Der Weltdschihad im Blickpunkt (10. – 16. März 2016)

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Telefonkonferenz zwischen der russischen Koordinationszentrale auf dem Luftwaffenstützpunkt Hmeymim in Syrien und dem russischen Verteidigungsminister im russischen Verteidigungsministerium (Website des russischen Verteidigungsministeriums www.eng.mil.ru)

Telefonkonferenz zwischen der russischen Koordinationszentrale auf dem Luftwaffenstützpunkt Hmeymim in Syrien und dem russischen Verteidigungsminister im russischen Verteidigungsministerium (Website des russischen Verteidigungsministeriums www.eng.mil.ru)

IS-Aktivist in der Nähe von Palmyra beschießt russisches Kampfflugzeug mit Flugabwehrkanone (Twitter-Konto Prophet’s Khilafa@Pro_khilp)

IS-Aktivist in der Nähe von Palmyra beschießt russisches Kampfflugzeug mit Flugabwehrkanone (Twitter-Konto Prophet’s Khilafa@Pro_khilp)

Der IS-Aktivist Abdallah Al-Mu’men, der einen der beiden Selbstmordanschläge gegen kurdische Stellungen begangen hat

Der IS-Aktivist Abdallah Al-Mu’men, der einen der beiden Selbstmordanschläge gegen kurdische Stellungen begangen hat

Abu Omar der Tschetschene (AlAan TV, 11. Oktober 2015)

Abu Omar der Tschetschene (AlAan TV, 11. Oktober 2015)

Das Interview mit dem neuen „Emir“ der libyschen Provinzen des IS, Abdel Qader Al-Najdi (justpaste.it, 8. März 2016)

Das Interview mit dem neuen „Emir“ der libyschen Provinzen des IS, Abdel Qader Al-Najdi (justpaste.it, 8. März 2016)


Die Ereignisse der Woche im Überblick 

  • Der Waffenstillstand in Syrien, der in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 2016 in Kraft trat, hält nun bereits seit 3 Wochen nach dem bereits bekannten Muster: Deutlicher Rückgang der Feindseligkeiten, lokale Waffenstillstandsverletzungen ohne weitreichende Folgen und fortdauernde Luftangriffe Russlands und der Anti-IS-Koalition unter Führung der USA gegen den IS und andere Organisationen, für die der Waffenstillstand nicht gilt. Die Offensive der syrischen Armee zur Rückeroberung der Stadt Palmyra dauert an. Die syrischen Regimetruppen haben mit russischer Luftunterstützung strategisch wichtige  Positionen in der Nähe der Stadt erobert, vermutlich als Vorbereitung für den Sturm auf die Stadt und die Vertreibung des IS aus der Region.
  • Am 5. Jahrestag des Ausbruchs des syrischen Bürgerkrieges und am Vorabend der Eröffnung neuer Syrienverhandlungen in Genf hat der russische Präsident Putin in einer dramatischen Erklärung einen sofortigen Teilabzug der russischen Truppen aus Syrien angekündigt (der Abzug begann faktisch am 15. März 2016, einen Tag nach Putins Erklärung). Noch ist unklar, was Russland zu diesem überraschenden Schritt bewegt hat, was er politisch bezweckt, in welchem Umfang russische Truppen in Syrien verbleiben und in welcher Form die Russen in Syrien aktiv bleiben werden. 
  • Das russische Regime hat in seinen Erklärungen, die Errungenschaften der siebenmonatigen russischen Militärintervention in Syrien hervorgehoben. Doch die Realität ist komplexer als die russische (und syrische) Propaganda vermuten lässt: Die Bilanz der russischen Intervention zeigt, dass sie der syrischen Armee ermöglicht hat, sich zu stabilisieren und sogar einige territoriale Erfolge an verschiedenen wichtigen Frontabschnitten zu erringen (im Raum Aleppo, östlich von Homs und im Süden des Landes). Doch die Vorstöße der syrischen Regimetruppen an den verschiedenen Fronten sind alles andere als abgeschlossen. Die territoriale Machtbasis und das militärische Rückgrat des IS bleiben unangetastet, und die anderen Rebellenorganisationen, darunter die Al-Nusra-Front, konnten ihre Machtbereiche bislang auch weitgehend halten und bedrohen (z.B. vom Raum Idlib aus) weiterhin Gebiete, die für das syrische Regime überlebenswichtig sind.
  • Angesichts dieser Sachlage sind wir der Auffassung, dass der russische Schritt Risiken für das syrische Regime birgt. Vor allem könnte er die Vorstöße der syrischen Armee bremsen, die durch die russische Unterstützung erst ermöglicht wurden, und das Selbstvertrauen und die Motivation des IS, der Al-Nusra-Front und weiterer Rebellenorganisation stärken. Die Situation in Syrien ist auch nach fünf Jahren Krieg weit von einer Entscheidung entfernt, und die Entwicklung könnte wieder kehren wie es bereits in der Vergangenheit geschah.

