahme eines irakischen Militärstützpunkts nordöstlich von Fallujah dokumentieren sollen (csns.tk, 5. März 2016).
Die Provinz Salah Al-Din
Die Region Samarra
  • Die irakischen Sicherheitskräfte führten ihre Bemühungen fort, die Stadt Samarra und Umgebung von IS-Aktivisten zu säubern. Die irakische Armee brachten mit Unterstützung lokaler Stämme weite Gebiete westlich von Samarra unter ihre Kontrolle, die zuvor vom IS gehalten wurden (Twitter-Konto des irakischen Premierministers, 5. März 2016). Derweil bekannte sich der IS zu drei Selbstmordanschlägen auf Stellungen der irakischen Armee entlang der Verbindungsstraße zwischen Baiji und Haditha (www.csns.tk, 5. März 2016).
Bagdad und der Raum südlich davon
  • Die Terrorangriffe des IS auf die schiitische Bevölkerung in Bagdad und Umgebung dauern an.
  • Die irakische Armee gab am 6. März bekannt, einen Anschlag auf einen belebten Markt im Zentrum von Bagdad vereitelt zu haben (Shafaq News, 6. März 2016). Belebte Orte in Regionen mit schiitischer Bevölkerung werden vom IS-Terror bevorzugt ins Visier genommen.
  • Eine Autobombe explodierte an einem Kontrollpunkt nördlich der Stadt Hillah, der Hauptstadt des schiitischen Gouvernements Babil (südlich von Bagdad). Dabei wurden über 60 Menschen getötet und viele weitere verletzt (Dimashq Al-Aan, 6. März 2016). Der IS bekannte sich zu dem Anschlag (Aamaq, 6. März 2016).

Das innenpolitische Geschehen im Islamischen Staat

Spannungen in Ar-Raqqah, der „Hauptstadt“ des IS
  • Neuerlichen Berichten einer syrischen Medienquelle zufolge soll es in der Stadt Ar-Raqqah zu Spannungen zwischen IS-Aktivisten gekommen sein, die auf Machtkämpfe und Streitereien um die Verteilung von Geldern zurückzuführen seien. Am 6. März 2016 liquidierte eine Gruppe von IS-Aktivisten den Kommandeur der Abteilung für Militäroperationen des IS in Nord-Ar-Raqqah, Abu Ali Al-Tunisi. Seine Tötung löste Kämpfe zwischen den Aktivisten aus, worauf die lokale Polizei einschreiten musste.
IS züchtet neue Terrroristengeneration heran
  • Eine von den Vereinten Nationen getragene Studie des Quilliam-Institutes beschäftigt sich mit der Kindererziehung im Islamischen Kalifat vom Tag der Geburt an. Demnach werden viele Kinder schon früh von ihren Familien getrennt und in militärische Ausbildungslager geschickt. Bereits die Jüngsten hantieren mit Spielzeugwaffen und bekommen Bilder von Hinrichtungen zu sehen. Sie lernen von früh auf das Handwerk von Spionen, Soldaten, Scharfrichtern und Selbstmordattentätern und werden zu Propagandazwecken missbraucht. Der Studie zufolge betrachtet die heutige Kämpfergeneration diese Kinder als bessere Kämpfer, da sie im ideologischen System des IS aufgewachsen sind und dessen Werte von früh auf aufgesogen haben (The Guardian, 7. März 2016).

Ägypten und die Sinaihalbinsel

  • Die ägyptischen Sicherheitskräfte führten ihre Aktivitäten gegen die Provinz Sinai des IS in der vergangenen Woche fort, besonders in den Regionen Sheikh Zuweid, El-Arish und Rafah. Dabei sollen Dutzende von IS-Aktivisten getötet worden sein (Al-Bawaba; Sky News, 5. März 2016). Zudem verhafteten die ägyptischen Sicherheitskräfte Dutzende von Aktivisten, suchten Straßen nach versteckten Sprengsätzen ab, entschärften Bomben und vereitelten Anschläge.
  • Derweil explodierte im ägyptischen Kernland ein selbst gebastelter Sprengsatz in einem Viertel der Stadt Gizeh in der Nähe eines Gebäudes, in dem das omanische Konsulat untergebracht ist. Dabei kam niemand zu Schaden (Al-Youm Al-Sabea, 5. März 2016). Der IS in Ägypten bekannte sich zum Anschlag. Demnach soll es bei der Explosion Tote und Verletzte unter den ägyptischen Sicherheitskräften gegeben haben.

Palästinenser und israelische Araber

  • In Nazareth wurde Anklage gegen zwei israelische Araber wegen Zugehörigkeit zu einer verbotenen Organisation und Kontakt mit ausländischen Agenten erhoben. Es handelt sich um Bahaa al-Din Ziyad Hassan Masarwa (19) aus Yafia; (bei Nazareth), der in Jenin studierte; und um Ahmed Nabil Ahmed Ahmed (21) aus Nazareth. Die beiden werden beschuldigt, Unterstützung der IS-Ideologie zum Ausdruck gebracht sowie Waffenkäufe und Anschläge geplant zu haben. Die Befragung der beiden ergab, dass sie in den letzten Monaten wöchentlich in der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem zu beten pflegten. Bei einer ihrer Fahrten dorthin planten sie einen Schusswaffenanschlag auf die israelischen Sicherheitskräfte am Übergang Jalameh (zwischen Israel und dem nördlichen Samaria). Zu diesem Zweck sammelten die beiden Geld für den Waffenkauf.

