Der Weltdschihad im Blickpunkt (4.-10. Februar 2016)

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Der Weltdschihad im Blickpunkt

Mohsen Qajarian, ein hoher Offizier der iranischen Revolutionsgarde, der bei Aleppo ums Leben kam  (Fars News, 3. Februar 2016)

Mohsen Qajarian, ein hoher Offizier der iranischen Revolutionsgarde, der bei Aleppo ums Leben kam (Fars News, 3. Februar 2016)

Die irakische Armee bezieht Stellung im Stadtteil Al-Sajariya (Al Jazeera, 7. Februar 2016)

Die irakische Armee bezieht Stellung im Stadtteil Al-Sajariya (Al Jazeera, 7. Februar 2016)

Die Gruppe der Selbstmordattentäter, die den Anschlag auf Ain Al-Assad verübt haben soll  (Akhbar Al-Muslimeen, 5. Februar 2016)

Die Gruppe der Selbstmordattentäter, die den Anschlag auf Ain Al-Assad verübt haben soll (Akhbar Al-Muslimeen, 5. Februar 2016)

Verbrennung von Zigaretten auf der Sinaihalbinsel (IS-nahes Twitter-Konto, 7. Februar 2016)

Verbrennung von Zigaretten auf der Sinaihalbinsel (IS-nahes Twitter-Konto, 7. Februar 2016)

Schießübungen am Maschinengewehr auf einem Geländewagen (Akhbar Al-Muslimeen, 5. Februar 2016)

Schießübungen am Maschinengewehr auf einem Geländewagen (Akhbar Al-Muslimeen, 5. Februar 2016)

Aktivisten schwören dem IS-Anführer Gefolgschaft (Akhbar Dawlat Al-Islam, 6. Februar 2016)

Aktivisten schwören dem IS-Anführer Gefolgschaft (Akhbar Dawlat Al-Islam, 6. Februar 2016)

Bal’idi Al-Marqeshi, der in Jemen getötet wurde (Twitter-Konto, 4. Februar 2016)

Bal’idi Al-Marqeshi, der in Jemen getötet wurde (Twitter-Konto, 4. Februar 2016)

Titelseite des IS-Ratgebers für „einsame Wölfe“ und kleine IS-Zellen im Vereinigten Königreich

Titelseite des IS-Ratgebers für „einsame Wölfe“ und kleine IS-Zellen im Vereinigten Königreich


Die Ereignisse der Woche im Überblick

  • Im Mittelpunkt der Ereignisse der vergangenen Woche stand die Offensive der syrischen Armee nördlich von Aleppo, die am Tag der Eröffnung der Verhandlungen in Genf zur Beendigung des Konflikts in Syrien begann. Die Ziele der Offensive, wie sie in der Erklärung der Beraterin des syrischen Präsidenten für politische Angelegenheiten und Medien zum Ausdruck kamen, bestehen darin, die Kontrolle über die Region zwischen Aleppo und der türkischen Grenze und die Herrschaft über die Stadt Aleppo selbst zurückzuerlangen.
  • Bis zu diesem Zeitpunkt hat die syrische Armee bereits einige taktische Erfolge errungen, besonders die Befreiung der belagerten schiitischen Ortschaften und die Kappung der Nachschubrouten der Rebellenorganisationen aus der Türkei. Die syrische Armee versucht nun mit russischer Luftunterstützung und Beteiligung des Iran, der Hisbollah und schiitischer Milizen, den Raum bis zur türkischen Grenze zu säubern und die Belagerung der Stadt Aleppo, in der sich immer noch mehrere Zehntausend Aktivisten von Rebellenorganisationen inmitten Hunderttausenden von Zivilisten aufhalten, enger zu ziehen.
  • Die Entwicklungen an den Fronten treffen die Al-Nusra-Front, den Al-Qaida-Ableger in Syrien, schwer. Das syrische Regime konzentriert seine Anstrengungen auf die Herrschaftsgebiete jener Rebellenorganisationen, die von der Al-Nusra-Front dominiert werden. Die Erfolge der syrischen Armee bedrohen auch die Basis der Al-Nusra-Front in der für sie lebenswichtigen Region Idlib. Demgegenüber blieben die Hochburgen des IS im Raum westlich des Euphrat bislang praktisch verschont (Al-Bab, Manbij, Jarabulus), wenn auch die Konsolidierung der Kontrolle des syrischen Regimes über Gebiete nördlich von Aleppo für den IS allmählich zur einer konkreten Bedrohung wird.

 

