Die Raketen aus dem Gazastreifen – die Lage vor Ort


Die Reichweite der Raketen, die bei der Operation "Säule der Verteidigung" auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert wurden.
Die Reichweite der Raketen, die bei der Operation "Säule der Verteidigung" auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert wurden. Rot markiert: das Gebiet in Reichweite der Mörsergranaten, blau markiert: das Gebiet in Reichweite der im Gazastreifen hergestellten Raketen; grün markiert: das Gebiet in Reichweite der 122 mm Raketen und lila markiert: das Gebiet in Reichweite der iranischen Fajr-5 und 8“ M75 Raketen, die im Gazastreifen hergestellt werden
Übersicht

1.  Die Hamas, der Palästinensische Islamische Jihad (PIJ) und die anderen, im Gazastreifen agierenden Terrororganisationen verfügen über mehrere Tausend Raketen, deren höchste Reichweite die Landesmitte Israels, d.h. den Großraum Tel Aviv, erreichen können[1].

2.  Diese Raketen lassen sich in zwei Raketentypen einteilen:

1.  Standardraketen, die auf dem See- oder Landweg in den Gazastreifen eingeschmuggelt werden. Die Mehrzahl dieser Raketen stammt aus dem Iran. Um diese Raketen in den Gazasteifen einzuschmuggeln, entwickelte der Iran ein komplexes, grenzüberschreitendes System mit See- und Landwegen. In diesem System nimmt der Sudan eine Schlüsselstellung ein: die Waffen werden mit dem Schiff in den Sudan transportiert und dann von einem ganzen Netzwerk von professionellen Schmugglern über Land in den Gazastreifen gebracht[2]. Der letzte, von der israelischen Marine vereitelte Versuch, wurde am 5. März 2014 unternommen. Eine Schiffsladung von M302 Langstreckenraketen syrischer Herstellung wurde abgefangen. Die Raketen waren vom Iran aus über den Sudan an Bord der Klos-C[3] in den Gazasteifen geschickt worden.

2.  Vor Ort entwickelte und hergestellte Raketen – die Terrororganisationen im Gazastreifen versuchen, vor Ort technologisch hochwertige Raketen zu entwickeln und herzustellen, u.a. auch Raketen mit einer Reichweite von bis zu 80 Kilometern (Angaben aus einem Referat des Generalbrigadiers Itay Brun, dem Leiter der Abteilung für Militärnachrichtendienstanalyse und Produktion der IDF)[4]. Das von den Terrororganisationen eingesetzte technische Know-How für die Herstellung der Mittelstreckenraketen stammt ebenfalls aus dem Iran. Während der Operation „Säule der Verteidigung“ wurden von der Hamas im Gazastreifen hergestellte 8“ M75 Raketen eingesetzt, um die Landesmitte Israels anzugreifen. Die Terrororganisationen, die zunehmenden Schwierigkeiten gegenüberstehen, um Waffen in den Gazastreifen einzuschmuggeln, verlegten große Anstrengungen auf die Entwicklung und Herstellung von Raketen vor Ort. Die Schwierigkeiten sind auch auf die Präventivmaßnahmen zurückzuführen, die Ägypten unternimmt (durch intensives Vorgehen gegen die Schmuggel- und Terrortunnel) und die Israel fortsetzt.

Anzahl der Raketen

3.  Nach Angaben von Brigadegeneral Brun haben die Terrororganisationen im Gazastreifen die Anzahl der ihnen zur Verfügung stehenden Raketen, seit der Operation „Säule der Verteidigung“ verdoppeln können. Er erklärte, die Terrororganisationen verfügen über folgende Raketentypen:

1.  Hunderte Raketen mit einer Reichweite von bis zu 80 Km, (d.h. Raketen, die alle Städte in der Landesmitte erreichen können, einschließlich Jerusalem).

2.  TausendeRaketen mit einer Reichweite von bis zu 40 Km (d.h. Raketen, die Beersheba, Ashdod, Kiryat Gat und Kiryat Malachi im Süden Israels erreichen können).

3.  Tausende Raketen mit einer Reichweite von bis zu 20 Km (d.h. Raketen, die Sderot und Ashkelon erreichen können). Sie verfügen auch über Mörsergranaten verschiedener Durchmesser, mit einer Reichweite von drei bis zehn Kilometern.

