Nachrichten zum Terror und zum israelisch-palästinensischen Konflikt (10. – 27. Oktober 2016)

Beamte der palästinensischen Sicherheitsdienste im Flüchtlingslager Balata (Al-Quds al-Arabi, 25. Oktober 2016)

Beamte der palästinensischen Sicherheitsdienste im Flüchtlingslager Balata (Al-Quds al-Arabi, 25. Oktober 2016)

Palästinensische Randalierer bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften in Ost-Jerusalem an Jom Kippur (Facebook-Seite von QUDSN, 12. Oktober 2016)

Palästinensische Randalierer bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften in Ost-Jerusalem an Jom Kippur (Facebook-Seite von QUDSN, 12. Oktober 2016)

Störungen und Auseinandersetzungen in ar-Ram in Folge der Schließung des Ladens der Familie von Musbah Abu Sabih von der IDF (Twitter-Account von PALDF, 11. Oktober 2016)

Störungen und Auseinandersetzungen in ar-Ram in Folge der Schließung des Ladens der Familie von Musbah Abu Sabih von der IDF (Twitter-Account von PALDF, 11. Oktober 2016)

Bargeld und Schecks, die im Besitz des festgenommenen Hamas-Aktivisten an der Kreuzung Tapuach gefunden wurden (Facebook-Seite von QUDSN, 13. Oktober 2016)

Bargeld und Schecks, die im Besitz des festgenommenen Hamas-Aktivisten an der Kreuzung Tapuach gefunden wurden (Facebook-Seite von QUDSN, 13. Oktober 2016)

Palästinenser warten am Grenzübergang Rafah, bevor sie den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen (Palästinensisches Ministerium des Inneren in Gazastadt, 20. Oktober 2016)

Palästinenser warten am Grenzübergang Rafah, bevor sie den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen (Palästinensisches Ministerium des Inneren in Gazastadt, 20. Oktober 2016)

Palästinensische Randalierer bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften in Ost-Jerusalem an Jom Kippur (Facebook-Seite von QUDSN, 12. Oktober 2016)

Palästinensische Randalierer bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften in Ost-Jerusalem an Jom Kippur (Facebook-Seite von QUDSN, 12. Oktober 2016)