Der internationale Kampf gegen den IS

Angriffe der USA und anderer Länder der Anti-IS-Koalition

  • In der vergangenen Woche dauerten die Luftangriffe der USA und ihrer Koalitionspartner auf IS-Ziele an. Kampfflugzeuge, Bomber und Drohnen führten mehrere Dutzend Angriffseinsätze aus. Nachfolgend eine Zusammenfassung dieser Einsätze (nach Angaben des amerikanischen Verteidigungsministeriums):
  • In Syrienkonzentrierten sich die Angriffe auf folgende Regionen: Ar-Raqqah, Houl, Ain Issa, Manbij, Marea, Hasakah und Deir Ez-Zur. Unter anderem wurden IS-Aktivisten, Fahrzeuge, Truppensammelplätze, militärische Posten und Flugabwehrstellungen getroffen.
  • Im Irakstanden die Regionen Falluja, Habbaniyah, Mosul, Ramadi, Sinjar, Sultan Abdallah, Tikrit und Kisik im Mittelpunkt der Angriffe. Dabei wurden unter anderem IS-Aktivisten, Kampfstellungen, Raketen, Boote, Fahrzeuge, Truppensammelpunkte und Waffenlager getroffen.
Die USA
  • Der Sprecher des amerikanischen Außenministeriums, John Kirby, sagte, die russischen Aktivitäten trügen weiterhin dazu bei, das Regime von Bashar Assad zu stärken, statt den Friedensprozess in Syrien zu unterstützen. Die USA sei daran interessiert, dass sich die russischen Angriffe auf den IS konzentrierten und nicht auf die syrischen Oppositionsgruppen, so Kirby (Antalya, 5. Februar 2016).
  • Ein neulich veröffentlichter amerikanischer Geheimdienstbericht geht davon aus, dass sich die Zahl der IS-Kämpfer in Syrien und im Irak derzeit auf zwischen 20.000 und 25.000 Mann beläuft, verglichen mit einer Schätzung von 19.000 – 31.000 Aktivisten vor einem Jahr. Ein hochrangiger amerikanischer Regierungsvertreter meinte, die Zahl der IS-Kämpfer sei mehr oder weniger unverändert geblieben (Fox News, 4. Februar 2016).
  • Ende 2014, zu Beginn der amerikanischen Offensive gegen den IS, wurde die Zahl der IS-Aktivisten vom Informationszentrum auf 25.000 geschätzt. Die damals veröffentlichte Schätzung des CIA belief sich auf 20.000 bis 30.000 Aktivisten.[1]Diese Daten deuten darauf hin, dass die Luftangriffe der internationalen Anti-IS-Koalition unter Führung der USA und die Angriffe Russlands bislang keine wesentliche Wirkung erzielt haben. Zudem kann aus diesen Zahlen geschlossen werden, dass es der Vereitlungspolitik der türkischen Sicherheitskräfte bislang nicht gelungen ist, den Transit ausländischer Kämpfer durch türkisches Gebiet nach Syrien wesentlich einzudämmen.

Kanada
  • Hohe kanadische Regierungsvertreter, unter ihnen auch Premierminister Justin Trudeau, gaben bekannt, dass Kanada seine Luftangriffe im Irak und in Syrien ab 22. Februar 2016 einstellen werde. Andererseits erklärten sie, dass Kanada seine Sondereinheiten zur Ausbildung der irakischen Streitkräfte aufstocken werde. Premierminister Trudeau sagte, die Bombardierungen brächten nur kurzfristigen Nutzen und keine langfristige Stabilität für die lokalen Gemeinschaften (CBS, 9. Februar 2016). Kanada hat zwar keinen großen Anteil an den Luftangriffen der internationalen Koalition (fünf Flugzeuge für Kampfeinsätze), doch der Beschluss des Landes hat zweifellos Symbolcharakter. Zum ersten Mal erklärt ein Land der von den USA aufgebauten Anti-IS-Koalition, sich nicht mehr an Luftangriffen beteiligen zu wollen.
Saudi-Arabien und die Golfstaaten
  • Saudi-Arabische Quellen ließen verlauten, dass Saudi-Arabien und ihre Verbündeten eine Offensive gegen den IS vorbereiteten. In diesem Rahmen plane Saudi-Arabien 150.000 Soldaten auszubilden, überwiegend Saudis, denen sich dann Soldaten aus Ägypten, dem Sudan und Jordanien anschließen würden. Auch Kuwait, Bahrain, die Arabischen Emirate und Katar hätten sich verpflichtet, Bodentruppen für den Kampf gegen den IS zu schicken. Den saudi-arabischen Quellen zufolge reichten Luftangriffe nicht aus, um den IS zu neutralisieren, weshalb Saudi-Arabien bestehende Kampfpläne neu überprüfe (CNN, 4. Februar 2016). Der Botschafter von Bahrain im Vereinigten Königreich sagte, sein Land sei bereit, im Rahmen einer internationalen Koalition gegen den IS Bodentruppen nach Syrien zu verlegen. Auch die Arabischen Emirate würden sich einem solchen Schritt mit eigenen Truppen anschließen, erklärte der Botschafter (Ahram online, 6. Februar 2016). Die Bereitschaft und die Fähigkeit Saudi-Arabiens in Syrien eine substantielle arabische Bodenstreitmacht in Gang zu setzen, sind unseres Erachtens zu bezweifeln.

Das russiche Engagement im syrischen Bürgerkrieg

  • Im Verlaufe der vergangenen Woche griffen russische Kampfflugzeuge zahlreiche Ziele an, besonders in der Region Aleppo zur Unterstützung der Bodenoffensive der syrischen Armee nördlich von Aleppo (siehe weiter unten). Die Angriffe konzentrierten sich in jener Region auf die Städte Marea, Manbij und A’zaz. Zudem flog die russische Luftwaffe Angriffe in den Regionen Latakia, Hama, Idlib, Daraa und Homs. Insgesamt soll die russische Luftwaffe in der vergangenen Woche 900 Ziele in Syrien angegriffen haben (Daily Mail, 6. Februar 2016).
  • Ein russischer Soldat kam bei den Kämpfen in Syrien ums Leben, als die Einheit, die er begleitete, in einen heftigen Feuerwechsel geriet und er von einer Mörsergranate getroffen wurde. Es handelt sich um den dritten russischen Soldaten, der bislang bei Kämpfen in Syrien getötet wurde. Einer russischen Quelle zufolge war der Soldat ein Instrukteur, der Soldaten der syrischen Armee an russischen Waffensystemen ausbildete (RT, 4. Februar 2016). Kreml-Sprecher Dimitri Peskov betonte, die russischen Soldaten nähmen keine Kampfaufgaben im Bodenkrieg gegen die Terrororganisationen in Syrien wahr. Es gebe aber russische Soldaten im Feld, die syrische Soldaten an neu gelieferten russischen Waffensystem ausbildeten, fügte er hinzu (Sputnik, 4. Februar 2016).