 

Das russische Engagement im syrischen Bürgerkrieg

  • Anlässlich einer Sitzung mit dem Außen- und Verteidigungsminister gab der russische Präsident, Vladimir Putin, den Abzug eines Großteils der russischen Truppen in Syrien bekannt. Er begründete diesen Entscheid damit, dass die russische Intervention in Syrien ihre Ziele weitgehend erreicht habe (Website des Kremls, 14. März 2016). Putin ordnete an, den Abzug bereits am 15. März 2016 zu beginnen. Die russischen Marine- und Luftwaffenstützpunkte in Tartus und Hmeymim würden normal weiterfunktionieren, wenn auch ein Teil der Flugzeuge und Schiffe abgezogen würden. Russland werde auch die Zentrale zur Überwachung des Waffenstillstandes weiter betreiben, sagte der russische Präsident (Website des Kremls, 14. März 2016). Gleichzeitig ordnete Putin die Aufstockung der diplomatischen Delegation Russlands bei den Friedensgesprächen in Genf an, um bei der Beilegung des Konflikts in Syrien mitzuhelfen (Al Jazeera; Sky News, 14. März 2016).
  • Dem russischen Verteidigungsminister zufolge führte die russischen Luftwaffe bis zu Putins Ankündigung bei ihrer Syrienexpedition rund 9.000 Angriffe durch, welche den Ressourcen der dortigen Terrororganisationen großen Schaden zufügten (209 Ölanlagen und fast 3.000 Öltanklastwagen seien getroffen worden). Zudem habe die russische Luftwaffe Nachschubverbindungen zwischen der Türkei und Syrien gekappt, die dem Ölhandel und dem Waffentransport gedient hätten. In der Verlautbarung des russischen Verteidigungsministers heißt es zudem, dank russischer Hilfe sei es dem syrischen Regime gelungen, weite Teile des Landes zu befreien (rund 10.000 Km2 bzw. ca. 400 Dörfer und Städte) und 2.000 Terror-Aktivisten zu töten, darunter17 Kommandeure russischer Herkunft (RT, 15. März 2016).
  • Der medial inszenierte Abzug der russischen Streitkräfte aus Syrien begann umgehend, d.h. einen Tag nach Putins Ankündigung. Ab dem 14. März 2016 meldeten russische und arabische Quellen den Abzug einer großen Zahl von Kampfflugzeugen von der Luftwaffenbasis Hmeymim in zwei Anläufen. Zudem sollen russische Schiffe aus dem Hafen Tartus mit Soldaten und militärischem Material ausgelaufen sein. Gleichzeitig wurde berichtet, dass die russische Luftwaffe weiterhin Ziele des IS in Palmyra bombardieren werde, um die dortige Offensive der syrischen Armee zu unterstützen.
  • Das syrische Präsidentenamt veröffentlichte eine offizielle Erklärung, wonach Vladimir Putin und Bashar Assad in einem Telefongespräch übereingekommen seien, die Präsenz der russischen Luftstreitkräfte in Syrien zu reduzieren, da die syrische Armee in Zusammenarbeit mit der russischen Luftwaffe bereits Erfolge im Kampf gegen den Terror erzielt habe sowie in Anbetracht des Umstandes, dass in manchen Regionen Syrien die Sicherheit wiederhergestellt werden konnte und der Versöhnungsprozess bereits fortgeschritten sei. Laut der Erklärung hat Russland Syrien weitere Unterstützung im Kampf gegen den Terror zugesagt (offizielle Facebook-Seite des syrischen Präsidenten, 14. März 2016). Bouthaina Shaaban, die Beraterin des syrischen Präsidenten für politische Angelegenheiten und Medien, sagte, der russische Beschluss sei angesichts der Waffenruhe und der Tatsache, dass sämtliche Ziele, die Russland und Syrien vereinbart hätten, erreicht worden seien, eine „natürliche Entwicklung“. Sie betonte, Syrien sei von diesem Beschluss nicht überrascht worden und meinte, die syrische Armee sei in der Lage, nicht nur die bereits zurückeroberten Gebiete zu sichern, sondern ihren Herrschaftsbereich zusätzlich auszuweiten (Al-Mayadeen, 15. März 2016; RT, 14. März 2016).

