Der Weltdschihad im Blickpunkt (24. – 31. März 2016)

Das IS-Führungsmitglied Abd al-Rahman Mustafa Al-Qaduli, das bei einem amerikanischen Angriff ums Leben kam (Al-Bawaba News, 25. März 2016)

Das IS-Führungsmitglied Abd al-Rahman Mustafa Al-Qaduli, das bei einem amerikanischen Angriff ums Leben kam (Al-Bawaba News, 25. März 2016)

Hubschrauber der syrischen Armee landen auf dem rückeroberten Flugplatz bei Palmyra (Syrisches Staatsfernsehen, 28. März 2016)

Hubschrauber der syrischen Armee landen auf dem rückeroberten Flugplatz bei Palmyra (Syrisches Staatsfernsehen, 28. März 2016)

Die Zerstörung in Palmyra nach der Rückeroberung der Stadt

Die Zerstörung in Palmyra nach der Rückeroberung der Stadt

die irakische Armee bereitet sich auf den Vorstoß auf Mosul vor(Al Jazeera, 26. März 2016)

die irakische Armee bereitet sich auf den Vorstoß auf Mosul vor(Al Jazeera, 26. März 2016)

Verteilung des IS-Wochenmagazins Al-Naba in den Straßen von Mosul (Akhbar Dawlat Al-Islam, 26. März 2016)

Verteilung des IS-Wochenmagazins Al-Naba in den Straßen von Mosul (Akhbar Dawlat Al-Islam, 26. März 2016)

Der Markt des traditionellen Handwerks in Mosul

Der Markt des traditionellen Handwerks in Mosul

Das Fahrzeug unmittelbar vor der Explosion des Sprengsatzes am Straßenrand (Akhbar Dawlat Al-Islam, 24. März 2016)

Das Fahrzeug unmittelbar vor der Explosion des Sprengsatzes am Straßenrand (Akhbar Dawlat Al-Islam, 24. März 2016)

Feuer und Rauch an der linken Seite des ägyptischen Militärfahrzeugs unmittelbar nach der Explosion

Feuer und Rauch an der linken Seite des ägyptischen Militärfahrzeugs unmittelbar nach der Explosion

Abu Khalifa Al-Baljiki (Akhbar Dawlat Al-Islam, 27. März 2016)

Abu Khalifa Al-Baljiki (Akhbar Dawlat Al-Islam, 27. März 2016)

der IS-Aktivist Abu Majhad Al-Baljiki (Akhbar Dawlat Al-Islam , 25. März 2016)

der IS-Aktivist Abu Majhad Al-Baljiki (Akhbar Dawlat Al-Islam , 25. März 2016)


Die Ereignisse der Woche im Überblick

  • Am 27. März 2016 wurde die mitten in der syrischen Wüste gelegene Stadt Palmyra von der syrischen Armee und ihren Verbündeten zurückerobert. Die Rückeroberung Palmyras ist ein wichtiger militärischer und politischer Erfolg des syrischen Regimes sowie Russlands, das die syrische Armee intensiv aus der Luft unterstützte, und stärkt das Ansehen dieser beiden Parteien. Zudem bereitet die Rückeroberung Palmyras der syrischen Armee den Boden für den Vorstoß auf die Kerngebiete des IS in Deir Ez-Zur und Ar-Raqqah. Gleichzeitig wurden der Machtbereich des IS und die Verbindung mit seinen Aktivisten in den Regionen Damaskus, Homs und im Süden Syriens eingeschränkt.
  • Die belgischen Behörden verhafteten diese Woche mehrere mutmaßliche IS-Aktivisten, die zum Teil an den Terroranschlägen in Brüssel beteiligt gewesen sein sollen. Derweil lancierte der Islamische Staat eine Propagandakampagne mit Beteiligung belgischer Aktivisten, die unter anderem den Zweck verfolgte, in Belgien und ganz Europa Angst und Schrecken zu verbreiten („Wir werden London, Paris und Berlin stürmen, wie wir unlängst Paris gestürmt haben. Die Anhänger des Kalifats sind entschlossen, das bald geschehen zu lassen“). Der wachsende Druck dürfte den IS dazu veranlassen, den Terror im Westen sowie in arabischen und muslimischen Ländern zu intensivieren (die Türkei „im Visier“), und gleichzeitig zu versuchen, sich in weiteren Ländern außerhalb Syriens und des Irak festzusetzen (Libyen als Hauptziel).