Russland und die Türkei beschuldigen sich gegenseitig

  • Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkov, sagte an einer Pressekonferenz, Russland verfüge über verlässliche Information, dass die Türkei eine Bodeninvasion in Syrien vorbereite. Luftbilder, die das russische Verteidigungsministerium veröffentlicht habe, zeigten Veränderungen, die auf einen bevorstehenden Einmarsch in Syrien hindeuteten. Eine hochrangige türkische Regierungsquelle dementierte die Behauptungen und betonte, die Türkei habe keinerlei Absicht mit Bodentruppen in Syrien einzudringen. Die Türkei sei Teil der internationalen Anti-IS-Koalition und werde nicht einseitig handeln (Today Zaman, 5. Februar 2016).

Die wichtigsten Entwicklungen in Syrien

Die jüngsten Ereignisse im Raum Aleppo
  • Am 1. Februar 2016, dem Tag der Eröffnung der Genfer Gespräche über die Beendigung des Bürgerkrieges in Syrien, startete die syrische Armee eine Bodenoffensive nördlich von Aleppo, die den Zweck verfolgte, die Belagerung einer schiitischen „Enklave“ nördlich der Stadt zu durchbrechen, die Nachschubrouten der Rebellenorganisation aus der Türkei zu kappen und die Großstadt Aleppo einzukreisen (deren Ostteil von Rebellenorganisationen gehalten wird)[2]. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die syrische Armee einige taktische Erfolge errungen (Befreiung der schiitischen Ortschaften Nubl und Zahraa aus der Umklammerung von Rebellenorganisationen und Kappung der Nachschubrouten der Rebellen nördlich von Aleppo), und sie steht kurz vor einem wichtigen strategischen Erfolg (vollständige Einkreisung der Stadt Aleppo, in der sich noch 300.000 Einwohner und Zehntausende Aktivisten von Rebellenorganisationen befinden). Die Offensive löste eine gewaltige Fluchtwelle aus und führte zu einer humanitären Krise. Zehntausende flüchteten von Aleppo und Umgebung zur türkischen Grenze (Grenzübergang Bab Al-Salameh).  

 

  • Die Bodenoffensive der syrischen Armee ist von intensiven Bombardements der russischen Luftwaffe begleitet. Bei den Kämpfen am Boden werden die Regimetruppen von iranischen Kämpfern, von der Hisbollah und von anderen schiitischen Milizen aus dem Irak und Afghanistan unterstützt, die alle unter dem Kommando der Quds-Einheit der iranischen Revolutionsgarde stehen. Hohe amerikanische Regierungsvertreter gingen im Oktober 2015 davon aus, dass sich in jener Region (nördlich von Aleppo) rund 2.000 Kämpfer der Quds-Einheit unter dem Kommando von Qassem Suleimani aufhalten (ISW, 7. Februar 2016).
  • Am 3. Februar 2016, zwei Tage nach Beginn der Offensive, gelang es der syrischen Armee die langanhaltende Belagerung von Nubl und Zahraa(zwei regimetreue schiitische Ortschaften, die inmitten eines sunnitisch dominierten und von den Rebellen kontrollierten Gebietes liegen) zu durchbrechen. Zudem erlangten die Regimetruppen die Kontrolle über Teile der internationalen Verbindungsstraße im Abschnitt Azaz-Aleppo und kappten damit eine wichtige Nachschubroute der Rebellenorganisationen zwischen der Türkei und Aleppo. Nun formieren sich die Rebellenverbände in der Region Azaz und den Ortschaften Tall Rifat und Marea neu, um den Vormarsch der syrischen Armee in Richtung türkische Grenze zu stoppen.
Die Entwicklungen an den Fronten sind unseres Erachtens ein harter Schlag für die prowestlichen Rebellenorganisationen und auch für die Al-Nusra-Front, dem Al-Qaida-Ableger in Syrien, da der Raum nördlich von Aleppo zum Machtbereich der von der Al-Nusra-Front dominierten Rebellenorganisationen gehört. Die Erfolge der syrischen Armee und der sie unterstützender Kräfte dürften den Druck auf die Al-Nusra-Front an weiteren Kriegsschauplätzen, etwa in der Stadt Aleppo und der strategisch wichtigen Region Idlib, erhöhenDemgegenüber wurde der IS von der gegenwärtigen Offensive (bislang) kaum getroffen, doch die Erfolge der syrischen Armee erhöhen auch den Druck auf seine Hochburgen im Raum Al-Bab – Manbij – Jarabulus nordöstlich von Aleppo.