Die Umsetzung des Waffenstillstandes – Momentaufnahme

  • Der Waffenstillstand in Syrien hält seit annähernd drei Wochen. Auch in der vergangenen Woche wurde er nach dem bereits bekannten Muster eingehalten: BedeutenderRückgang der Feindseligkeiten mit lokal begrenzten Waffenstillstandsverletzungen ohne weitreichende Folgen, während die Luftangriffe auf den IS und andere nicht vom Waffenstillstand betroffene Organisationen weitergeführt werden und die syrische Armee eine breitangelegte Offensive gegen den IS im Raum Palmyra führt. Der Sprecher des amerikanischen Außenministeriums sagte, die Waffenruhe dürfte auch länger als die vereinbarten zwei Wochen anhalten, da niemand in Syrien den Willen bekundet habe, sie zu beenden (Twitter-Konto der amerikanischen Botschaft in Syrien, 12. März 2016).

  • Das russische Verteidigungsministerium veröffentlicht täglich einen Bericht der russischen Koordinationszentrale über Waffenstillstandverletzungen. Diesen Berichten zufolge wurden im Verlaufe der letzten Woche täglich durchschnittlich weniger als zehn Waffenstillstandsverletzungen registriert. Das russische Verteidigungsministerium gab bekannt, die russische und die syrische Luftwaffe hätten keine Angriffe auf Oppositionsgruppen in Syrien geflogen, die sich zur Einhaltung des Waffenstillstandes verpflichtet hätten (Tass, 9.März 2016). Zudem wurde gemeldet, dass mit einigen weiteren Gruppierungen, welche die Waffenstillstandsbedingungen akzeptiert hätten, zusätzliche lokale Vereinbarungen getroffen worden seien (Twitter-Konto des russischen Verteidigungsministeriums, 12. März 2016). Laut dem russischen Verteidigungsminister haben sich 42 syrische Gruppierungen nachträglich dem Waffenstillstand angeschlossen, und es finden Verhandlungen über die Einbeziehung weiterer Organisationen statt (Sputnik, 12. März 2016).