 

Die Implikationen der Rückeroberung Palmyras

Am 27. März 2016 wurde die Rückeroberung Palmyras nach einer rund dreiwöchigen Operation abgeschlossen (siehe dazu Details weiter unten). Die Eroberung der Stadt ist ein politischer und militärischer Erfolg für das syrische Regime und Russland, die diesen Umstand umgehend propagandistisch nutzten, um ihr Ansehen aufzubessern. Durch die Einnahme der Region Palmyra gelang es der syrischen Armee, ihren Machtbereich im Osten des Landes auszubauen und einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt unter ihre Kontrolle zu bringen, der Deir Ez-Zur und Ar-Raqqah mit Homs und Damaskus verbindet. Die Kontrolle über den Raum Palmyra ebnet dem syrischen Regime den Weg zu weiteren militärischen Vorstößen in Richtung Kerngebiet des IS in den Regionen Deir Ez-Zur und Ar-Raqqah (wie Vertreter des syrischen Regimes erklärten). Zudem dürfte das syrische Regime nun auch wieder auf die nahegelegenen Öl- und Gasfelder zugreifen. Der Verlust von Palmyra schwächt die logistischen und operativen Verbindungen des IS zu seinen Aktivisten in den Räumen Damaskus, Homs und Südsyrien.

 

  • Im breiteren Zusammenhang des Krieges gegen den Islamischen Staat setzt der Verlust von Palmyra die Reihe von Niederlagen fort, die diese Organisation seit Anfang 2015 einstecken musste: Während die syrischen Regimetruppen ihr Herrschaftsgebiet im Raum Aleppo auszuweiten konnten, eroberten kurdische Milizen entlang der Grenze zur Türkei Schlüsselstädte aus der Hand des IS und setzten sich im türkisch-syrischen Grenzgebiet und Nordosten Syriens fest. Im Irak versucht die Regierungsarmee nun nach der Rückeroberung der Stadt Ramadi weitere Gebiete der Provinz Al-Anbar zurückzuerobern und bereitet sich auf den Sturm der Stadt Mosul vor. Während die irakische Armee zudem die Ölstadt Baiji zurückeroberte, nahmen kurdische Milizen die Stadt Sinjar und Umgebung ein. Derweil konzentriert sich der IS angesichts des hohen Druckes, dem er ausgesetzt ist, auf die Verteidigung seiner Kerngebiete in Mosul und Ar-Raqqah, doch sein Herrschaftsgebiet schrumpft.

Der IS reagiert auf die Reihe von territorialen Niederlagen mit der Intensivierung des Terrors in arabischen und westlichen Ländern. Dies kam in den letzten Monaten deutlich bei den Anschlägen in Paris, Istanbul, Brüssel und Bagdad sowie beim Anschlag auf ein russisches Passagierflugzeug auf der Sinaihalbinsel zum Ausdruck. Diese Terrorakte sind jeweils von Medienkampagnen begleitet, deren Ziel es ist, Angst und Schrecken zu verbreiten, vor allem in Westeuropa, und die Attraktivität des IS in der muslimischen Gemeinschaft zu erhöhen. Je stärker der IS in Syrien und im Irak unter Druck gerät, desto mehr dürfte seine Motivation steigen, Terroranschläge außerhalb seines territorialen Machtbereichs zu verüben, um seine Feinde abzuschrecken und um zu versuchen, sein Image als siegreiche und führende dschihadistische Organisation aufrechtzuerhalten.