  • Die hohen jüdischen Feiertage, die sonst für Attentate anfällig sind, verliefen dieses Jahr relativ beschaulich.In Judäa und Samariaragten ein Messer-Angriff in Har Adar (nördlich von Jerusalem) und ein Versuch eines Messer-Angriffs an der Kreuzung Tapuach (in Samaria) hervor.Darüber hinaus warfen Palästinenser auch während der vergangenen Woche Steine und Molotow-Cocktails auf israelische Sicherheitskräfte und Zivilisten und stellten sich gewaltsamen Auseinandersetzungen mit denSicherheitskräften. Aus dem Gazastreifenwurde am 23. Oktober 2016 eine Rakete auf den westlichen Negev abgeschossen. Als Reaktion darauf griff ein Flugkörper der israelischen Luftwaffe ein terroristisches Ziel der Hamasim nördlichen Gazastreifen an.
  • Kürzlich wurde eine Zelle der Organisation Islamischer Dschihad in Palästina(PIJ) aufgedeckt, die aus dem Gazastreifen agierte.Die Zellenmitglieder planten, in einem Ballsaal in Be'er Scheva ein Attentat mit Schusswaffen und Handgranaten durchzuführen.Zudem hatten sie auch vor, Israelis zu entführen undzutöten, um später Verhandlungen über die Rückgabe der Leichen zu führen.
  • Ein Interview, das Verteidigungsminister Avigdor Lieberman der palästinensischen Zeitung al-Quds gewährte, führte zu scharfen Protesten seitens der Hamas und der Palästinensischen Autonomiebehörde.Im Interview äußerte sich der Minister und sagte unter anderem, dass Israel eines der ersten sein werde, das Mittel zum Wiederaufbau des Gazastreifens investieren wird, falls dieHamas mit dem Graben der Tunnel, dem Waffenschmuggel und dem Raketenbeschuss auf Israel aufhören wird. Ein Hamas-Sprecher reagierte darauf und sagte, dass Israels Forderungen illegitim seien und dass die Hamas ein "natürliches Recht" auf Flug- und Seehäfen habe, zumal sich Israel bereits in der Vergangenheit verpflichtet hatte, diese zu ermöglichen.
  • Am15. Oktober 2016sprang während einer operativen Tätigkeit von Grenzpolizisten in der Nähe des Sicherheitszauns bei Har Adar ein Palästinenser aus einem Versteck in einem Gebüsch hervor, stach einen der Kämpfer mit einem Messer an und floh von der Stelle. Der Kämpfer wurde leicht an der Hand verletzt.
  • Am 19. Oktober 2016erreichte eine junge Palästinenserin die Kreuzung Tapuach (in Samaria) und näherte sich den dort stationierten Grenzpolizisten, was deren Verdacht weckte. Sie riefen die Frau auf, stehen zu bleiben, und schossen dabei in die Luft. Die Palästinenserin folge den Rufen jedoch nicht, zog ein Messer und näherte sich weiter den Beamten. Diese schossen schließlich in ihre Richtung und töteten sie. Die palästinensischen Medien berichteten, dass es sich um Rahik Schaji Muhammad Jussuf (19) aus dem Dorf Asira al-Schimalijah (nördlich von Nablus) handelt. Es wurde berichtet, dass sie Studentin an der Universität al-Nadschah in Nablus war (Madar Nachrichten, 19. Oktober 2016).
Demonstrationen und Ausschreitungen
  • Die Demonstrationen, Protestmärsche, Ausschreitungen, sowie das Werfen von Steinen, Molotow-Cocktails und Rohrbomben in Judäa, Samaria und in Jerusalem wurden auch in der vergangenen Woche weitergeführt.
  • Im Folgenden einige weitere Ereignisse (einschließlich solche, die vereitelt wurden):