Humanitäre Krise: Zehntausende flüchten aus Aleppo
  • Angesichts des Vorstoßes der syrischen Armee und der Bombardierungen der russischen Luftwaffe sind Zehntausende syrische Zivilisten aus Aleppo und ihres ländlichen Umlands in Richtung türkische Grenze geflohen. Die Mehrzahl der Flüchtlinge blieb auf der syrischen Seite des Grenzübergangs Bab Al-Salameh südlich von Kilis stecken. Der Grenzübergang bei der Stadt Kilis wurde von den türkischen Behörden geschlossen und die Flüchtlingsmassen werden nicht in die Türkei eingelassen. Federica Mogherini, die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, forderte die Türkei auf, den Flüchtlingen die Einreise in die Türkei zu gestatten. Der Gouverneur der türkischen Provinz Kilis sagte, die Flüchtlinge würden auf der syrischen Seite der Grenze versorgt (Daily Star; Sputnik, 7. Februar 2016).
  • Inzwischen zieht sich der Belagerungsring um die Stadt Aleppo zu.Im Ostteil der Stadt, der von den Rebellen kontrolliert wird, halten sich noch immer rund 300.000 Einwohner auf. Medienberichten zufolge werden dort Nahrungsmittel und Brennstoffe knapp, und die Stromversorgung funktioniert nur noch sporadisch. Die Belagerung der Stadt, die von Zehntausenden von Terror-Aktivisten gehalten wird (vor allem in den östlichen Vierteln), dürfte die Lebensbedingungen der Einwohner weiter verschlechtern.[3]
Die russische Unterstützung
  • Die russische Luftwaffe unterstützte die Offensive der syrischen Armee nördlich von Aleppo bislang mit zahlreichen Angriffseinsätzen. Der russische Verteidigungsminister bestätigte, dass die russische Luftwaffe den Truppen des syrischen Regimes bei der Rückeroberung der Ortschaften Nubl und Zahraa zur Seite stand (Sputnik, 7. Februar 2016). Die jüngsten russischen Bombardements entwickelten sich zu einem weiteren Streitpunkt zwischen dem Westen und Russland.
  • Hochrangige Nato-Vertreter warfen Russland vor, mit den Bombardements in Aleppo die Bemühungen zur Beendigung der Kämpfe in Syrien zu sabotieren. Andere Vertreter meinten, Russland habe mit den Bombardements die große Fluchtwelle ausgelöst. Die russischen Flugzeuge würden zivile Ziele attackierten und dabei Splitterbomben einsetzen. Von russischer Seite hieß es dazu, die angegriffenen Ziele seien legitime Terrorziele (BBC, 5. Februar 2016). Das russische Verteidigungsministerium betonte, die Anschuldigungen entbehrten jeder Grundlage und Russland werde grundlos beschuldigt, einen Völkermord zu begehen (Tass, 5. Februar 2016).
Das iranische Engagement
  • Am Vorstoß auf die schiitische Enklave von Nubl und Zahraa beteiligten sich auch iranische Kämpfer, einschließlich hoher Offiziere der iranischen Revolutionsgarde. Den Kern der kämpfenden Truppe bildete ein Kontingent von Hisbollah-Kämpfern und schiitischen Milizen, die von der iranischen Quds-Einheit gesteuert werden. Das massive Engagement des Iran und seiner Stellvertreter beruht nicht nur auf strategischen Erwägungen, sondern auch auf religiös-ethnischen Motiven, d.h. es ging hier konkret darum, die schiitische Bevölkerung aus der Umklammerung von Rebellenorganisationen inmitten eines sunnitisch dominierten Gebieteszu befreien.

 

  • Beim Vorstoßauf Nubl und Zahraa wurden über zwanzig Iraner getötet (Fanseite von Qassem Suleimani, 6. Februar 2016). Auch die Hisbollah musste Verluste hinnehmen, darunter einige hohe Kommandeure. Unter den getöteten Iranern stach Mohsen Qajarian, ein Kommandeur im Range eines Generalmajors, hervor, der die gepanzerte Brigade 21 (Emam Reza) der iranischen Revolutionsgarde befehligte.
  • Die hohe Zahl von iranischen Opfern, darunter einige hohe Offiziere, veranschaulicht die Bedeutung, die Iran der Schlacht um Nubl und Zahraa beimaß. Sie zeigt auch, dass trotz der Verringerung der Zahl der iranischen Kämpfer in Syrien in den letzten Wochen, die Revolutionsgarde sich nach wie vor aktiv an den Kämpfen beteiligt bzw. an vorderster Front an der jüngsten Bodenoffensive der syrischen Armee teilnimmt.
  • Nach der Befreiung von Nubl und Zahraa sandte der Befehlshaber der Basij-Einheit der iranischen Revolutionsgarde, Mohammed Reza Naqdi, Grußbotschaften an den Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah, und an den Kommandeur der Quds-Einheit der iranischen Revolutionsgarde, Qassem Suleimani. Darin führte er aus, er bete dafür, die Kämpfer des Widerstandes demnächst an den Toren Jerusalems zu treffen. Zudem schrieb Naqdi, aufgrund des Widerstandes der islamischen Kämpfer werde die Verschwörung der „amerikanischen-ungläubigen“ Terroristen (d.h. der Dschihadisten) scheitern, das zionistische Regime zu verteidigen. Auch der iranische Vizeaußenminister für arabische und afrikanische Angelegenheiten, Hossein Amir Abdollahian, veröffentlichte ein Gratulationsschreiben, worin er dem Volk und der Regierung in Syrien zur „Befreiung der Ortschaften, die vier Jahre lang belagert waren“ gratuliert (Fars, 4. Februar 2016).   
Anhaltende Guerilla-Aktivitäten des IS in der Umgebung des Luftwaffenstützpunktes Kweires
  • Während die syrische Armee Erfolge im Raum nördlich von Aleppo errang, führte der IS seinen Guerillakrieg im Umland des Luftwaffenstützpunktes Kweires östlich von Aleppo weiter. Am 4. Februar 2016 gab der IS bekannt, dass bei drei Anschlägen von IS-Aktivisten und bei Kämpfen nordwestlich des Luftwaffenstützpunktes mindestens neunzig Soldaten der Regimetruppen getötet worden seien (Aamaq, 4. Februar 2016).[4] Zudem meldete der IS, seine Aktivisten hätten bei einem Angriff auf Stellungen der syrischen Regimetruppen westlich des Luftwaffenstützpunktes Kweires einen Panzer und eine Raketenabschusslafette vom Typ Kornet erbeutet (Aamaq, 4. Februar 2016).
Deir Ez-Zur
  • Die Kämpfe in der Stadt Deir Ez-Zur und in ihren Vororten dauern an.Am 5. Februar 2016 wurde gemeldet, dass Kampfflugzeuge Ziele des IS überwiegend nordöstlich der Stadt angegriffen hätten (Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, 5. Februar 2016). Zudem sei es beim Luftwaffenstützpunkt bei Deir Ez-Zur zu Gefechten zwischen IS-Aktivisten und Regimesoldaten gekommen. Dabei fügte die syrische Armee dem IS offenbar Verluste an Menschen und Material zu.
  • Am 4. Februar 2016 gab der IS bekannt, seine Aktivisten hätten das südöstlich des Luftwaffenstützpunktes Deir Ez-Zur gelegene Dorf Al-Alam aus der Hand der syrischen Regimetruppen erobert. Der IS veröffentlichte Fotos, die kämpfende Aktivisten und einen Bombenanschlag dokumentieren sollen, den ein Aktivist, der Abu Al-Walid Al-Jazrawi genannt wird, gegen die syrische Armee verübt haben soll (Akhbar Al Muslimeen, 4. Februar 2016).