Die internationale Kampagne gegen den IS

  • Die von den USA geführte Anti-IS-Koalition flog weitere Angriffe auf Ziele des IS und anderer Terrororganisationen, die nicht Teil der Waffenstillstandsvereinbarung sind. Im Verlaufe der vergangenen Woche führten die Luftwaffen der Koalition Dutzende von Angriffseinsätzen aus. In Syrien konzentrierten sie sich auf den Raum Marea (nördlich von Aleppo), Hasakah, Palmyra und Ar-Raqqah. Im Irak standen Angriffe in Ramadi, Sinjar und Mossul im Mittelpunkt. Hochrangige amerikanische Vertreter gaben bekannt, dass die USA eine Reihe von Angriffseinsätzen gegen chemische Produktionsanlagen des IS durchgeführt haben. Dem Bericht zufolge erfolgten diese Angriffe gestützt auf nachrichtendienstliche Erkenntnisse, die beim Verhör eines hochrangigen IS-Mitglieds gewonnen wurden, der vor einigen Wochen in Gefangenschaft geriet (CNN, 9. März 2016).
Die Türkei
  • Die türkische Armee setzte den Beschuss von IS-Zielen und kurdischer Kräfte auf syrischem Gebiet von der Türkei aus auch in dieser Woche fort. Ein Vertreter kurdischer Streitkräfte in der Region Afrin in der Nähe der türkisch-syrischen Grenze sagte, die Türkei verletze den Waffenstillstand täglich. Die Kurden planten, bei den Vereinten Nationen und weiteren Stellen gegen die Aktionen der Türkei zu protestieren (Reuters, 9. März 2016). Überdies wurde berichtet, die türkische Armee habe das rund 9 Km südlich der Grenze gelegene Dorf Shwireen beschossen, das vom IS kontrolliert werde. In einem Videoclip der Informationsabteilung des IS sind einige zerbomteHäuser zu sehen (Aamaq; vidme, 13. März 2016).