  • Am 23. Oktober 2016 warfen Dutzende Palästinenser Steine undMolotow-Cocktailsauf israelische Sicherheitskräfte, die im Dorf Deir Dscharir (nordöstlich von al-Bireh in der Region Benjamin) tätig waren.Zwei israelische Soldatenwurden dabei leicht verletzt.
  • Am 21. Oktober 2016, als israelischeSicherheitskräfte an einer Verkehrsstörungim Ost-Jerusalemer Stadtteil Ras al-Amudarbeiteten, begannen Palästinenser,sich dort zu versammeln.Zwei von ihnenversuchten, die Beamten vor Ortanzugreifen.Sie wurden festgenommen und zur Vernehmung geführt.
  • Am 20. Oktober 2016versuchten israelische Sicherheitskräfte, nachdemSteine auf israelische Fahrzeuge inder NähevonBet Ummar (nördlich von Hebron) geworfen wurden, die Steinewerferfestzunehmen.Dabei wurde ein 16-jähriger Steinewerfer getötet. Ein IDF-Soldat erlitt leichte Verletzungen.Die palästinensischen Medien berichteten, dass es sich bei dem Jugendlichen um Ali Bahar(16) handelt(Facebook-Seite des islamischen Blocks der Universität al-Nadschah in Nablus, 20. Oktober 2016).
  • Am 19. Oktober 2016 wurde bekannt gegeben, dass israelische Sicherheitskräfte eine terroristische Zelle von fünf Mitgliedern, Bewohnern des DorfsNi'lin (inder Nähe von Ramallah), aufgedeckt haben.Am 11. Oktober 2016 benutzten sie ein M-16Sturmgewehr, umin der Nähe des Dorfesauf einen gepanzerten Jeep der IDF zu schießen. Bei ihrer Vernehmung berichteten sie, dass sie die Waffe bei einem Händler in Samaria gekaufthatten. Zudem berichteten sie, dass sie als eine lokale Zelle fungierten und dass sie einen weiteren bewaffneten Angriff gegen IDF-Truppen planten(Website des Schin Bet, 19. Oktober 2016).
  • Am 18. Oktober 2016 wurden zwei Israelis, die mit ihrem Wagen im Ost-Jerusalemer Stadtteil a-Tur fuhren, leicht durch Steine verletzt.Nach einer Verfolgungsjagd nahmen die Sicherheitskräfteeinen15-jährigen aus Ost-Jerusalemfest, der die Steine geworfen hatte.AmselbenTag wurde ein weiterer Israeli inderNähedesLöwen-Tors in der Jerusalemer Altstadtdurch Steine verletzt.
  • Am 12. Oktober 2016 brachen während des Jom Kippur (Tag der Sühne)Zusammenstöße zwischenisraelischen Sicherheitskräftenund vermummten palästinensischen Bewohnern des Ost-Jerusalemer Stadtteils Silwanaus. Die Palästinenser warfen Steine und Molotow-Cocktails auf die Kämpfer.Im Verlauf der Auseinandersetzungen wurde ein 20-jähriger Palästinenser getötet, der erst wenige Monate zuvor aus einem israelischen Gefängnis entlassen wurde.Zusammenstösse wurden auchin der Region von Issawija in Ost-Jerusalem registriert.
  • Am 12. Oktober 2016 nahmen israelische Sicherheitskräfteeinen gesuchten Hamas-Aktivisten anderKreuzungTapuach fest.In seinem Besitz befanden sich mehr als 100.000 NIS (ca. 23.700 Euro).Einer Quelle der IDF zufolge war das Geldfür einen Terroranschlag vorgesehen(NRGNachrichtenagentur, 13. Oktober 2016).
  • Am 11. Oktober 2016 schlossen israelische Sicherheitskräfte in ar-Ram(nördlich von Jerusalem) denSüßwarenladen der Familie des Terroristen Musbah Abu Sabih,der einen bewaffneten Angriff in Jerusalemdurchgeführt hatte, bei dem zweiIsraelis getötet wurden.Laut den Sicherheitskräften diente der Laden als "Herd für Anstiftungen".Nach der Schließung des Ladens kam es zu Auseinandersetzungen zwsichen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften.