Der globale Dschihad in weiteren Ländern

Libyen
Angriff auf Ölfelder südwestlich von Ajdabiya
  • Am 5. März 2015 unternahm der IS einen weiteren Versuch,die südwestlich von Ajdabiya gelegenen Ölfelder anzugreifen. Eine Gruppe von IS-Kämpfern stieß aus der (vom IS beherrschten) Region Nofaliya kommend in eine  Wüstenregion rund 100 Km südwestlich von Ajdabiya vor. Sieben der beteiligten IS-Aktivisten waren ausländische Staatsbürger (aus Tunesien, Tschad, Niger und Sudan). Bei Gefechten mit einer Einheit der Streitkräfte der libyschen Regierung in Tobruk kamen 11 IS-Kämpfer ums Leben (Akhbar Libya, 7. März 2016).
Säuberungen in Bengasi
  • Die Streitkräfte der libyschen Regierung in Tobruk führt die Säuberung der Stadt Bengasi von IS-Aktivisten und anderen dschihadistischen Elementen fort. Laut Berichten gibt es in einigen Vierteln immer noch Widerstandsnester. Im südöstlichen Stadtteil Al-Hawari wurden diese Woche Dokumente beschlagnahmt, welche die Beteiligung von libyschen Armeeoffizieren an der Planung von Mordanschlägen auf Regierungsvertreter belegen sollen. Zudem stellte die Armee Listen mit Namen von Aktivisten sicher, die zu Emiren der einzelnen IS-Provinzen ernannt werden sollten, sowie von Geschäftsleuten, die den IS finanziell unterstützten (Akhbar Libya 24, 7. März 2016).
Versuchter Angriff in Tunesien von libyschem Territorium aus
  • Am 7. März 2016 drang eine Gruppe von IS-Aktivisten von Libyen aus nach Tunesien ein und versuchte, einen tunesischen Armeestützpunkt bei der (rund 33 Km von der tunesisch-libyschen Grenze entfernten) Ortschaft Ben Gardane unter Kontrolle zu bringen. Bei den Feuerwechseln wurden mindestens 53 Menschen getötet, darunter 35 IS-Aktivisten und 18 tunesische Soldaten und Zivilisten. Sechs IS-Aktivisten wurden verhaftet. Nach diesem Zwischenfall wurden sämtliche tunesisch-libyschen Grenzübergänge geschlossen (alarabiya.net, 7. März 2016; aljazeera.net, 7. März 2016).
Die Provinz Kaukasus des IS
  • Die Provinz Kaukasus des IS (Velajat Al-Kawkas) hat ein Videoclip veröffentlicht, in dem ein IS-Aktivist die Muslime im Islamischen Staat und den IS-Anführer begrüsst. Der Sprecher ist von anderen Akvisiten umringt, die sich nach seinen Worten kürzlich dem IS angeschlossen haben. Es folgt ein Aufruf an alle Muslime in Russland, sich dem IS anzuschließen. Aktivisten der Provinz Kaukasus des IS hätten kein Problem, Waffen zu beschaffen und im Dschihad gegen die „Ungläubigen“ in Russland zu kämpfen, sagt der Sprecher. Anschließend droht er Russland mit Anschlägen und äußert die Hoffnung, „Russland werde von der befreit“ (www.csns.tk, 5. März 2016).

Terrorvereitlung und -vorbeugung

Jordanien
  • Anfang März 2016 führten die jordanischen Sicherheitskräfte eine Kommandooperation gegen Ziele im Raum Irbid im Norden des Landes durch. Bei Feuerwechseln zwischen den Sicherheitskräften und Bewaffneten, die sich in einem Gebäude verschanzten, kamen sieben Gesuchte, die Sprengstoffgürtel am Körper trugen, ums Leben. Die Sicherheitskräfte nahmen zudem 13 Gesuchte fest und stellten Waffen sicher. Mit dieser Operation gelang es dem jordanischen Gemeindienst, geplante Anschläge des IS auf zivile und militärische Ziele in Jordanien zu vereiteln (Al-Ghad; Jordan News Agency, 3. März 2016).
  •  Am 25. Februar 2016 veröffentlichte der IS ein Videoclip mit dem Titel "Botschaft an Jordanien“: Ein Sprecher ruft die jordanischen Stämme dazu auf, mit der Herrschaft des jordanischen Königs zu brechen, nicht mehr in den Sicherheitsorganen des jordanischen Staates zu dienen und den Islamischen Staat zu unterstützen. Der Sprecher droht zudem damit, den jordanischen Staat demnächst zu stürzen und dessen Führung zu köpfen (archive.org, 25. Februar 2016).
Spanien
  • Der spanische Innenminister teilte mit, die spanischen Behörden hätten drei Container mit über 20.000 für den IS und die Al-Nusra-Front in Syrien und im Irak bestimmte Uniformen sichergestellt. Die Uniformen hätten von internationalen Netzwerken gestammt, die den IS und die Al-Nusra-Front unterstützten. Sieben Personen seien festgenommen worden. Einer der Festgenommenen sei als Textilimporteur bekannt gewesen (Sputnik, 4. März 2016).