Die wichtigsten Entwicklungen in Syrien

Die Provinz Homs
Die syrische Armee setzt die Anstrengungen zur Rückeroberung von Palmyra fort
  • Die Anstrengungen der syrischen Armee zur Rückeroberung der östlich von Homs gelegenen Stadt Palmyra dauern an.Die Kämpfe scheinen sich noch auf die Vororte zu konzentrieren. Berichten zufolge gelang es der syrischen Armee, einige strategisch wichtige Punkte westlich von Palmyra einzunehmen. In der Region Al-Qaryatayn südöstlich von Homs gelang es der syrischen Armee, eine strategisch wichtige Region westlich der Stadt Al-Qaratayn unter ihre Kontrolle zu bringen (Al-Manar, 10. März 2016). Die syrische Armee scheint also beide Städte zwecks Rückeroberung und Befreiung vom IS einzukreisen.
  • Die Offensive der syrischen Armee zur Rückeroberung von Palmyra wird von intensiven Einsätzen der russischen Luftwaffe unterstützt.Russische Kampfflugzeuge greifen IS-Ziele in der Stadt und in deren Umland an. Zudem half die russische Luftwaffebei der Isolierung der Stadt, indem sie die Verbindungsrouten zu den Herrschaftsgebieten des IS im Osten Syriens angriff (Al-Durar Al-Shamiya, 12. März 2016).Die Luftangriffe und Kämpfe in Palmyra und Umgebung lösten eine starke Fluchtbewegung von Zivilisten in Richtung Osten, unter anderem in die Stadt Ar-Raqqah und in ihr ländliches Umland aus.
Der Grenzübergang Al-Tanf
  • Die Gefechte am Grenzübergang Al-Tanf zwischen dem IS und einer Rebellenformation dauerten an. Zu Beginn des Vorstoßes der syrischen Armee in Richtung Palmyra versuchte eine Rebellenformation, den syrisch-irakischen Grenzübergang in seine Gewalt zu bringen. Seither scheint er abwechselnd von beiden Seiten kontrolliert zu werden. In der vergangenen Woche haben die Rebellenorganisationen den Grenzübergang offenbar erneut in ihre Gewalt gebracht (Twitter-Konto DaeshAjel@, 12. März 2016).
Kämpfe in weiteren syrischen Provinzen
  • Auch in anderen Provinzen Syriens, sowohl in jenen, die vom Waffenstillstand betroffen sind als auch in den anderen Provinzen, kam es erneut zu lokal begrenzten Kämpfen zwischen verfeindeten Gruppierungen:
  • Die Provinz Aleppo:Lokale Gefechte zwischen kurdischen Kräften und dem IS, der die Kurden mit Guerillataktik bekämpft, dauerten an. In dieser Woche verübte der IS zwei Selbstmordanschläge gegen eine kurdische Stellung in der Nähe des Tishrin-Staudammes (Syria Mubasher, 11. März 2016).
  • Die Provinz Al-Hasakah: Ein Selbstmordattentäter des IS fügt kurdischen Einheiten im Westteil der Stadt Hasakah hohe Verluste zu (Syria Mubasher, 12. März 2016).
  • Deir Ez-Zur: Die Kämpfe zwischen syrischen Regimetruppen und IS-Aktivisten um den Militärflugplatz der Region dauerten an. Zudem griff der IS einige Stadtviertel an. Einheiten der syrischen Armee sprengten einen Tunnel, worauf einige Gebäude einstürzten, in denen sich IS-Aktivisten verschanzt hatten (Al-Durar al-Shamiya, 13. März 2016).
  • Idlib: Im ländlichen Umland von Idlib lieferten sich Einheiten der Freien Syrischen Armee und Aktivisten der Al-Nusra-Front Gefechte. Berichten zufolge erstürmten Al-Nusra-Front-Aktivisten ein Waffen- und Munitionslager der Freien Syrischen Armee (Al-Mayadeen, 13.März 2016).
  • Raum Damaskus: Im südlichen Teil des Flüchtlingslagers Al-Yarmouk kam es zu Gefechten zwischen IS-Aktivisten und ihren Anhängern, einerseits, und Al-Nusra-Front-Kämpfern, andererseits (sputniknews, 3. März 2016; arabi21, 7. März 2016; Filastin Hurra News Agency, 10. März 2016).
  • Südsyrien: Die dem IS nahestehendeAl-Yarmouk-Märtyrer-Brigade ernannte am 6. März 2016 einen neuen „Emir“, der Abu Abdullah Al-Madani genannt wird. Der aus Saudi-Arabien stammende neue „Emir“ löst Abu Obeida Al-Qahtani ab, dem das Amt nach der Tötung des Gründers der Organisation, Abu Ali Al-Baridi, durch die Al-Nusra-Front übertragen wurde.(November 2015).
  • Die Region Daraa: Im DorfAyn al-Bayda nordöstlich von Dareaereigneten sich Kämpfe zwischen Rebellengruppierungen und IS-Aktivisten. Dabei soll es auf beiden Seiten Verluste gegeben haben (Aamaq, 11. März 2016; Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, 12. März 2016).

Die wichtigsten Entwicklungen im Irak

Die Provinz Al-Anbar
  • Während die Säuberungsanstrengungen der irakischen Armee in und um Ramadi andauern, setzt der IS seinen Guerillakrieg gegen die irakische Armee in den Vororten von Ramadi und im Umland der Stadt fort. Dabei soll der IS nach eigener Darstellung am 9. März 2016 vier Stützpunkte der irakischen Armee nördlich von Ramadi erobert und 25 irakische Soldaten getötet haben (Aamaq, 9. März 2016). Am 13. März 2016 meldete der IS, bei einem Angriff, die seine Aktivisten auf Stellungen der irakischen Armee nordwestlich von Ramadi ausgeführt hätten, seien zwanzig irakische Soldaten getötet und zehn Schützenpanzer getroffen worden (Aamaq, 13. März 2016).
Das irakisch-saudische Grenzgebiet
  • Die irakische Armee gab bekannt, dass eine Einheit des irakischen Grenzschutzes einen Angriff des IS auf eine Stellung des Grenzschutzes in Makr al-Nu’am an der Grenze zwischen dem Irak und Saudi-Arabien vereitelt habe.Demnach soll der IS im Verlaufe des Angriffs einen Selbstmordattentäter mit einem mit Sprengstoff gefüllten Fahrzeug eingesetzt haben (Al-Sumaria, 12. März 2016).
  • Laut hochrangigen irakischen Vertretern und hochrangigen Vertretern der Peschmerga hat der IS bei zwei Angriffen chemische Waffen benutzt. Diese Angriffe hätten am 12. März 2016 in der Region Taza (südlich von Kirkuk) stattgefunden. Dabei sei ein Mädchen getötet und rund sechshundert Personen verletzt worden (The Star, 12. März 2016).
  • Das amerikanische Außenministerium gab offiziell die Gefangennahme von Sleiman Daoud al-Afari, dem Leiter des Chemiewaffenprogramms des IS, bekannt. Er wurde letzten Monat bei einer Sonderoperation gefasst und danach den irakischen Behörden übergeben (Al Jazeera, 9. März 2016; New York Times, 9. März 2016).