 

Die Waffenstillstandsvereinbarung in Syrien

  • Der Waffenstillstand in Syrien geht in die fünfte Woche und wird nach dem bekannten Muster eingehalten: deutlicher Rückgang der Intensität der Feindseligkeiten verglichen mit der Zeit vor dem Inkrafttreten des Waffenstillstandes, lokal beschränkte Gewaltausbrüche und anhaltende Luftangriffe auf den IS und weitere Organisationen, die nicht Teil der Waffenstillstandsvereinbarung sind. Die syrische Armee nutzte die Waffenstillstandsvereinbarung zudem für eine Offensive, die zur Rückeroberung der außerhalb der Waffenstillstandszone gelegenen Stadt Palmyra geführt hat.
  • Vertreter der USA und Russlands äußerten auch diese Woche Genugtuung über das Halten des Waffenstillstandes:
  • Der Kommandeur der Koordinationszentrale auf dem Militärstützpunkt Hmeymim teilte mit, es habe in der vergangenen Woche in Syrien keine nennenswerten Verletzungen der Waffenstillstandsvereinbarung gegeben. Die täglichen Berichte des russischen Verteidigungsministeriums lassen auf insgesamt 38 Waffenstillstandsverletzungen schließen, d.h. auf durchschnittlich 7-8 pro Tag. Die Zahl der Waffenstillstandsvereinbarungen, die mit verschiedenen Gruppierungen auf lokaler Ebene geschlossen wurden, beläuft sich unverändert auf 43 (Website des russischen Verteidigungsministeriums, 28. März 2016).
  • Der amerikanische Außenminister John Kerry sagte bei einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lavrov, die Waffenstillstandsvereinbarung in Syrien habe das Ausmaß der Gewalt in diesem Land deutlich eingeschränkt. Die Gewalt sei weiter einzudämmen und die humanitäre Hilfe für Syrien zu erweitern, fügte Kerry hinzu. Er äußerte zudem die Hoffnung, dass bei den Gesprächen in Russland eine endgültige Lösung für die Krise in Syrien gefunden werden könne (Reuters, 23. März 2016).

Das amerikanische und russische Engagement

  • Während sich die russischen Luftangriffe diese Woche auf die Unterstützung der Offensive der syrischen Armee zur Rückeroberung der Stadt Palmyra konzentrierten, standen bei den Luftangriffen der USA und anderer Staaten der Anti-IS-Koalition die Unterstützung der irakischen Armee an den verschiedenen Fronten in der Provinz Al-Anbar und an anderen Orten im Irak im Vordergrund. In Syrien führte die von den USA geführte Anti-IS-Koalition nur wenige Angriffe aus.
  • Am 25. März 2016 erklärte der amerikanische Verteidigungsminister Ashton Carter, bei Angriffen des amerikanischen Militärs seien in der vergangenen Woche einige herausragende IS-Aktivisten getötet worden. Unter den Getöteten habe sich etwa Hajji Imam befunden, der von den Amerikanern als hoher IS-Kommandeur eingestuft wurde und die Aktivitäten des IS im wirtschaftlichen Bereich angeführt haben soll (der „IS-Finanzminister“). Aus einer amerikanischen Quelle verlautete, Hajjji Imam sei bei einem Hubschrauberangriff im Rahmen einer Operation amerikanischer Sondereinheiten ums Leben gekommen, deren Ziel es gewesen sei, ihn gefangen zu nehmen (Akhbar al-Aan, 25. März 2016).
  • Andere Berichte nannten als weiteres Opfer der Angriffe den Turkmenen Abd al-Rahman Mustafa Al-Qaduli, der 1957 in Tal Afar im Nordirak geboren war. Er arbeitete als Physiklehrer bis er in Moscheen zu predigen begann. 1988 begab er sich nach Afghanistan, wo er den Al-Qaida-Anführer Ossama Bin Laden traf. Später kehrte er in den Irak zurück und kämpfte nach dem Zusammenbruch des Regimes von Saddam Hussein in den Reihen der Organisation von Mus’ab al-Zarqawi (France24; Al-Bawaba News, 25. März 2016). Die Tötung dieses Aktivisten wäre ein weiterer schwerer Schlag für die Führungsriege des IS.