Raketentypen

4.  Im folgenden eine Liste der Raketentypen, die der Hamas und den anderen Terrororganisationen zur Verfügung stehen, mit den oben aufgelisteten Reichweiten:

1.  Raketen mit einer Reichweite von bis zu 80 Km umfassen u.a.:

A.     Iranische Fajr-5 („Morgenröte“) Raketen, Mittelstreckengeschütze, die der Iran, wahrscheinlich mit nordkoreanischer Unterstützung, seit 1991 herstellt. Fajr-5 Raketen verfügen über eine Reichweite von 75 Km, können also die Landesmitte Israels erreichen, d. h. die Städte Tel Aviv und Jerusalem und ihre Umgebung. Sie wiegen etwa 175 Kilogramm mit einem Sprengkopf von etwa 90 Kilogramm. Während der Operation „Säule der Verteidigung“ stellte der Angriff Israels durch Fajr-5 Raketenten einen bedeutenden Faktor in der Schaffung des „Siegesmythos“ dar, den die Hamas und der Palästinensische Islamische Jihad hochhielten. Am 20. November 2012 schlug eine Fajr-5 Raketen in ein Wohnhaus in Rishon LeZion(südlich von Tel Aviv) ein und richtete großen Schaden an.

Eine Fajr-5 Rakete schlägt in ein Wohnhaus in Rishon LeZion ein (Facebookseite der Israelischen Polizei, 20. November 2012).
Eine Fajr-5 Rakete schlägt in ein Wohnhaus in Rishon LeZion ein (Facebookseite der Israelischen Polizei, 20. November 2012). 

B.     Von der Hamas in Eigenproduktion hergestellte 8“ Mittelstreckenraketen, genannt M75[2]. Sie verfügen über eine Reichweite von 75 Km. M75 Raketen wurden während der Operation „Säule der Verteidigung“ zur Bombardierung Israels eingesetzt und spielten bei der Ausarbeitung des „Siegesmythos“ der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Jihad eine bedeutende Rolle.

Hamas Terroristen im Gazastreifen mit einer M75 Rakete bei einer Militärparade zum ersten Jahrestag der Operaiont "Säule der Verteidigung“ (YouTube und Paltimes.net, 14. November 2013)
Hamas Terroristen im Gazastreifen mit einer M75 Rakete bei einer Militärparade zum ersten Jahrestag der Operaiont "Säule der Verteidigung“ (YouTube und Paltimes.net, 14. November 2013)

Die Hamas organisierte an der Beir Zeit Universität in Ramallah eine Ausstellung von Langstreckenraketen (M75), die in der Operation „Säule der Verteidigung“ eingesetzt worden waren (Paltimes.net, 5. Dezember 2012).
Die Hamas organisierte an der Beir Zeit Universität in Ramallah eine Ausstellung von Langstreckenraketen (M75), die in der Operation „Säule der Verteidigung“ eingesetzt worden waren (Paltimes.net, 5. Dezember 2012).

2. Zu den Raketenmit einer Reichweite von bis zu 40 Kilometern gehören122m Standardraketen (vor allem chinesischer Herstellung). Zu dieser Kategorie gehören auch im Gazastreifen hergestellte Raketen mit ähnlicher Reichweite, die während der Operation „Gegossenes Blei“ und „Säule der Verteidigung“, die für die Bombardierung Israels eingesetzt wurden. Sie gaben den Terrororganisationen die Möglichkeit, die israelische Heimatfront anzugreifen und weitere Städte, wie z. B. Ashdod und Beersheba, in die Reichweite der Raketen zu bringen.

Hamas Terroristen stellen 122mm Raketen auf, um sie abzufeuern (YouTube, 13. Dezember 2012)
Hamas Terroristen stellen 122mm Raketen auf, um sie abzufeuern (YouTube, 13. Dezember 2012)[6]

3.  Raketen, Mörsergranaten und Panzerabwehrraketen mit einer Reichweite von bis zu 20 Kilometern. Zu dieser Kategorie gehören 122mm Gradraketen (zum Großteil chinesischer Herstellung). Um das Einschmuggeln in den Gazastreifen durch die Schmuggeltunnel zu erleichtern, entwickelten die Iraner eine Standardrakete, die aus vier Teilen besteht und in ihre Bestandteile zerlegt werden kann. Die Terrororganisationen verfügen auch über Mörsergranaten verschiedener Durchmesser, u. a. 60mm, 80mm, 120mm und Mörsergranaten lokaler Herstellung mit Reichweiten von drei und 10 Kilometern. Sie verfügen auch über Panzerabwehrraketen, u. a. PG-7 und PG-29 und Panzerabwehrraketen wie die AT-4 Fagot, die AT-5 Konkurs und die AT-4 Kornet.