Das Verhalten des Islamischen Staates

Bundesnachrichtendienst erhält zehntausende Geheimdokumente des IS
  • Zehntausende Geheimdokumente des Islamischen Staatesmit den Namen, Adressen und Telefonnummern von über 22.000 Aktivisten wurden dem Bundesnachrichtendienst zugespielt. Einige dieser Dokumente wurden veröffentlicht. Die Dokumente wurden vom ehemaligen Sicherheitspolizeichef des IS, Abu Hamed, übergeben, der in der Freien Syrischen Armee gedient hatte und zum IS übergelaufen war (Sky News, 10. März 2016). Unter den Dokumenten befinden sich Fragebogen der Grenzverwaltung des IS, der Behörde, die für die Aufnahme ausländischer Aktivisten verantwortlich ist. Dort haben Bürger von über 51 Staaten, die sich dem IS anschließen wollten, ihre persönlichen Daten hinterlassen. Unter den Namen befinden sich auch die Namen der drei Terroristen, die im November 2015 den Terrorangriff auf das Bataclan-Theater in Paris verübten (Golf News, 12. März 2015).
Hochrangiges IS-Mitglied tschetschenischer Herkunft als schwer verletzt oder tot gemeldet
  • Die amerikanische Armee hat bekannt gegeben, dass der IS-Militärkommandeur Omar der Tschetschene am 4. März 2016 bei einem Luftangriff auf die Stadt Shaddadi südlich von Al-Hasakah(die den Kurden in die Hände fiel) getötet worden sei. Nach Darstellung der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat Omar der Tschetschene den Luftangriff auf eine Fahrzeugkolonne, in der er fuhr, jedoch überlebt. Einige andere Aktivisten, die mit ihm zusammen unterwegs waren, wurden demnach getötet. Er selbst sei schwer verletzt aus der Provinz Hasakah in ein Krrankenhaus in Ar-Raqqah überführt und dort von einem IS-Arzt europäischer Herkunft behandelt worden. Einigen Berichten zufolge ist er klinisch tot (Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte; Al-Arabiya, 13. März 2016). Die Nachrichtenagentur des IS dementierte die Meldungen vom Tod von Omar des Tschetschenen (Al Jazeera, 15. März 2016).

Bei der Festigung seiner Herrschaft im Osten Syriens bediente sich der IS der militärischen Erfahrung des tschetschenischen Dschihad-Kämpfers georgischer Herkunft Omar der Tschetschene.Dieser Aktivist kommandierte bis Ende 2013 die Eliteeinheit „Armee der Emigranten“ (Muhajereen), die der Al-Nusra-Front nahestand. Anfang 2014 lief er zum IS über und wurde zum IS-Kommandeur für Nordsyrien bestimmt. Am Anfang konzentrierten sich die Aktivitäten Omars auf den Raum Aleppo, der Kernzone seiner Macht. Im ersten Halbjahr weiteten sich seine Tätigkeiten dann zusätzlich ostwärts bis nach Deir Ez-Zur aus. Bei seinen Aktivitäten im Osten des Landes kam es zu schweren Konflikten zwischen dem IS und anderen islamistischen Gruppierungen wegen des brutalen Umgangs des IS mit der Lokalbevölkerung und des Versuchs des IS, ihr den radikalen Islam aufzuzwingen. Unbestätigter Information zufolge nimmt er derzeit die Funktion des Stabsleiters des Militärrates des Islamischen Staates wahr. Sollte sich die amerikanische Mitteilung bewahrheiten, wäre der Tod von Omar dem Tschetschenen ein schwerer Schlag für die Führungsspitze des IS.