Die wichtigsten Entwicklungen in Syrien

Die Rückeroberung der Stadt Palmyra.
Momentaufnahme (Stand vom 30.3.16)
  • Am 25. März 2016 eröffnete die syrische Armee und ihre Verbündeten eine Offensive zur vollständigen Rückeroberung der Stadt Palmyra, nachdem zuvor strategisch wichtige Positionen rund um die Stadt eingenommen werden konnten. Nach Kämpfen bis zum Morgen des 27. März 2016 wurde dieses Ziel schließlich erreicht. Berichten des syrischen Staatsfernsehens ist zu entnehmen, dass die Regimetruppen die Stadt menschenleer vorgefunden haben.[1] Nach der Eroberung Palmyras brachte die syrische Armee auch den südöstlich der Stadt gelegenen Flugplatz unter ihre Kontrolle. Laut Daily Telegraph befinden sich 80% der Altertümer in Palmyra in gutem Zustand.
  • Mehreren Berichten zufolge kamen bei den Kämpfen um Palmyra 400-500 IS-Aktivisten ums Leben (RT; Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, 27. März 2016). Die übrigen IS-Aktivisten hätten sich in Richtung Wüstenstadt As-Sukhnah rund 64 Km östlich von Palmyra abgesetzt. As-Suknah wurde laut Berichten aus der Luft angegriffen, wonach die Einwohner der Stadt geflüchtet seien (Syria Mubasher, 28. März 2016). Mindestens 180 syrische Soldaten wurden bei der Schlacht um Palmyra getötet (Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, 27. März 2016). Die Hisbollah, deren Eliteeinheit die syrische Armee bei den Kämpfen unterstützte, hatte ihrerseits zwanzig Opfer zu beklagen (Okaz, 27. März 2016).
  • Nach der vollständigen Einnahme Palmyras entschärften Ingenieureinheiten der syrischen Armee Minen und Sprengsätze, die IS-Aktivisten in und um die Stadt sowie auf dem Flugplatz östlich der Stadt gelegt hatten. Auf dem Flugplatz fand die syrische Armee ein größeres Waffenlager sowie unterirdische Durchgänge vor, die vom IS benutzt worden waren. In den Hangars des Flugplatzes wurden Werkstätten für die Herstellung von Raketen, Mörsergranaten und Sprengsätzen gefunden (Syrisches Staatsfernsehen, 27. März 2016). Berichten zufolge wird Russland in den nächsten Tagen Experten und Ausrüstung für die Minenräumung nach Palmyra entsenden (RT und syrisches Staatsfernsehen, 28. März 2016).
Die Kampagne zur Eroberung der Stadt Al-Qaryatayn
  • nNach der Einnahme Palmyras wurden Einheiten der syrischen Armee nach Al-Qaryatayn südwestlich von Palmyra verlegt. Am 27. März 2016 brachte die syrische Armee nach Kämpfen mit IS-Aktivisten strategisch wichtige Positionen westlich der Stadt unter ihre Kontrolle. Der Kampf um die Stadt dauert an, derweil bombardieren russische Kampfflugzeuge Stellungen des IS in der Stadt. Mit der Rückeroberung Al-Qaryatayns würde das syrische Regime wieder ein zusammenhängendes Gebiet zwischen der Achse Damaskus-Homs und der Stadt Palmyra kontrollieren und seine Herrschaft in diesem Gebietsabschnitt festigen.
Erste Reaktionen zur Rückeroberung Palmyras
Syrien und Russland
  • Nach der Rückeroberung Palmyras starteten das syrische Regime und Russland umgehend eine Propagandakampagne, um den militärischen Erfolg politisch zu untermauern. Nachfolgend eine Zusammenstellung herausragender Äußerungen:
  • Der syrische Präsident Bashar Assad sagte einer französischen Delegation, die Eroberung Palmyras sei ein weiterer Beweis für den effektiven Kampf der syrischen Regierung gegen den Terror, dies im Gegensatz zu den bislang mageren Ergebnissen der von den USA angeführten internationalen Koalition, die sich als „nicht ernst zu nehmender Faktor“ erwiesen habe (Sana, 27. März 2016). Die Eroberung Palmyras sei ein wichtiger Erfolg und zeige, dass die Anti-Terror-Strategie der syrischen Armee und ihrer Verbündeten erfolgreich sei, soll Assad laut einem Bericht des syrischen Staatsfernsehen gesagt haben (Sana, 27. März 2016).