Die wichtigsten Entwicklungen im Irak

Allgemeine Übersicht

Die irakische Armee festigte in der vergangenen Woche ihre Kontrolle über die Stadt Ramadi, indem es ihr gelang, das am Ostrand der Stadt gelegene Viertel Al-Sajariya zu befreien. Derweil dauern die Säuberungsanstrengungen der irakischen Armee in den anderen östlichen Vierteln der Stadt an. Der IS seinerseits führt den Guerillakrieg gegen die irakische Armee und die sie unterstützenden schiitischen Milizen in der Provinz Al-Anbar weiter und setzt dabei auch Selbstmordattentäter ein.

 

Die Provinz Al-Anbar
Ramadi
  • Die irakische Armee setzt ihre Anstrengungen zur Säuberung der Stadt Ramadi und Umgebung von IS-Aktivisten und zur Erweiterung ihres Machtbereichs in der Stadt fort. Am 6. Februar 2016 vermeldeten irakische Sicherheitsquellen die Befreiung des am Ostrand von Ramadi gelegenen Viertels Al-Sajariya (BBC, arabischer Kanal, 6. Februar 2016). Es handelte sich um eines der letzten bedeutenden Widerstandsnester des IS in Ramadi (Al Jazeera, 7. Februar 2016).
Ain Al-Assad
  • Am 5. Februar 2016 bekannte sich der IS zu einem Anschlag auf ein Gebäude in der Armeebasis Ain Al-Assad (zwischen Hit und Haditha). Laut IS nahmen daran fünf Selbstmordattentäter teil. Sie seien auf das Gelände vorgedrungen und hätten ihre Sprenggürtel gezündet. Dabei seien mindestens fünfzig irakische Soldaten getötet worden (Akhbar Al-Muslimeen, 5. Februar 2016).
Die Region Falluja
  • Die Belagerung der Stadt Falluja durch die irakische Armee dauert an.Es gibt Berichte über Hunger in der Stadt (Al-Arabi Al-Jadeed, 6. Februar 2016). Am 7. Februar 2016 wurde berichtet, dass acht Kämpfer der Milizen, die die irakische Armee bei der Bekämpfung des IS unterstützten, bei einem Selbstmordanschlag von IS-Aktivisten nordöstlich von Falluja getötet wurden (Al Jazeera, 7. Februar 2016).
Angriff auf Ölfelder östlich von Tikrit
  • Arabischen Medienberichten zufolge griffen Dutzende von IS-Aktivisten Ölfelder östlich der (von der irakischen Armee kontrollierten) Stadt Tikrit an. Die irakischen Sicherheitskräfte vor Ort seien aufgestockt worden, um die Eroberung der Ölfelder durch den IS zu verhindern (Al-Arabi Al-Jadeed, 6. Februar 2016). Der IS veröffentlichte am 7. Februar 2016 ein Videoclip, der die Kämpfe zwischen seinen Aktivisten und der irakischen Armee vom 6. Februar 2016 beim Ölfeld A‘las östlich von Tikrit dokumentieren soll (Aamaq, 7. Februar 2016).