Bedeutende Angriffe im vergangenen Jahr

Festnahme von Palästinensern, die unter dem Verdacht stehen, einen Massenterroranschlag geplant zu haben[1]
  • Israelische Sicherheitskräfte nahmen am 21. September 2016 Mahmud Jusuf Hussein Abu Taha fest, ein Bewohner von Khan Junis (im südlichen Gazastreifen), der zu Handelszwecken nach Israel über den Grenzübergang Erez einreisen wollte. Seine Vernehmung ergab, dass er an der Spitze einer Terrorzelle stand, die von der Organisation Islamischer Dschihad in Palästina(PIJ) aus dem Gazastreifen gesteuert wurde. Abu Taha wurde von Wael Sufian Abu Taha, einem hochrangigen Aktivisten der PIJ im Gazastreifen, rekrutiert, um Angriffe durchzuführen. Zu diesem Zweck rekrutierte Mahmud Jusuf Hussein Abu Taha drei weitere Personen, die ebenfalls festgenommen wurden. Zwei von ihnen sind Bewohner des Gazastreifens, die sich illegal in Israel aufhielten.
  • Die vier Mitglieder der Zelle stehen unter dem Verdacht, Angriffe in Israel geplant zu haben, darunter:
  • Einen Massenterroranschlag in einem Ballsaalin Be'er Scheva: Dabei sollten Gäste auf der Tanzfläche mit Schusswaffen und Handgranaten, die zuvor in Mülltonnenvor Ort versteckt werden sollten, angegriffen werden.Zur Vorbereitung des Angriffs besuchten zwei Mitglieder der Zelle den Ballsaal, in dem einer von ihnen beschäftigt war,und planten den Angriff entsprechend.Allerdings wurden alle vier Mitglieder der Zelle, noch bevor es ihnen gelungen war, die Waffen zu erwerben, festgenommen.
  • Entführungund Ermordungisraelischer Zivilisten: Die Mitglieder der Zelle planten, israelische Zivilisten zu entführen und zu ermorden, ihre Leichen zu vergraben und ihre Ausweispapiere in den Gazastreifen zu übergeben,um später Verhandlungen über die Rückgabe ihrer Leichen zu führen.Zu diesem Zweck begannMahmud Abu Taha während eines seiner Aufenthalte in Israel, Beobachtungen imBereich des zentralen Busbahnhofs von Be'er Scheva durchzuführen. Erberichteteseinem Betreiber, dass sich dort viele drogenabhängige Personen befinden, die als Ziel für eine Entführung in Betracht gezogen werden könnten.Sein Betreiber hielt es jedoch für sinnvoller, einen Polizisten oder Soldaten zu entführen.Erübergab Mahmud Abu TahaMittel, um in Israel eine Wohnung zu mieten, in die die entführte Person gebracht werden sollte, um sie zu fotografieren und dannzutöten.
Raketenbeschuss auf Israel
  • In den frühen Morgenstunden des 23. Oktober 2016 wurde eine Rakete aus dem Gazastreifen in Richtung des Regionalverbands Scha'ar HaNegev abgefeuert. Sie stürzte jedoch in einem Hof eines Hauses in Bet Hanun im nördlichen Gazastreifen ab (Palinfo, 24. Oktober 2016). Es gab keine Verletzten und es wurden keine Schäden gemeldet. Als Reaktion darauf griff ein Flugkörper der israelischen Luftwaffe ein terroristisches Ziel der Hamasim nördlichen Gazastreifen an und Panzer der IDF beschossen eine Position der Hamas (IDF-Sprecher, 24. Oktober 2016). Ein Twitter-Account aus dem Gazastreifen berichtete, dass dabei ein Beobachtungsposten der Hamas in Bet Hanun getroffen wurde.

Raketenbeschuss auf Israel

Der Grenzübergang Rafah
  • Die ägyptischen Behörden stimmten zu, den Grenzübergang Rafah ausnahmsweise für sieben Tage (zwischen dem 15. und 23. Oktober 2016) zu öffnen. In dieser Zeit überquerten 4.469 Personen aus dem Gazastreifen den Grenzübergang in Richtung Ägypten. Zudem ermöglichten die Ägypter die Einfuhr von 5.000 Tonnen Zement, Holz, Kies und Bitumen, überwiegend für den Straßenbau, in den Gazastreifen (al-Yawm al-Sabaa, 24. Oktober 2016). Sami Abu Zuhri, Sprecher der Hamas, gab eine Erklärung ab, in der er sich bei Ägypten für die Eröffnung des Kreuzübergangs Rafah und für zusätzliche Entlastungen, die von den dortigen Behörden genehmigt wurden, bedankte (Hamas Webseite, 23. Oktober 2016).
Der Grenzübergang Kerem Schalom
  • Der israelische Regierungskoordinator in den Gebieten (COGAT) berichtete, dass der Grenzübergang Kerem Schalom routinemäßig operieren und die Einfuhr von Waren in den Gazastreifen trotz der hohen jüdischen Feiertage ermöglichen wird. In diesem Zusammenhang wurden zwischen dem 14. und 19. Oktober 2016 unter anderem 115 Tonnen medizinische Ausrüstung, etwa 7.200 Tonnen Lebensmittel, 6.300 Tonnen landwirtschaftliche Erzeugnisse und 58.000 Tonnen von Baustoffen eingeführt (Twitter-Account von COGAT in arabischer Sprache, 20. Oktober 2016).
Tote bei Zusammenbrüchen von Tunneln der Hamas
  • Am 23. Oktober 2016 wurde ein Aktivist des militärischen Arms der Hamas während eines Zusammenbruchs eines Tunnels im Gazastreifen östlich von Rafah getötet. Palästinensischen Medien zufolge handelt es sich um Amir Dschaber Abu Ta'ima (22) aus Khan Junis. Ein Tag zuvor, am 22. Oktober 2016, wurde Anas Salameh Abu Laschin, Aktivist der Tunnel-Einheit des militärischen Arms der Hamas, bei einem ähnlichen Vorfall getötet. Dieser ereignete sich während eines Zusammenbruchs eines Tunnels im Flüchtlingslager al-Maghazi im zentralen Gazastreifen, unweit von der Grenze zu Israel. Die Hamas gab die Umstände der beiden Vorfälle nicht bekannt. Den Beiden wurden Begräbnisse mit militärischen Ehren abgehalten, an denen hochrangige Hamas-Mitglieder teilnahmen (Website des militärischen Arms der Hamas, 24. Oktober 2016).