  • Der syrische Generalstabchefveröffentlichte eine Verlautbarung, wonach die syrische Armee die einzige Kraft sei, die die Fähigkeit besitze, den Terror zu bekämpfen. Demnach habe die Eroberung der Stadt Palmyra dem IS einen schweren Schlag versetzt und der Kampfmoral seiner Aktivisten zugesetzt. Die syrische Armee werde seine Operationen gegen den IS und die Al-Nusra-Front mit Unterstützung der russischen Luftwaffe fortsetzen und weiter nach Osten in Richtung Deir Ez-Zur und Ar-Raqqah vordringen (Sana, 27. März 2016). Der syrische Informationsminister Omran al-Zoubi sagte, die Eroberung Palmyras ebne den Weg für den Vorstoß auf weitere Ziele, darunter Deir Ez-Zur und Ar-Raqqah (Al-Alam TV, 29. März 2016).
  • Der Sprecher des russischen Präsidenten Vladimir Putinsagte, der syrische Präsident habe die russische Luftunterstützung gewürdigt, ohne welche die Rückeroberung Palmyras nicht möglich gewesen sei (Sputnik, 27. März 2016). Laut dem russischen Verteidigungsminister hat die russische Luftwaffe am Vorabend des Sturms auf Palmyra vierzig Angriffseinsätze geflogen und dabei 158 Ziele in der Stadt und ihrer Umgebung angegriffen. Dabei seien über hundert IS-Aktivisten getötet und umfangreiches Kriegsmaterial und Munition zerstört worden (RT, 26. März 2016). Das russische Außenministerium ließ verlauten, die Rückeroberung Palmyras sei eine echte Gelegenheit für Fortschritte des politischen Prozesses in Syrien.
Der „Islamische Staat“
  • Der Propagandaapparat des IS, der die Misserfolge der Organisation in der Regel nicht breit kommentiert, versuchte dieses Mal, dem Imageschaden vorzubeugen, den ihr der Verlust Palmyras einbrachte. Die Informationskanäle des IS dementierten die Berichte über die Eroberung der Stadt durch die syrische Armee und behaupteten, die „Soldaten des Kalifats“ hätten den Vorstoß der syrischen Armee aufgehalten. Zudem betonten sie die hohen Verluste der Regierungstruppen und verbreiteten die übliche Rhetorik gegen an der Offensive beteiligten Schiiten, „Ungläubigen“ und „russischen Atheisten“.
Die USA und das Vereinigte Königreich
  • Der Sprecher des amerikanischen Verteidigungsministeriums, John Kirby, sagte, die USA begrüße die Rückeroberung Palmyras, fügte jedoch einschränkend hinzu, die Zukunft des syrischen Regimes unter Bashar Assad sei ungewiss. Auch der Sprecher des britischen Außenministeriums begrüßte die Rückeroberung Palmyras, gab jedoch dem syrischen Regime die Verantwortung für die Krise in Syrien.
Kämpfe in weiteren syrischen Provinzen
  • Derweil ereigneten sich lokal begrenzte Gefechte zwischen den verschiedenen Kräften in weiteren syrischen Provinzen, sowohl in solchen, die vom Waffenstillstand betroffen sind, als auch in anderen Provinzen, jeweils ohne nennenswerte Verschiebungen der Frontlinien:
  • Region Aleppo: In der Stadt Aleppo kam es zu Gefechten zwischen Einheiten der syrischen Armee und Rebellen um den Militärstützpunkt Hananu nördlich der Zitadelle in der Altstadt. Zudem bekämpften sich IS-Aktivisten und Rebellenmilizen im ländlichen Umland der Stadt. In der Region Jarabulus ereigneten sich Gefechte zwischen dem IS und kurdischen Milizen. Die türkische Armee soll zudem kurdische Ziele nördlich von Aleppo angegriffen haben.
  • Region Deir Ez-Zur: Im südöstlichen Stadtteil Al-Sina’ah bekriegten sich Soldaten der syrischen Armee und IS-Aktivisten.
  • Die südlichen Golanhöhen: Die Kämpfe zwischen den Rebellenmilizen, darunter die Al-Nusra-Front, und der IS-nahen Al-Yarmouk-Märtyrer-Brigade, dauerten an. Die Al-Yarmouk-Märtyrer-Brigade gabden Tod von Abu Hadi Al-Nabulsi, eines hochrangigen Kommandeurs der Organisation, bei Kämpfen mit der Al-Nusra-Front, bekannt (Khatwa; Suriyati, 24. März 2016).