Ägypten und die Sinaihalbinsel

  • Im Verlaufe der vergangenen Woche führten die ägyptischen Sicherheitskräfte ihre intensiven Aktivitäten auf der Sinaihalbinsel fort, besonders in der Region Sheikh Zuweid, Rafah und El-Arish. Dabei wurden Berichten zufolge Dutzende von Aktivisten getötet und viele weitere verhaftet. Zudem sei umfangreiches Kriegsmaterial sichergestellt worden (Al-Youm Al-Sabea, 5. Februar 2016). Die ägyptischen Sicherheitskräfte meldeten den Zusammenbruch von zwei Tunnels im Raum Rafah, die dem Waffenschmuggel dienten, dies nach der systematischen Flutung von Schmuggeltunnels durch die ägyptische Armee (Al-Watan, 4. Februar 2016).
  • Nachstehend eine Zusammenstellung der wichtigsten Aktivitäten der ägyptischen Sicherheitskräfte im Sinai in der vergangenen Woche:
  • 8. Februar 2016– Beduinische Quellen im Nordsinai meldeten, Shadi Al-Manaei, ein hoher Funktionär des IS-Ablegers im Sinai, und zwei weitere IS-Aktivisten seien bei einem Angriff auf ihr Fahrzeug aus der Luft ums Leben gekommen (Al-Watan, 8. Februar 2016).
  • 7. Februar 2016– Die ägyptischen Sicherheitskräfte verhafteten sieben Terroraktivisten und stellten fünfzig RPG-Raketen und zwei Fahrzeuge ohne Nummernschilder sicher. Zudem seien Geländefahrzeuge und Motorräder beschlagnahmt und vernichtet worden (Al-Masri Al-Youm, 7. Februar 2016).
  • 7. Februar 2016– Ägyptische Bombenexperten entschärften drei Sprengsätze, die an Straßen in Sheikh Zuweid und Rafah platziert waren (Portal Veto, 7. Februar 2016).
  • 6. Februar 2016– Die ägyptische Luftwaffe und ägyptische Artillerieeinheiten zerstörten über zwanzig Terrorziele südlich und westlich von El-Arish, in Sheikh Zuweid und in Rafah. Bei diesen Operationen kamen einige Aktivisten des IS-Ablegers im Sinai ums Leben. Zudem wurden vier Attentatsversuche auf die ägyptischen Sicherheitskräfte vereitelt. Eines der Attentate hätte mit einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug ausgeführt werden sollen, es konnte aber rechtzeitig neutralisiert werden (Al-Youm Al-Sabea, 6. Februar 2016).
  • 6. Februar 2016– Den ägyptischen Sicherheitskräften gelang es, einen Selbstmordattentäter, der mit einem mit Sprengstoff gefüllten Fahrzeug auf eine Straßensperre der ägyptischen Armee in Rafah zuraste, rechtzeitig zu neutralisieren. (Portal Veto, 5. Februar 2016).
  • Die Provinz Sinai des IS berichtet weiterhin laufend über seine zivilen und militärischen Aktivitäten. Diese Woche veröffentlichte der IS Bilder von Aktivisten, die ihre Ausbildung im Al-Sheikh Abu Hajar Al-Masri-Camp auf der Sinaihalbinsel abgeschlossen hatten (Terror Monitor, 6. Februar 2016). Am 5. Februar 2016 gab der IS bekannt, man habe eine große Menge Zigaretten verbrannt, die im Süden von Rafah beschlagnahmt worden seien (Aamaq, 5. Februar 2016).
Terrorvereitlung im ägyptischen Kernland
  • Am 3. Februar 2016umzingelten die ägyptischen Sicherheitskräfte einen Gebietsabschnitt im Kairoer Stadtteil Al-Maadi, gestützt auf Information, wonach sich Terroraktivisten im Viertel aufhalten. Bei einem Feuergefecht, das rund neun Stunden dauerte, töteten die Sicherheitskräfte drei Terroraktivisten. Zudem stellten sie ein Waffenlager, Sprengsätze und Sprengstoffe sicher. Laut einer Sicherheitsquelle begingen IS-Aktivisten in letzter Zeit eine Reihe von Anschlägen in Kairo und planten einen großen Anschlag im Stadtzentrum (Al-Bawaba, 3. Februar 2016).

Palästinenser und israelische Araber

  • Am 8. Februar 2016 wurde Anklage gegen Najwan Abu Al-Qiyan aus dem Dorf Hura in der israelischen Negev-Wüste erhoben. Er wird beschuldigt, zusammen mit Fadi Abu al-Qiyan versucht zu haben, nach Syrien zu reisen, um sich dort dem IS anzuschließen. Najwan Abu Al-Qiyan wurde noch im frühen Stadium der Planung gefasst. Laut der Anklageschrift umfassten seine Vorbereitungen auf die Mitgliedschaft im IS körperliches Training und das Schauen von IS-Videoclips. Aus unbekannten Gründen beschloss er schließlich, nicht nach Syrien zu reisen. Najwan Abu Al-Qiyan wurde noch in einem weiteren Punkt angeklagt. 2014 wurde er von einem Freund, einem Assistenzarzt im Barzilai-Krankenhaus im südisraelischen Ashkelon, der sich dem IS anschließen wollte, um Unterstützung gebeten. Al-Qiyan versprach seinem Freund Geld, damit dieser seinen Plan verwirklichen konnte, doch der Freund reiste ab, bevor im Al-Qiyan Geld gab (Haaretz, 9. Februar 2016).