 

Ägypten und die Sinaihalbinsel

  • Im Verlaufe der vergangenen Woche dauerten die Aktivitäten der ägyptischen Sicherheitskräfte gegen die Provinz Sinai des IS vor allem in den Regionen Sheikh Zuweid, El-Arish und Rafah an. Dabei sollen Dutzende von IS-Aktivisten getötet und viele weitere verletzt worden sein (Portal Veto, 12. März 2016). Zudem wurde die Verhaftung zahlreicher Aktivisten gemeldet. Gleichzeitig dauerte auch die Guerillatätigkeit des IS gegen die ägyptischen Sicherheitskräfte an, besonders in der Form von Bombenanschlägen gegen Militärfahrzeuge. Berichten zufolge wurden vor allem bei solchen Bombenanschlägen mehrere Angehörige der ägyptischen Sicherheitskräfte getötet oder verletzt.
  • Die Provinz Sinai des IS veröffentlichte ein Videoclip unter dem Titel „Rahiq Al Hayah“ (Nektar des Lebens), in dem drei Selbstmordattentäter sich dafür bedanken, dass ihnen die Ehre zuteil wurde, Selbstmordanschläge auszuführen. Sie lesen ihre Testamente vor, in denen sie geloben, den Kampf gegen die „Tyrannen und ihre Handlanger“ (d.h. das „zionistische Regime“) weiterzuführen, Autobomben zu zünden und die Gefangenen zu befreien. Am Ende des Clips werden Szenen von früheren Selbstmordanschlägen der Organisation gezeigt (Isdarat al-Dawla al-Islamiyya, 10. März 2016).

Palästinenser und israelische Araber

  • Ein israelischer Araber namens Khalil Saleh Al-Sayyid aus Umm Al-Fahm kam offenbar bei einem amerikanischen Luftangriff auf den IS in Syrien ums Leben, in deren Reihen er kämpfte. Saleh Al-Sayyid (28), der verheiratet war und einen Sohn hatte, war vor drei Jahren über die Türkei nach Syrien gereist. Seit seiner Ankunft in Syrien soll die Familie nichts mehr von ihm gehört haben. Von seinem Tod habe sie in den sozialen Netzwerken im Internet erfahren (ynet, 13. März 2016).