Die wichtigsten Entwicklungen im Irak

Die Provinz Al-Anbar
Hit
  • Die Offensive zur Befreiung der Stadt Hit am Ufer des Euphrat rund 70 Km nordöstlich von Ramadi dauert an. Die irakische Armee umkreist die derzeit vom IS kontrollierte Stadt mit Hilfe lokaler Milizen. Am 26. März 2016 brachten Einheiten der irakischen Armee die Region Kabisa östlich von Hit unter ihre Kontrolle. Dabei wurden sie von den Luftwaffen der USA und anderer Länder der Anti-IS-Koalition unterstützt (Fars News; Hamrin, 27. März 2016).
Ramadi
  • Berichten zufolge kam im Osten der Stadt Ramadi ein hoher Propagandafunktionär des IS bei einem Luftangriff ums Leben (Sky News, 26. März 2016). Dabei sei auch der Verantwortliche des IS für Waffen und Sprengstoffe getötet worden (Al-Alam TV, 26. März 2016).
Mosul
  • Kampfflugzeuge der Anti-IS-Koalition griffen laut Berichten die Universität Mosul an und zerstörten Lagerräume, die in unterirdischen Durchgängen auf dem Gelände der Universität eingerichtet worden waren. Nach dem Angriff habe der IS damit begonnen, seine Aktivisten und das gelagerte Material vom Universitätsgelände zu evakuieren und an einen anderen Ort zu verlegen (Al-Sabah, 23. März 2016).
  • Die irakische Armee rief am 24. März 2016 den Beginn einer Offensive zur Befreiung der Provinz Niniveh und der Stadt Mosul vom IS aus. Einheiten der irakischen Armee stoßen zusammen mit kurdischen Milizen (Peschmerga) und unterstützt von der amerikanischen Luftwaffe auf die Stadt vor. Dabei soll es südöstlich der Stadt zu Kämpfen gekommen sein. Als Ausgangspunkt der Offensive dient der irakischen Armee die Stadt Makhmur rund 70 südöstlich von Mosul (Al Jazeera, 24.-27. März 2016.
  • Arabische Medien berichteten, der IS nehme in der Stadt Mosul Massenhinrichtungen vor. Tausende von Einwohnern flüchteten zudem aus den Kampfzonen in der Provinz Niniveh (Akhbar Alan, 28. März 2016). Der Propagandaapparat des IS reagierte auf diese Berichte mit der Behauptung, der Alltag in Mosul gehe normal weiter, und untermauerte diese Darstellung mit Bildern aus der Stadt (Akhbar Dawlat Al-Islam, 26. März 2016).
Der Raum südlich von Bagdad
  • Am 25. März 2016 sprengte sich ein IS-Selbstmordattentäter in einem Fußballstadion in der Stadt Al-Iskandariya rund 70 Km südlich von Bagdad in die Luft. Dabei wurden mindestens 29 Menschen getötet und rund 60 verletzt. Der IS bekannte sich zu dem Anschlag (Arabischer Kanal des BBC; Aamaq, 25. März 2016). In der Stadt Al-Iskandariya leben rund 320.000 Menschen, überwiegend sunnitische Stämme. Der Anschlag könnte ein Racheakt dafür gewesen sein, dass zahlreiche Einwohner der Stadt in Einheiten der irakischen Sicherheitskräften dienen (Uruba, 28. März 2016).