Hamas Terroristen zeigen eine PG-29 Rakete und einen Raketenwerfer (Al-Jazeera, 28. Februar 2009).
Hamas Terroristen zeigen eine PG-29 Rakete und einen Raketenwerfer (Al-Jazeera, 28. Februar 2009).
Schlussfolgerung: Die Bedrohung der israelschen Heimatfront durch Raketen aus dem Gazastreifen hat sich seit der Operation „Säule der Verteidigung“ verschärft

5.  Nach Angaben des Brigadegenerals Brun haben die Terrororganisationen im Gazastreifen die Zahl der ihnen zur Verfügung stehenden Raketen seit der Operation „Säule der Verteidigung“ verdoppelt. Die Anstieg im Ausmaß der Bedrohung ist sowohl quantitativ als auch qualitativ zu verstehen. Dazu gehört ein Anstieg in der Zahl der Raketen, die die Landesmitte Israels erreichen können. Diese Aufrüstung ist Teil einer mehrjährigen Initiative, in der die Hamas, der Palästinensische Islamische Jihad und die anderen Terrororganisationen die Möglichkeit nutzten, ihr Raketenarsenal durch die Entwicklung einer eigenen Raketenherstellung und durch Schmuggelaktivitäten aufzustocken. Diese Verbesserung ihrer Kapazitäten zeigte sich deutlich in der Operation „Säule der Verteidung“[7] und bestätigt sich in der gegenwärtigen Operation „Fels in der Brandung“ in Ausmaß, Intensität, verbesserter Qualität der Raketen und in der Ausdehnung ihrer Reichweite.

[1]   Am 8. Juli 2014 schlug eine Rakete in der etwa 43 Km nördlich von Tel Avivi gelegenen Stadt Hadera ein. Bisher ist dem ITIC nicht bekannt, um welchen Raketentyp es sich dabei handelte oder über welche Anzahl dieser Raketen die palästinensischen Terrororganisationen verfügen.
[2]   Für weitere Informationen siehe unsere Untersuchung vom 20. Januar 2013 „Iranian support for the Palestinian terrorist organisations Iran supports the militray buildup of Hamas and the Palestinian Islamic Jihad in the Gaza Strip and seeks to rebuild their military capabilities after Operation Pillar of Defense, especially their rocket-launching networks“.
[3]   Für weitere Informationen siehe unser Bulletin vom 5. März 2014 „Die israelische Marine vereitelt einen iranischen Versuch, hochtechnnologische Waffe, vor allem Langstreckenraketen, in den Gazasteifen einzuschmuggeln“.
[4]   Angaben aus einem Referat von Brigadegeneral Itay Brun, Leiter der Abteilung für Militärnachrichtendienstanalyse und Produktion bei der Herzliya Konferenz, Haaretz, 10. Juni 2014
[5]   75 steht für ihre Reichweite umd M für Ibrahim Muqadma, einem der Anführer des militärisch-terroristischen Flügels der Hamas, der von der IDF 2003 getötet wurde. Am 10. März 2014 tauften die Izz al-Din al-Qassam Brigaden einen Platz im Sheikh radwan Stadtteil von Gaza City auf den Namen von Muqadma. Auf dem Platz steht eine Skulptur mit einer M75 Rakete.
[6]     Auf dem YouTube Video werden die Raketen als M75 bezeichnet, auf dem Bild sind jedoch 122mm Gradraketen mit einer Reichweite von 40 Kilometern zu sehen.
[7]   Nach Angaben des IDF Sprechers, die von Wikipedia übernommen werden, wurden während der achttägigen Operation „Säule der Verteidigung“ 1506 Raketen auf Israel abgefeuert. 431 Raketen wurden vom Waffenabwehrsystem Iron Dome abgefangen, einige waren fehlgezündet und schlugen im Gazastreifen ein. Nach einer Stellunhame des IDF Sprechers vom 20. November 2012 schlugen 845 Raketen auf israelischem Staatsgebiet ein. Beersheba und Ashkelon wurden bombardiert; zum ersten Mal wurden einige Raketen auf den Raum Tel Aviv und Jerusalem abgefeuert. In der gegenwärtigen Auseinandersetzung werden alle Städte bombardiert.