Salech al-Aruri, ein von der Türkei aus agierender hochrangiger Hamas Militant, betreibt in Judäa und Samarien militärische Infrastrukturen; er räumte ein, die Hamas sei für die Entführung und die Ermordung der drei jüdischen Jugendlichen aus Gush Etzion

Saleh Muhammad Suleiman el-Aruri (http://www.imemc.org/, 20. Juni 2014)

Saleh Muhammad Suleiman el-Aruri (http://www.imemc.org/, 20. Juni 2014)

Saleh al-Aruri im Al-Aqsa TV Interview in Istanbul während der Beerdigung der Hamas Militanten Adel und Imad Awadallah (Al-Aqsa TV 6. Mai 2014).

Saleh al-Aruri im Al-Aqsa TV Interview in Istanbul während der Beerdigung der Hamas Militanten Adel und Imad Awadallah (Al-Aqsa TV 6. Mai 2014).

Saleh al-Aruri bei einer Ansprache zur Unterstützung von Sheikh Ra´ed Saleh in Damaskus (YouTube, 13. August 2010)

Saleh al-Aruri bei einer Ansprache zur Unterstützung von Sheikh Ra´ed Saleh in Damaskus (YouTube, 13. August 2010)


Übersicht

1.     Saleh Muhammad Suleiman al-Aruri ist ein in der Türkei niedergelassener hochrangiger Hamas Militant. In einer Rede vor der Vierten Konferenz der Internationalen Union der Islamischen Weisen (, die in der Türkei stattfand,) räumte er am 20. August 2014 ein, der militärisch-terroristische Flügel der Hamas sei für die Entführung und den Mord der drei jüdischen Jugendlichen in Gush Etzion verantwortlich (12. Juni 2014). Er las seine Rede vom Blatt ab und hielt sich streng an den vorgegebenen Wortlaut – er erklärte, er halte diese Rede im Namen von Hamasführer Khaled Mashaal (,den er als „Führer des Widerstands“ bezeichnete). Seine Rede wurde offensichtlich ohne vorherige Genehmigung aufgezeichnet und auf YouTube hochgeladen; sie erweckte großes Interesse und erhielt starkes Feedback.

2.     In seiner Rede behauptete er, „der Kampf der Massen hat sich intensiviert und erstreckt sich über die Gesamtheit der besetzten Gebiete. Er erreichte einen Höhepunkt in der von den Izz al-Din al-Qassam Brigaden durchgeführten Aktion der Entführung von drei Siedler in Hebron.“ Er behauptete weiter, die Entführung und der Mord seien durchgeführt worden, um den Hungerstreik der in israelischen Gefängnissen einsitzenden palästinensischen Häftlinge zu unterstützen. Die Rede macht deutlich, dass die Entführung und der Mord zur Hamas Kampagne gehören, in ganz Palästina (auch bei den israelischen Arabern „den Arabern von 1948) eine neue Intifade auszulösen.

Das Video in dem Saleh al-Aruri die drei entführten und ermordeten Jugendlichen anspricht (YouTube, 20. August 2014)
Das Video in dem Saleh al-Aruri die drei entführten und ermordeten Jugendlichen anspricht (YouTube, 20. August 2014)
Videolink: https://www.youtube.com/watch?v=h1_eJjZCdZ4

3.     Die Rede wurde zwar in einem geschlossenen Forum gehalten, es handelt sich dennoch um die erste öffentliche Erklärung eines hochrangigen Hamas Anführers, der zugab, dass der militärisch-terroristische Flügel der Hamas für die Entfühung und den Mord der israelischen Jugendlichen verantwortlich war – und die Kettenreaktion auslöste, die zur Operation „Fels in der Brandung“ führte. Bisher hatte die Hamas die Entführung und den Mord zwar öffentlich unterstützt, ihre Sprecher hatten sich jedoch vorsichtig ausgedrückt und keine Verantwortung übernommen. Hochrangige Hamas Anführer und Hamas Sprecher waren sogar noch weiter gegangen und hatten behauptet, Israel verbreite falsche Anschuldigungen; sie behaupteten immer wieder, dieser ganze Vorfall sei eine „israelische Erfindung“ (Facebookseite von Sami Abu Zuhri und Al-Aqsa TV, 30. Juni 2014).