Der globale Dschihad in weiteren Ländern

Libyen
Interview mit dem IS-Anführer in Libyen
  • In der neuen Ausgabe der IS-Zeitschrift Al-Naba in arabischer Sprache vom 8. März 2016 enthält ein Gespräch mit Abdel Qader Al-Najdi, dem neuen “Emir” der libyschen Provinzen des IS. Al-Najdi soll demnach der Nachfolger von Abu Mughaira al-Qahtani sein, der im November 2015 bei einem amerikanischen Luftangriff in Derna ums Leben kam (justpaste.it, 8. März 2016).
  • In dem Gespräch ruft Al-Najdi die Muslime in aller Welt dazu auf, in das Zentrum des Kalifats des Islamischen Staates (d.h. in den Irak und nach Syrien) oder in seine anderen Provinzen, unter ihnen auch Libyen, auszuwandern. Der Islamische Staat in Libyen stehe noch am Anfang, doch er gehe den Weg der Provinzen im Irak und in Syrien. Er baue seine Institutionen auf, darunter die Sittenpolizei, eine Wohlfahrtsbehörde, Justizorgane etc. Diese Institutionen stehen laut Al-Najdi in ständigem Kontakt mit ihren Entsprechungen im Islamischen Staat. Al-Najdi beurteilte die Berichte über den Aufbau einer internationalen Koalition gegen den IS in Libyen mit Geringschätzung und drohte zugleich den Machthabern der Nachbarländer Libyens, darunter Tunesien und Ägypten, indem er sagte, nichts werde IS-Aktivisten daran hindern, zu ihnen zu gelangen und ihre Führungen zu liquidieren. Al-Najdi äußerte die Hoffnung, dass die IS-Aktivisten in Lybien dereinst Rom erobern würden (justpaste.itd, 8. März 2016).
  • Die Preisgabe des Namens des neuen „Emirs“ in den Medien des IS könnte von gestärktem Selbstvertrauen des IS-Ablegers in Libyen zeugen, der sein Herrschaftsgebiet im Raum Sirte zunehmend festigt. Ausländischen Aktivisten kommt eine Schlüsselrolle bei der Etablierung des IS-Ablegers in Libyen zu, deshalb der Aufruf Al-Najdis an die Muslime, nach Libyen auszuwandern. Libyen ist das einzige Land außerhalb des Irak und Syriens, in dem es dem IS bisher gelang, einen eigenen Staatsapparat einzurichten, der eine Bevölkerung und nationale Infrastruktur kontrolliert. Nach Darstellung des IS, wie sie im Interview mit Al-Najdi zum Ausdruck kommt, unterhält dieser Regierungsapparat Verbindungen mit den entsprechenden Apparaten im Irak und in Syrien, trotz der geografischen Entfernung.

 

Die Elfenbeinküste
  • Westafrika bleibt ein Brennpunkt der Terroraktivitäten der Al-Qaida: Am 13. März 2016 griffen sechs bewaffnete Terroristen zwei Hotels im Touristenort Grand Bassam an der Elfenbeinküste (rund 40 Km von der Hauptstadt Abidjan) an. Dabei wurden mindestens 16 Menschen getötet, darunter vier Europäer und zehn Einheimische (unter ihnen zwei Soldaten). 22 Personen wurden verletzt. Die sechs Bewaffneten drangen in ein Hotel ein und nahmen Geiseln. Daraufhin wechselten einige Angreifer in ein nahegelegenes Hotel über und eröffneten das Feuer auf die Gäste. Zudem wurde auch Schusslärm von der Strandgegend gehört. Die sechs Angreifer kamen alle ums Leben. Die Organisation Al-Qaida im Maghreb (AQIM) bekannte sich zu dem Anschlag. In ihrem Bekennerschreiben würdigte die Organisation ihre „Helden“ für den Sturm der Hotels (All Africa, 14. März 2016).

Der Kampf um die Herzen und den Verstand

  • Die Provinz Ar-Raqqah des Islamischen Staates veröffentlichte ein Videoclip unter dem Titel „Gegrüßt seid ihr, Nachfahren des Propheten im Libanon“, in dem die Bewohner des Libanon dazu aufgerufen werden, dem IS Treue zu schwören und die „tyrannische“ Führung des Libanon zu bekämpfen. Der Clip geht auch auf die Hisbollah ein, die als Zögling des Iran dargestellt und als „Verbrecherorganisation“ bezeichnet wird, die den Libanon zugrunde richte und an der Seite des Assad-Regimes in Syrien kämpfe. Der Clip fordert die Christen im Libanon dazu auf, zum Islam zu konvertieren und die Scharia im Libanon einzuführen (Isdarat, 11. März 2016). Der Clip dürfte eine Reaktion auf die Medienkampagne sein, welche die Hisbollah in der libanesischen Öffentlichkeit gegen den IS und die anderen dschihadistischen Organisationen führt.