Ägypten und die Sinaihalbinsel

  • In der vergangenen Woche dauerte die intensive Tätigkeit der ägyptischen Sicherheitskräfte gegen die Provinz Sinai des IS in den Regionen Sheikh Zuweid, El-Arish und Rafah an. Gleichzeitig führte auch der IS die Guerillaoperationen gegen die ägyptische Staatsmacht vor allem durch Bombenanschläge fort. Nachfolgend eine Zusammenstellung nennenswerter Ereignisse:
  • Am 26. März 2016 tötete die ägyptische Armee Berichten zufolge sieben Terroraktivisten bei Schusswechseln südlich von Sheikh Zuweid. Zudem wurden zehn Terroraktivisten bei Angriffen der ägyptischen Luftwaffe getötet (Al-Masry Al-Youm, 26. März 2016).
  • Am 25. März 2016 wurden laut Berichten sechzig IS-Aktivisten getötet und vierzig weitere bei Luftangriffen auf über fünfzig Ziele (Häuser und Hütten) südlich von Sheikh Zuweid und Rafah verletzt (Al-Masry Al-Youm, 25. März 2016).
  • Am 24. März 2016 gab der IS-Ableger im Sinai bekannt, einen Sprengstoffanschlag auf ein Minenräumfahrzeug der ägyptischen Armee ausgeführt zu haben. Die Explosion ereignete sich demnach an der Verbindungsstraße zwischen El-Arish und Rafah (Akhbar Dawlat Al-Islam, 24. März 2016).
  • Am 27. März 2016 verhaftetendie ägyptischen Sicherheitskräfte zwanzig Terroraktivisten bei Razzien im nördlichen Sinai. Dabei wurden über hundert Personen getötet und umfangreiches Material vernichtet (Al-Masry Al-Youm, 27. März 2016).

Der globale Dschihad in weiteren Ländern

Die Türkei

Nach dem Anschlag in Istanbul verhafteten die türkischen Sicherheitskräfte mutmaßliche IS-Aktivisten. Sky News berichtete (am 29. März 2016), sechs IS-Aktivisten seien vor einer Woche in der osttürkischen Stadt Gaziantep verhaftet worden. Bei ihrer Befragung habe sich herausgestellt, dass der IS Anschläge auf jüdische Kindergärten, Schulen und Jugendzentren in der Türkei geplant habe. Als mögliches Anschlagsziel wurde die Synagoge Bujyoglu in Istanbul genannt, an der auch eine Schule und ein Gemeindezentrum angeschlossen sind. Sicherheitsstellen erklärten, es handle sich um eine konkrete, unmittelbare Bedrohung, worauf die türkischen Behörden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht hätten. Bei der erwähnten Synagoge handelt es sich um die Hauptsynagoge in Istanbul („Neveh Shalom“), die bereits früher von Anschlägen heimgesucht worden war.[2]

 

  • Die israelische Stelle für Terrorbekämpfung veröffentlichte eine Reisewarnung für die Türkei, wonach „erhöhte Gefahr für weitere Terroranschläge besonders vom IS auf touristische Ziele, darunter auch israelische Touristen besteht“. Die Stelle empfiehlt dringend, von Reisen in die Türkei abzusehen bzw. das Land so rasch wie möglich zu verlassen (Website der israelischen Stelle für Terrorbekämpfung, 28. März 2016).
Libyen
Sabratah
  • Die Stadt Sabratah liegt westlich von Tripoli. Der IS ist in der Stadt präsent, beherrscht sie jedoch nicht. In der Vergangenheit wurden in Trainingslagern um die Stadt tunesische Aktivisten militärisch ausgebildet und dann für Terroroperationen nach Tunesien zurückgeschickt. Neulich berichtete eine Expertengruppe für Libyen dem UN-Sicherheitsrat, im Dezember 2015 habe der IS mit der Verwaltung der Stadt Sabratah ein Abkommen getroffen, wonach der IS seine Aktivisten in der Stadt nicht öffentlich in Erscheinung treten lasse und die Stadtverwaltung im Gegenzug nichts gegen ihre Präsenz unternehme. Das Abkommen sei getroffen worden, nachdem Bilder von Machtdemonstrationen des IS in der Stadt veröffentlicht worden waren. Der Bürgermeister von Sabratah dementierte den Bericht umgehend (Portal Al-Wasat; alarabiya.net; diwanfm, 26. März 2016).
Jemen
  • Diese Woche explodierten an einem Kontrollpunkt in der Stadt Aden drei Autobomben. Dabei kamen 22 Personen ums Leben, darunter zehn Zivilisten (AFP, 25. März 2016). Der IS übernahm die Verantwortung (Conflict news, 25. März 2016).