Reaktionen

4.     Unserer Einschätzung nach verärgerte die durch al-Aruris Rede hervorgerufene starke Medienaufmerksamkeit die Hamas sehr. In einem Folgeinterview räumte der Chef des Hamas Politbüros Khaled Mashaal ein, Hamas Militanten seien in der Tat für die Entführung der israelischen Jugendlichen verantwortlich, er behauptete jedoch, die Hamas Führung sei nicht über die Pläne unterrichtet worden und habe erst durch die von Israel ausgelöste Suche nach den Jugendlichen auf die Entführung aufmerksam geworden. Er fügt hinzu, die Hamas Führung verstehe die von den Palästinensern empfundene Frustration über die „Feindseligkeit und die Besatzung“ , die dazu führe, dass verschiedene Aktionen durchgeführt werden (Yahoo, 23. August 2014).

5.     Saleh al-Aruri schloss sich dann der Version von Khaled Mashaal an und erklärte seine Rede sei so zu verstehen, dass die Hamas die Verantwortung für die Entführung und Ermordung der drei Jugendlichen übernimmt. Er behauptete, er habe sich auf eine Gruppe von Hamas Militanten bezogen, die die Entführung durchgeführt haben sollen, wie aus der israelischen Untersuchung hervorgeht. Er behauptete weiter, die Hamas Führung sei von der Absicht der Entführer nicht informiert worden und habe erst nach später herausgefunden, dass es sich bei den Entführern um Hamas Militanten handelte (Hamas.info, 23. August 2014).

Das Profil von el-Aruri

6.     Saleh al-Aruri, Jahrgang 1966, wurde im Dorf Arura (im Raum Ramallah) geboren. Er ist Mitglied des Hamas Politbüros und Gefangenenbeauftragter. In den 90er Jahren gehörte er zu den Gründern des militärisch-terroristischen Flügels der Hamas in Judäa und Samarien. Er wurde 1992 von Israel festgenommen und wegen Zugehörigkeit zu einer Terror Organisation zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Setidem saß er mehrere Haftstrafen ab. Am 30. März 2010 wurde er aus der Haft entlassen, nachdem er nach 18jähriger Haft eine Erklärung unterschrieben hatte – er wurde aus Israel ausgewiesen. Er ließ sich zuerst in Jordanien nieder und reiste später von dort aus nach Syrien. In Syrien wurde er in das Hamas Politbüro befördert und zum Gefangenenbeauftragter ernannt. Er war Mitglied der Verhandlungsdelegation, die den Gilad Gefangenenaustausch verhandelte.

7.     Saleh al-Aruri ließ sich vor kurzem in der Türkei nieder , die der Hamas politische, propagandatechnische und wirtschaftliche Unterstützung gewährt. In der Türkei genießt al-Aruri uneingeschränkte Bewegungsfreiheit die er benützt, um die militärisch-terroristische Infrastruktur der Hamas in Judäa und Samarien zu leiten (Shabak.gov.il, 19. August 2014). Als Teil der antiisraelischen Hetzkampagne der Hamas gegen Israel ruft al-Aruri die Bewohner von Judäa und Samarien immer wieder dazu auf, Terroranschläge gegen Israel zu begehen und eine dritte Intifada auszulösen.

 

Saleh al-Aruri leitet militärisch-terroristische Netzwerke in Judäa und Samarien

8.     Nachdem Saleh al-Arur aus israelischer Haft entlassen und nach Syrien gezogen war, nahm er seine Terror Aktivitäten wieder auf. Mit seiner Ankunft in Syrien wurde er in das Politbüro der Hamas bestellt und zum Gefangenenbeauftragten ernannt. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung des Gilad Shalit Gefangenenaustauschs beteiligt. Als Verantwortlicher für den Raum Judäa und Samarien in der Auslandsabteilung des Hauptquartier der Hamas, setzte er gleichzeitig seine Anstrengung fort, in Judäa und Samarien eine militärisch-terroristische Infrastruktur aufzubauen, zu finanzieren und zu stärken. In den letzten beiden Jahren wurde sein Name im Zusammenhang mit der Leitung der Hamas Terror Netzwerke in Judäa und Samarien immer wieder genannt. Im folgenden einige Beispiele.

Die Leitung eines militärisch-terroristischen Netzwerks, das Terrorangriffe in Israel plant

9.     Zwischen Mai und August 2014 nahmen israelische Sicherheitskräfte in Judaä, Samarien und Jerusalem mehrere Dutzend Hamas Militanten fest, die verdächtigt wurden, am Aufbau eines militärisch-terroristischen Netzwerks beteiligt zu sein, das in Israel Terroranschläge durchführen sollte. Nach Angaben des israelischen Inlandsnachrichtendienstes warb die vom Hamas Hauptquartier in der Türkei aus betriebene Infrastruktur Militanten an, führte Waffenkäufe durch und plante eventuell sogar den Umsturz der Palästinensischen Autonomiebehörde. Mit Entdeckung des Netzwerks, wurden auch große Mengen Waffen und Munition und sehr hohe Summen Bargeld entdeckt. Das Netzwerk stand unter der Leitung von Ryyad Nasser aus Deir Qaddis (im Raum Ramallah), der in israelischer Haft gewesen war (Shabak.gov.il, 19. August 2014).