Der globale Dschihad in anderen Ländern

Libyen
Der IS rekrutiert Aktivisten in afrikanischen Ländern
  • Hohen Vertretern des libyschen Militärnachrichtendienstes zufolge baut der IS in Libyen eine „Streitmacht der Armen“ auf, indem er Kämpfer aus armen afrikanischen Staaten rekrutiert. Der IS bietet Migranten aus rückständigen afrikanischen Ländern wie Tschad, Mali und Sudan 1.000 US-Dollar, wenn sie sich dem IS anschließen. Offizielle Quellen in Libyen räumten ein, dass sie nicht die Mittel hätten um zu verhindern, dass sich Migranten dem IS anschlössen (The Telegraph, 3. Februar 2016). Die Rekrutierung afrikanischer Kämpfer durch den IS ist kein neues Phänomen, doch es hat möglicherweise zugenommen.
Übungen in der „Provinz Tripoli“
  • Die Informationsabteilung des IS in der Provinz Tripoli veröffentlichte Bilder aus dem Sheikh Abu Hamza al-Muhajer-Ausbildungslager.[5] Sie zeigen IS-Aktivisten bei Schießübungen mit automatischen Waffen, Maschinengewehren und RPG-Panzerabwehrraketen (Akhbar Al-Muslimeen, 5. Februar 2016)

Der IS hat in den großen Städten Libyens, in denen er präsent ist, Ausbildungslager auf der Basis ehemaliger libyscher Armeestützpunkten aufgebaut, mit besonderem Augenmerk auf der Region Sirte, die zur Provinz Tripoli gehört. In den dortigen Ausbildungslagern werden auch ausländische Aktivisten aus afrikanischen Ländern ausgebildet.

 

Derna
  • In der Region Al-Fataeh (eine Bergregion, welche die Stadt Derna dominiert), dauern die Kämpfe zwischen dem IS und Aktivisten des Schura-Rates der Dschihad-Kämpfer von Derna und ihren Vorstädten(ein Al-Qaida-nahes dschihadistisches Netzwerk) an. Bislang ist es den Kämpfern des Schura-Rates nicht gelungen, die Stellungen des IS zu liquidieren.
  •  Einem Bericht vom 2. Februar 2016 zufolge wurde Abu Aisha Al-Sudani, eine religiöse Autorität des IS, bei den Kämpfen getötet (Al-Wasat Portal, 2. Februar 2016; ein lokalen Dschihadisten nahestehendes Twitter-Konto, 26. Januar 2016). Zudem wurde berichtet, dass der Schura-Rat der Dschihad-Kämpfer von Derna und ihren Vorstädten Ayman Al-Masmari, den ehemaligen IS-Gouverneur der Region Ras Al-Hilal westlich von Derna, in seinem Haus in Derna gefangengenommen und danach hingerichtet hat (Al-Wasat Portal; Website eremnews, 3. Februar 2016).
  • Die Informationsabteilung des IS in der Provinz Barqa (Ostlibyen) veröffentlichte eine Bilderserie, die islamistische Aktivisten in der Stadt Derna zeigen, die sich dem IS angeschlossen haben und seinem Anführer Gefolgschaft schwören (Akhbar Dawlat Al-Islam, 6. Februar 2016). Der IS scheint sich in der Region neu zu etablieren, nachdem er aus der Stadt und ihrer Umgebung vertrieben worden war.
Bengasi
  • In der vergangenen Woche dauerten in Bengasi die Kämpfe zwischen Truppen Militärkommandeurs Khalifa Haftar, der die Regierung in Tobruk unterstützt, und IS-Aktivisten sowie Kämpfern des Schura-Rates der Revolutionäre in Bengasi an. Am 2. Februar 2016 bekannte sich der IS zu einem dreifachen Bombenanschlag gegen Haftars Einheiten, bei dem 22 seiner Soldaten getötet wurden (Akhbar Libya, 1. Februar 2016; Libyan News Agency, 2. Februar 2016).
Es-Sider
  • Die Provinz Barqa des IS gab bekannt, dass es IS-Aktivisten westlich der Stadt Es-Sider gelungen ist, einen Vorstoß der Truppen von Khalifa Haftar von Süden her aufzuhalten. Libyschen Medienberichten zufolge hat Wachpersonal, das die Ölanlagen in der Region Es-Sider beschützt, aus dem Hinterhalt IS-Aktivisten angegriffen, die auf dem Vormarsch nach Es-Sider waren. Als die Wachen das Feuer eröffneten, ergriffen die IS-Aktivisten die Flucht (Akhbar Dawlat Al-Islam, 1. Februar 2016; Twitter-Konto des libyschen TV-Kanals 218TV, 31. Januar 2016).
Jemen
  • Diese Woche wurde berichtet, dass Jalal Bal’idi Al-Maraqeshi, der Gründer und Kommandeur des IS-Ablegers in Jemen, südöstlich der Hauptstadt Sana von einer Drohne angegriffen und getötet wurde. Jalal Bal’idi, ehemals Anführer des jemenitischen Ablegers des Al-Qaida-Netzwerks auf der arabischen Halbinsel (AQAP), hatte dem IS-Anführer Abu Bakr Al-Baghdadi im März 2015 Gefolgschaft geschworen (Al-Bawaba, 4. Februar 2016).