Der Kampf um die Herzen und den Verstand

Propagandakampagne des IS nach den Anschlägen in Brüssel
  • Nach den Anschlägen in Brüssel lancierte der IS eine Propagandakampagne, die in Belgien und Europa generell Angst und Schrecken verbreiten und die Attraktivität des Islamischen Staates (in den Augen der muslimischen Gemeinschaft) erhöhen sollte. In der Kampagne traten Aktivisten belgischer Herkunft auf. Nachfolgend einige Beispiele:
  • Die IS-Medienstiftung Al-Battar veröffentlichte ein Videoclip, das die Attentate von Brüssel verherrlicht. Am Anfang berichtet der Clip über den Hergang der Attentate auf der Grundlage westlicher Medienberichte, danach wird erklärt, dass die Attentate aufgrund der Teilnahme Belgiens an den Angriffen der internationalen Anti-IS-Koalition erfolgt seien, bei denen Muslime im Irak und in Syrien getötet und Moscheen und Schulen zerstört worden seien. Sodann wird im Clip zum Kampf gegen die „Kreuzfahrer“ (d.h. gegen die Christen) aufgerufen, die den Islam nicht anerkennen würden (Isdarat, 24. März 2016).
  • Die Provinz Ar-Raqqah des IS in Syrien veröffentlichte am 27. März 2016 ein Videoclip, worin Einwohner von Ar-Raqqah Genugtuung über die Attentate von Brüssel äußern. Sie sagen, die Anschläge seien eine Folge der Angriffe der internationalen Koalition auf muslimische Städte. In dem Clip tritt unter anderem ein IS-Aktivist belgischer Herkunft auf, der Abu Khalifa Al-Baljiki genannt wird. Er lobt das „gute Leben“ in Ar-Raqqah, das im Gegensatz zum Klima der Angst in Europa stehe (Akhbar Dawlat Al-Islam, 27. März 2016).
  • Am 25. März 2016 veröffentlichte die Provinz Niniveh des IS im Irak ein Videoclip, worin zwei IS-Aktivisten belgischer Staatsbürgerschaft auftreten und die Attentate von Brüssel befürworten. Der eine, Abu Abdallah Al-Baljiki genannt, erklärt sich solidarisch mit den Attentätern von Brüssel. Der zweite, Abu Majhad Al-Baljiki, spricht Drohungen gegen den Westen aus: „Ihr habt das Zeitalter des Krieges erreicht. Ihr werdet Blut in euren Straßen fließen sehen. Das hier [die Attentate von Brüssel] war nur der Anfang eures Albtraums“ (Akhbar Dawlat Al-Islam, 25. März 2016).
  • IS-nahe Konten in den sozialen Netzwerken im Internet veröffentlichten nach den Attentaten von Brüssel Drohungen gegen die Einwohner Belgiens und den Westen generell:„Brüssel, wir sind hier. Was kommen wird, wird schlimmer, bitterer, schrecklicher, erschütternder, tödlicher und schmerzhafter sein. Oh, ihr Kreuzanbeter…“ (Mazrawy, 22. März 2016).
  • Am 25. März 2016 veröffentlichte der IS ein Videoclip in englischer Sprache unter dem Titel „Botschaft an den ungläubigen Westen von den Anhängern des Kalifats“. Im Clip wird die Drohung ausgesprochen, die Rache werde kommen. Er enthält Bilder eines simulierten Luftangriffs auf Paris begleitet von folgender Drohung an die Adresse der „Kreuzfahrer“: „Wir werden eure Länder stürmen und euch nach dem islamischen Recht beherrschen.“ Zudem heißt es im Clip: „Wir werden London, Brüssel und Berlin stürmen, wie wir unlängst Paris gestürmt haben. Die Anhänger des Kalifats sind entschlossen, das bald geschehen zu lassen“…bald werden wir mit unseren Waffen eure Erde betreten“ (Akhbar Dawlat Al-Islam, 25. März 2016).

[1]  Laut der Website albawaba.com zählte die Stadt vor der Eroberung durch den IS 50.000 Einwohner. Unter der Herrschaft des IS reduzierte sich deren Zahl dann auf 15.000.
[2]  Am 6. September 1986 wurde ein Anschlag auf die Synagoge Neveh Shalom verübt, bei dem 21 Gläubige beim Sabbat-Gebet ums Leben kamen. Am 15. Oktober 2003 kamen bei Anschlägen auf die Synagoge Neveh Shalom und eine weitere Synagoge in Istanbul (Bet Israel) 18 Betende und türkische Passanten ums Leben.