10.   Die Untersuchung des israelischen Inlandsnachrichtendienstes ergab, dass Riyad Nasser von Saleh al-Aruri angeworben worden war, der aus Israel ausgewiesen und in die Türkei gezogen war. Vor seiner Ausweisung hatte er Riyad Nasser damit beauftragt, in Judaä und Samarien ein umfassendes Hamas Netzwerk aufzubauen, um die Stabilitär vor Ort zu untergraben und eine dritte Intifada auszulösen. Zu diesem Zweck hatte er mehrere lokale Ortgruppen gegründet, die Riyad Nasser direkt unterstanden. In den Städten Nablus, Bethlehem, dem Raum Yatir, Jerusalem und Tulkarm waren Ortgruppen gegründet worden. Er warb auch Chemietechniker und Bauingenieure an. Nach Angaben des Inlandsnachrichtendienstes sollte eines der Netzwerke die Palästinensische Autonomiebehörde stürzen, – dieser Plan befand sich offensichtlich noch in den Anfangsstadien (Shabak.gov.il, 19. August 2014).

Links: Eines der Waffenverstecke. Rechts: ein Teil der Waffen, die die Terrorgruppe vorbereitet hatte (Shabak.gov.il, 18. August 2014)
Links: Eines der Waffenverstecke. Rechts: ein Teil der Waffen, die die Terrorgruppe vorbereitet hatte (Shabak.gov.il, 18. August 2014)

11.   Saleh al-Aruri leugnete jede direkte Beteiligung an einem Terror Netzwerk. In Reaktion auf die Festnahe von 94 Palästinensern, die unter dem Verdacht stehen, Mitglieder dieses Hamas Netzwerks zu sein, behauptete er, diese Information sei „falsch“ und sollte die „Fehlschläge des israelischen Geheimdienstes vergessen lassen.“ Er behauptete, „die Waffe des Widerstands“ (sprich: des Terrors) wende sich einzig und alein gegen Israel und die Verhafteten seien „Widerstandskämpfer“. Er behauptete weiter, es gäbe in Judäa und Samarien kein Netzwerk mit 94 Militanten, da die Hamas Trupps unabhängig voneinander und nur in kleinen Gruppen arbeiten (Al-Aqsa TV, 19. August 2014).

Finanzierung der Terrorangriffe

12.  Anfang 2013 waren zwei Hamas Militanten festgenommen worden. Sie hatten versucht, über die Allenby Brücke Gelder nach Judäa und Samarien einzuschmuggeln. Sie hatten jeweils, in Zigarettenschachteln versteckt, € 10,000 und $ 900 bei sich. Während ihres Verhörs gestanden sie, dass sie von Saleh al-Aruri weitere Bargeldsummen erhalten sollten (Shabak.gov.il, April 2014). Diese Gelder sollten die Terroraktivitäten der Hamas in Judäa und Samarien finanzieren.

Wiederaufbau der terroristisch-militärischen Kommandozentrale der Hamas in Judäa und Samarien

13.   Ende 2013 erschienen in israelischen Medien Meldungen darüber, dass die Hamas ihr militärisch-terroristisches Hauptquartier in Judäa und Samarien wiederaufgebaut habe. Es soll von einer Gruppe von Terror Militanten angeführt werden, die in Israel wegen des Mordes an Israelis lange Haftstrafe verbüßten. Sie wurden im Rahmen des Gilad Shalit Gefangenenaustauschs freigelassen und in den Gazastreifen ausgewiesen. Diese aufgetauschen Häftlingen standen unter der Leitung von Saleh al-Aruri. Er wird von einer Gruppe von Militanten aus dem Gazastreifen unterstützt, die regelmäßig Anweisungen und hohe Bargeldsummen für die Trupps in Judäa und Samarien übermitteln (Amos Harel in Haaretz, 20. Dezember 2013).