Terrorvereitlung und -prävention

Internationale Maßnahmen gegen das Finanzsystem des IS
  • Bei einem Außenministertreffen der Anti-IS-Koalition in Rom wurden unter anderem Maßnahmen geprüft, um den IS auf der wirtschaftlichen Ebene zu treffen. Dabei wurden insbesondere Schritte auch gegen jene erwogen, die dem IS Geldwechseldienstleistungen bieten, da sich der IS aufgrund des steigenden Druck auf sein Bankenwesen zunehmend auf die Dienste von Wechselstuben stützt. Laut Berichten setzt der Irak diese Politik bereits seit Dezember 2015 um. Dabei ist die irakischen Zentralbank bislang gegen 150 irakische Wechselstuben, zumeist in den vom IS beherrschten Gebieten vorgegangen (Ajel News, 6. Februar 2016).
Deutschland
  • In Deutschland wurden vier Personen verhaftet, die der Mitgliedschaft in einer Terrorzelle des IS verdächtigt wurden, die einen großen Anschlag in Berlin geplant hatte.Die vier Verhafteten, drei Männer und eine Frau, sind algerischer Herkunft. Laut deutschen Medienberichten war ein Anschlag auf dem Alexanderplatz oder am ehemaligen Zonenübergang Checkpoint Charlie geplant, wo es große Menschenansammlungen gibt. Bei der Verhaftung der Verdächtigen wurden unter anderem Computer und mobile Kommunikationsgeräte sichergestellt. Soweit bekannt ist, wurden hingegen keine Waffen oder Sprengstoffe gefunden. Einer der Verhafteten hatte in letzter Zeit mehrmals das Brüsseler Viertel Molenbeek besucht, das als Brennpunkt der Dschihadistenszene gilt, aus dem die Attentäter von Paris stammten. Die Verhafteten waren aufgrund von Information des algerischen Geheimdienstes vor ihrer Verhaftung mehrere Wochen überwacht worden (The New York Times, 4. Februar 2016). 
Russland
  • Der russische Inlandgeheimdienst FSB verhaftete sieben IS-Aktivisten in der Stadt Jekaterinburg. Einige von ihnen sind russische Staatsbürger, andere Bürger zentralasiatischer Staaten. Die Verhafteten hatten große Terroranschläge in Moskau und St. Petersburg geplant. Der FSB stellte selbstgebastelte Sprengstoffe, Teile eines Sprengsatzes, Handgranaten, automatische Waffen und subversives Materials sicher, das den Verhafteten gehörte. Die russischen Behörden berichteten, der Anführer der Zelle sei über die Türkei in Russland eingereist. Die Aktivisten hätten geplant, sich nach den Anschlägen in vom IS-kontrollierte Gebiete in Syrien zurückzuziehen (RT, 8. Februar 2016).
Twitter löscht IS-nahe Konten
  • Laut amerikanischen Medienberichten hat Twitter bekanntgegeben, im vergangenen Halbjahr resoluter gegen Terrorgruppierungen vorgegangen zu sein und über 125 Tausend IS-nahe Konten gelöscht zu haben. Die Löschung sei jeweils erfolgt, nachdem auf diesen Konten Material veröffentlicht worden sei, das den Terror fördere. Twitter hat damit zum ersten Mal die Zahl der Konten genannt, die gelöscht wurden, um die Präsenz des IS im Twitter-Netzwerk zu verringern. Die Nutzungsbestimmungen von Twitter verbieten das Hochladen von Bilder und Clips, die den Terror fördern. Laut Twitter wurde das Team aufgestockt, das sich mit diesem Thema befasst, wodurch die Reaktionszeit bis zur Löschung einschlägiger Konten verkürzt werden konnte (Wall Street Journal, 5. Februar 2016).

Der Kampf um die Herzen und den Verstand

Der IS veröffentlicht eine Anleitung für britische Aktivisten
  • Der IS hat eine Broschüre mit Anleitungen für britische Staatsbürger herausgegeben, die als einsame Wölfe oder in kleinen Zellen Anschläge wie jene in Paris ausführen möchten. In der 58-seitigen Broschüre in englischer Sprache wird Ortsansässigen, die Terroranschläge planen, empfohlen, einen westlichen Lebenswandel anzunehmen, ein muslimisches Äußeres zu meiden, ein Kreuz zu tragen, sich zu rasieren und öffentlichen Gebeten fernzubleiben. Zudem werden in der Broschüre Clubs mit großen Menschenansammlungen als Anschlagsziele empfohlen (Daily Mail, 11. Januar 2016).

[1]  Siehe zu weiteren Details die Publikation “Terrormiliz IS- Porträt einer Terrororganisation”, 27. November 2014.
[2]  Bouthaina Shaaban, die Beraterin des syrischen Präsidenten für Politik und Medien, sagte in einem Interview mit Reuters, die Offensive der syrische Armee bezwecke die Sicherung der Grenze zur Türkei und die Rückeroberung der Stadt Aleppo (Al-Ahed, 9. Februar 2016). Diese Erklärung reflektiert unserer Ansicht nach die Strategie der gegenwärtigen Offensive der syrischen Armee.
[3]  Der Korrespondent der Zeitung “Haaretz” an der türkisch-syrischen Grenze berichtete, Hilfsorganisationen gingen davon aus, dass in Aleppo noch mindestens 300.000 Zivilisten verblieben seien. Im Ostteil der Stadt würden sich rund 30.000 Kämpfer von Rebellenorganisationen aufhalten (Haaretz, 9. Februar 2016).
[4]  Der IS veröffentlichte in der vergangenen Woche statistische Daten zu den Selbstmordanschlägen, die seine Aktivisten im Umland des Luftwaffenstützpunktes Kweires begingen. Laut dieser Information (die den Propagandazwecken des IS dienen soll), wurden zwischen dem 17. September 2015 und dem 29. Januar 2016 21 Selbstmordattentate ausgeführt, davon 17 mit Sprengstofflastwagen. Zudem wurde erwähnt, dass es sich bei 16 der Attentäter um syrische Staatsbürger gehandelt habe (Aamaq, 4. Februar 2016).
[5]  Sheikh Abu Hamza Al-Muhajer führte in den Jahren 2006-2010 den Al-Qaida-Ableger im Irak, aus dem die Strukturen des IS hervorgingen.