Links: Amir Dschaber Abu Ta'ima; Rechts: Anas Salameh Abu Laschin (Facebook-Seite von QUDSN, 23. Oktober 2016)
Links: Amir Dschaber Abu Ta'ima; Rechts: Anas Salameh Abu Laschin (Facebook-Seite von QUDSN, 23. Oktober 2016)

Jahrestag der Gründung der PIJund des Todes ihres Mitbegründers
  • Im Gazastreifen wurde der 29. Jahrestag der Gründung der Organisation Islamischer Dschihad in Palästina(PIJ)und des Todes ihres Mitbegründers und Generalsekretärs Fathi Schkaki mit einer feierlichen Kundgebung unter Beteiligung von hochrangigen Mitgliedern der PIJ und anderen Organisationen in Gaza-Stadt markiert. Im Verlauf der Kundgebung riefen Mitglieder der PIJ zur Intensivierung der "Jerusalem Intifada" auf. Abu Hamza, Sprecher derJerusalem Brigaden, dem militärischen Arm der PIJ, erklärte, dass die PIJ eine Vielfalt von Mitteln entwickelt, mit denen sie Israel überraschen könnte, wovon die Tunnel nur eines von ihnen sind (Kuds.net, 20. Oktober 2016). In einer aufgezeichneten Rede präsentierte Ramadan Abdullah Mohammad Schallah, Generalsekretär der PIJ, "eine neue Initiative", die unter anderem die Aufhebung des Oslo-Abkommens von Seiten der Palästinenser durch Mahmud Abbas, die Aufhebung der Anerkennung des Staates Israel, die Etablierung der PLO als einziger nationaler Rahmen der Palästinenser und die Intensivierung der "Jerusalem Intifada" bzw. deren Ausbau als "umfassende Intifada" vorsieht (Paltoday, 21. Oktober 2016).


Links: Ramadan Schallah, Generalsekretär der PIJ, in einer Videobotschaft (Ma'an, Dunia al-Watan und Paltoday, 21. Oktober 2016). Rechts: Die Kundgebung der PIJ zum 29. Jahrestags ihrer Gründung (Paltoday, 21. Oktober 2016)
Links: Ramadan Schallah, Generalsekretär der PIJ, in einer Videobotschaft (Ma'an, Dunia al-Watan und Paltoday, 21. Oktober 2016). Rechts: Die Kundgebung der PIJ zum 29. Jahrestags ihrer Gründung (Paltoday, 21. Oktober 2016)