Propagandatätigkeit von Saleh al-Aruri

14.   Am 5. Mai 2014 wurde in Istanbul eine Kundgebung zur Unterstützung der hungerstreikenden Verwaltungshäftlinge in Israel organisiert. Als Hamas Vertreter nahmen u. a. Husam Badran, ein außenpolitischer Sprecher der Hamas und Saleh al-Aruri an dieser Kundgebung teil (Al-Aqsa TV, 10. Mai 2014).

15.   In einem Interview mit Al-Quds Al-Arabi behauptete er, er erwarte in Judäa und Samarien den Ausbruch einer bewaffneten Intifada gegen Israel. Er behauptete weiter, der „Widerstand“ in Judäa und Samarien gewinne ständig an Einfluss, was mit der Zeit zu einer umfassenden Konfrontation mit Israel führen werde. Er drückte auch die Hoffnung aus, dass der „Widerstand“ in Judaä und Samarien die Möglichkeit haben wird, sich Raketen zu besorgen. Auf die Frage, ob er diese Möglichkeit sähe, antwortete er, die Raketen könnten im Gazastreifen hergestellt werden, der einer Blockade unterliegt und dass es auch in Judäa und Samrien möglich sein wird, die Schwierigkeiten zu überwinden und Raketen herzustellen. Er erklärte auch, in einem neuen Krieg mit Israel werde es „Überraschungen“ geben und jede zukünftige Konfrontationsrunde werde sich anders als die vorherige gestalten, da die Hamas ihre Kapazitäten ständig weiterentwickelt (Alquds.co.uk, 4. Mai 2014).

16.   Am 6. Mai 2014 wurde Saleh al-Aruri während der Beerdigung von Israel an die Palästinenser übergebenen Überreste der Hamas Militanten Adel und Imad Awadallah[1] von aus Istanbul interviewt. Er würdigte die Awadallah Brüder und unterstrich das Konzept des „Widerstands“ (sprich: Terror) gegen Israel (Al-Aqsa TV, 6. Mai 2014). Er behauptete, dieser Tag (der Beerdigung) sei ein bedeutender Tag in der Geschichte des Jihad und des Kampfes in Judäa und Samarien; er bestand darauf, dass die „Option des Widerstands“ nicht vom Tisch sei: diese Option lebt wegen des von außen ausgeübten Drucks, in Schläferzellen und im Untergrund weiter, ,,der „Widerstand“ könne jedoch bei der ersten Gelegenheit wiederaufleben. Er führte aus, die Palästinenser selbst hätten nicht die Möglichkeit, sich von der (sogenannten) „Besatzung“ zu befreien – außer durch den Jihad, der Opfer erfordert. Er behauptete auch, die Palästinenser befänden sich am Scheideweg, da ihre Versuche, ihre Rechte durch Verhandlungen, bei UN Einrichtungen und in internationalen Organisation einzuklagen, sich in einer Sachgasse befänden (Al-Aqsa TV, 30. April 2014).

17.   Während eines Interviews Ende 2013 erklärte Saleh al-Aruri, auf die Frage zur Situation der Hamas in Judäa und Samarien, der „Widerstand“ stelle den Daseinszweck der Hamas dar. Er behauptete, die Hamas im Gazastreifen sich ständig in der einen oder anderen Situation befände: nämlich entweder in der Vorbereitung eines Kampfes gegen Israel oder mitten in einem Kampf gegen Israel – dies seien die beiden einzigen Tätigkeiten, die die Hamas verfolgt. Er fügte hinzu, in Judäa und Samarien hätten sich zwei Kräfte zu einem Kampf gegen die Hamas vereint, die Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde und Israel. Die Hamas unternehme große Anstrengungen, um den „Widerstand“ wiederaufzunehmen, – die Palästinensische Autonomiebehörde stelle jedoch eine Hürde dar (Al-Intilaqa, 16. Dezember 2013).

[1]  Die Awadallah Brüder gehörten zu dem Gründungsmitgliedern des militärisch-terroristischen Flügels der Hamas in Judäa und Samarien. Sie wurden am 10. September 1998 in einem Feuerwechsel mit IDF Kräften in der Nähe von Tarkumia (Raum Hebron) getötet. Entsprechend eines Urteils des israelischen Obersten Gerichtshof wurden ihre Überreste am 29. April 2014 den Palästinensern übergeben. Am 30. April 2014 veranstaltete die Hamas ihnen ein Massenbegräbnis, das sich in eine Demonstration der Stärke der Hamas in Judäa und Samarien verwandelte. Diese Veranstaltung war durch das Abkommen zwischen der Hamas und der Fatah über eine Einheitsregierung möglich gemacht worden.