Interview der al-Quds mit dem israelischenVerteidigungsminister Avigdor Lieberman
  • Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman gewährte der Ost-Jerusalemer Zeitung al-Quds ein außerordentliches Interview, in dessen Mittelpunkt zwei Themen standen:
  • Die Situationim Gazastreifen: Lieberman sagte, dass dieHamas mehr als eine MillionNIS (mehr als 236.500 Euro) in militärischeProgrammeinvestiert, anstelle diese für Bildung und Gesundheit auszugeben.Er erklärte, dass Israel eines der ersten sein werde, das Mittel zum Wiederaufbau des Gazastreifens investieren wird, darunter zum Bau von Flug- und Seehäfensowie von Industriezonen,falls dieHamas mit dem Graben der Tunnel, dem Waffenschmuggel und dem Raketenbeschuss auf Israel aufhören wird. Liebermanwies auch aufeine Möglichkeit hin, wonach der Gazastreifen eines Tages "das neue Singapur oder Hong Kong" sein könnte.Im Hinblick auf eine neue militärische Auseinandersetzung sagte er, dass Israel keine Absicht habe, einen Krieg zu starten, aber wenn es gezwungen wäre, im Gazastreifen zu kämpfen, wäre es der letzte Krieg der Hamas, denn die Organisation würde dabei vollständig zerstört werden.
  • Diepolitische Frage der Palästinenser: Hierzu betonteLieberman,dass er die Zwei-Staaten-Lösung anerkenne und unterstütze.Allerdingsglaube ernicht, dass das Problem Israel sei, sondern die palästinensische Führung.Seinen Worten zufolge wäre das richtig Prinzip nicht "Land für Frieden", sondern ein Austausch von Territorien und Bevölkerungen.Er fügte hinzu,dass dasProblem nicht Jerusalem, sondern der Extremismus sei.Lieberman konstatierte zudem, dass Mahmoud Abbassich weigere, eine endgültige Vereinbarung zu unterzeichnen.Seinen Worten zufolge wäre für die Unterzeichnung dieser Vereinbarung eine andere Personnötig, die fähig ist, eine schwierige Entscheidungen bezüglich der arabischen Welt,der Palästinenser und der Stadt Jerusalem zu fällen.

Das außerordentliche Interview des israelischen Verteidigungsminister Avigdor Lieberman mit der palästinensischen Tageszeitung al-Quds (al-Quds, 24. Oktober 2016)
Das außerordentliche Interview des israelischen Verteidigungsminister Avigdor Lieberman mit der palästinensischen Tageszeitung al-Quds (al-Quds, 24. Oktober 2016)

  • Das Interview Liebermans mit der Tageszeitung al-Quds führte zu scharfen Protesten seitens der Hamas, der Palästinensischen Autonomiebehördeund derpalästinensischen Öffentlichkeit. Einige Sprecher kritisierten die Aussagen und einige protestierten gegen die Zeitung, die Lieberman die Bühne für seine Aussagen geboten hatte. In den sozialen Netzwerken griffen die Surfer die Zeitung an und riefen dazu auf, sie "wegen" der Normalisierung der Beziehungen mit Israel zu boykottieren. Das palästinensische Informationsministerium ließ verlauten, dass es nicht erwartet hatte, dass die Zeitung "dem Mörder Avigdor Lieberman eine Bühne gewähren würde". Der Generaldirektor des Ministeriums für Information in Gaza-Stadt sagte, dass er die Möglichkeit erkundet, die Verteilung der Zeitung im Gazastreifen zu stoppen. Abd al-Latif Radscheb al-Kanua, ein Sprecher im Namen der Hamas, beschrieb das Interview als "Verachtung der Gefühle des palästinensischen Volkes, einen Messerstich im Rücken des Kampfes der Palästinenser und eine Abweichung von der nationalen Moral und den Grundsätzen, die jeder Form der Normalisierung mit Israel und seinen Führern entgegenstehen. Er forderte die Zeitung auf, sich zu entschuldigen und den nationalen und medialen Fehler nicht zu wiederholen.

Eine Karikatur, die das al-Quds Interview mit Avigdor Lieberman kritisiert. Auf Arabisch: "Die Normalisierung der Kommunikation. Ein palästinensisches Blatt interviewt den zionistischen Kriegsminister" (Facebook-Seite von Shehab, 25. Oktober 2016)
Eine Karikatur, die das al-Quds Interview mit Avigdor Lieberman kritisiert. Auf Arabisch: "Die Normalisierung der Kommunikation. Ein palästinensisches Blatt interviewt den zionistischen Kriegsminister" (Facebook-Seite von Shehab, 25. Oktober 2016)n  Im Folgenden zwei Reaktionen auf die Inhalte des Interviews:

  • Das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der PAgab eine Erklärungab, in der es hieß, dassLieberman seine"rassistischen Ansichten"wiederhole, um seine eigene Position im rechten Flügel und in der ganzen Weltzu stärken.Fernerwurde erklärt, dass der Verteidigungsminister sich daran gewöhnt habe, "Lügen", dieimWiderspruch zuden unterzeichneten Vereinbarungen zu verbreiten. Diese würden das internationale Recht verletzen und spiegeln seine Einhaltung gegenüber der Politik der "Besatzung und der Siedlungen" wider (Wafa Nachrichtenagentur, 24. Oktober 2016).
  • Hazem Ahmed Kassem, ein weitererSprecher der Hamas, sagte, dass Israels Forderungen andieHamas, sich zu entwaffnen und den Bau der Tunnel zu stoppen, "illegitim" seien.Er fügte hinzu, dassdie israelische Blockade des Gazastreifens ein Verbrechengegendie allgemeine Erklärung der Menschenrechte sei, die beendet werden müsse.HazemAhmedKassem zufolge habe Israel das palästinensische Volk seinem natürlichen Recht auf den freien Zugang zur Welt mittels eines See- und Flughafenberaubt, zumal sich Israel bereits in der Vergangenheit verpflichtet hatte, diese zu ermöglichen (Paltoday, 24. Oktober 2016).
Politischer Aktivismus derPalästinensischen Autonomiebehörde in der internationalen Arena
  • Das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der PA veröffentlichte am 18. Oktober 2016 eine offizielle Erklärung, wonach es sich auf politischer und diplomatischer Ebene weiter um die Veröffentlichung der Resolution des UN-Sicherheitsrates, die Israel verpflichtet habe, den Bau von Siedlungen sofort zu stoppen, bemüht (al-Kofia Press, 18. Oktober 2016). Am 19. Oktober 2016 veranstaltete der UN-Sicherheitsrat eine Sitzung, an der 60 Vertreter teilnahmen. Dabei wurde die palästinensische Frage diskutiert und es wurde betont, dass die Siedlungen ein Hindernis für die Umsetzung der Zwei-Staaten-Lösung seien (al-Kofia Press, 19. Oktober 2016).
  • Saeb Erekat, Generalsekretär des Exekutivkomitees der PLO, sandte offizielle Schreiben an verschiedene Länder und Organisationen, darunter die USA, die EU, die UN und Russland, und forderte sie zu einem sofortigen Handeln auf, um politischen Druck auf Israel auszuüben, alle Leichen von getöteten Palästinensern bedingungslos auszuliefern, damit diese in Würde begraben werden können. Zudem verlangte er, dass Israel eine Liste aller Leichen von Palästinensern vorlege, die noch in Israel verblieben sind (Ma'an Nachrichtenagentur, 23. Oktober 2016).
Aktivität der palästinensischen Sicherheitsdienste
  • nDie Sicherheitsdienste der PA drangen am 21. Oktober 2016 in das Flüchtlingslager Balata in Nablus ein, um gesuchte Personen zu verhaften. Beim Eintritt der Kräfte, die mehrere hundert Beamte umfassten, wurden sie von Militanten beschossen. Berichten zufolge wurden sieben Lagerbewohner im Verlauf des Schusswechsels verletzt und viele Fahrzeuge wurden beschädigt (Paltoday und Ma'an Nachrichtenagentur, 21. Oktober 2016). Am folgenden Tag fanden Auseinandersetzungen zwischen den Sicherheitsdiensten der PA und Jugendlichen im Flüchtlingslager von Dschenin statt. Die Jugendlichen warfen Steine auf die Beamten. Zudem wurde über einen Austausch von Schüssen berichtet (Safa Nachrichtenagentur, 22. Oktober 2016). Zusammenstöße fanden auch im Flüchtlingslager al-Amari in der Nähe von Ramallah statt (Paltoday, 25. Oktober 2016).
Die UNESCO-Resolution und die palästinensischen Reaktionen darauf
  • Am 13. Oktober 2016 nahm der Vorstand der UNESCO einen Vorschlag einer Resolution an, der von Seiten der PA und Jordanien im Rahmen der Erklärung der Jerusalemer Altstadt zum Weltkulturerbe eingereicht wurde. Der Vorschlag bezieht sich auf den Tempelberg und den Vorplatz der Westmauer, während beide als "heilige muslimische Stätten" bezeichnet werden. Dies könnte als Leugnung des Zusammenhangs zwischen Juden, dem Tempelberg und der Westmauer verstanden werden. Die von Vertretern der Arabischen Liga vorgeschlagene Resolution wurde mit einer Mehrheit von 24 Stimmen angenommen. Sechs Länder stimmten dagegen und 26 enthielten sich. Die Abstimmung zugunsten der Resolution wurde weltweit kritisiert und wurde als falsch und als schädlich dem jüdischen Volk gegenüber bezeichnet. Selbst Irina Bokova, die UNESCO Generalsekretärin, sprach sichgegen die Entscheidung aus und erklärte, dass der Tempelberg auch für Juden heilig ist. Ihre Äußerungen wurden von der PA und der Hamas kritisiert, die sie als Kapitulation Israel gegenüber und als Überschreitung ihrer Autorität betrachteten (Dunia al-Watan und Website der Hamas, 15. Oktober 2016).
  • In Folge der Kritik änderten drei Länder ihre Positionen. Am Ende einer zweiten Beratung des Ausschusses beschloss der Vorstand der UNESCO, die Entscheidung ohne eine weitere Abstimmung anzunehmen. In Folge dessen ratifizierte der Vorstand der UNESCO die Entscheidung am 18. Oktober 2016. Für den 26. Oktober 2016 war eine weitere Abstimmung der UNESCO geplant. Diese beruht auf einen Antrag der PA und Jordanien und bezieht sich auf einen neuen Vorschlag einer Resolution bezüglich der al-Aqsa Moschee. Der Vorschlag wird von Kuwait, Libanon und Tunesien gefördert (Ma'an Nachrichtenagentur, 23. Oktober 2016).
  • Die Palästinenser begrüßten die Entscheidung und präsentierten sie als einen "historischen Sieg" und einen weiteren Erfolg auf internationaler Ebene. Ahmed Bahar, Hamas-Aktivist und stellvertretender Vorsitzender des palästinensischen Legislativrats, forderte die EU auf, rechtliche Schritte gegen die Abgeordneten des EU-Parlaments einzuleiten, die die Entscheidung verurteilten. Deren Status als Parlamentsmitglieder sollte wegen ihrer Unterstützung Israels widerrufen werden (Quds.net, 22. Oktober 2016). Fawzi Barhum, ein Sprecher im Namen der Hamas, äußerte seine Hoffnung, dass die Entscheidung weitere internationale Organisationen dazu bewegen werde, ähnliche Schritte zu unternehmen (Alresalah.net, 14. Oktober 2016).

Eine Karikatur, die von der Hamas nach der Resolution der UNESCO veröffentlicht wurde. Auf Arabisch: "UNESCO entscheidet: Keine religiöse Verbindung zwischen Juden und der al-Aqsa Moschee (gemeint ist der Tempelberg)" (Facebook-Seite von PALDF, 15. Oktober 2016)
Eine Karikatur, die von der Hamas nach der Resolution der UNESCO veröffentlicht wurde. Auf Arabisch: "UNESCO entscheidet: Keine religiöse Verbindung zwischen Juden und der al-Aqsa Moschee (gemeint ist der Tempelberg)" (Facebook-Seite von PALDF, 15. Oktober 2016)

[1]  Website von Schin Bet, 20. Oktober 2016.
[2]  Diese Statistiken beinhalten nicht den Beschuss mit Mörsergranaten und auch nicht die Raketen, die noch im Gazastreifen niederstürzten.