Befehlshaber einer islamisch-dschihadistische Organisation in Syrien, ruft die Muslime in der Ukraine und auf der Krim auf, den “heiligen Krieg” gegen Russland zu eröffnen.


Links: Der "tschetschenische Saladin", Befehlshaber der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" Rechts: Abd al-Karim Krimsky, ein aus der Krim stammender tatarischer Aktivist, der als stellvertretende Befehlshaber der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" fungiert (YouTube Video, 13. Mai 2014)
Links: Der "tschetschenische Saladin", Befehlshaber der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer"Rechts:Abd al-Karim Krimsky, ein aus der Krim stammender tatarischer Aktivist, der als stellvertretende Befehlshaber der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" fungiert (YouTube Video, 13. Mai 2014)

Allgemeines

1.  In einer Videobotschaft in russischer Sprache, die am 13. Mai 2014 auf der russischen Website "Akhbar Sham" von der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" veröffentlicht wurde, sind der "tschetschenische Saladin", Befehlshaber der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer", sowie sein Stellvertreter, Abd al-Karim Krimsky, zu sehen. Im letzten Abschnitt der Botschaft, in der die beiden die Kämpfe ihrer Anhänger in Syrien beschreiben, wendet sich Abd al-Karim Krimsky direkt an die Muslime auf der Halbinsel Krim und in der Ukraine und ruft sie auf, den "heiligen Krieg" (Dschihad) gegen die russische Regierung zu eröffnen, so wie ihre Nachbarn im Kaukasus.[1] Ihm zufolge ist die Begründung durch das demütigende Verhalten seitens der Russen gegen sie gegeben. Des Weiteren ruft er all diejenigen auf, die nicht in der Ukraine kämpfen können, nach Syrien zu reisen, um sich dort an den Kämpfen zu beteiligen (s. Anhang).

2.  Abd al-Karim Krimskyist ein Tatare aus der Krim. Sowohl er, als auch weitere Ukrainer, haben sich der militärischen Organisation namens "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" angeschlossen. Er selbst ist zur leitenden Position aufgestiegen und fungiert heute als Stellvertreter des Befehlshabers der Organisation, deren Spitzname als "tschetschenische Saladin" angegeben wird.[2] Diese Organisation besteht u. a. aus einem "harten Kern" von tschetschenischenund kaukasischen Kämpfern, die sich als Teil einer Organisation betrachten, die mit der al-Qaida assoziiert und als "Kaukasus-Emirat" bezeichnet wird.

3.   In seiner Videobotschaft verband Krimsky den Dschihad, den er und seine Männer in Syrien ausführen, mit den jüngsten Ereignissen in der Ukraine, die zum Anschluss der Krim an Russland führten. Er sagte, er selbst sei zwar in Syrien und nicht auf der Krim, aber der Dschihad kann überall ausgeführt werden und daher sollten auch die ukrainischen Muslime versuchen, diesen "heiligen Krieg" zu führen. ("Es reicht der Anfang des Dschihad, und Allah führt dann zum Erfolg.") Wir sind der Meinung, dass dieser Aufruf Abd al-Karim Krimskys zum Dschihad in der Ukraine und auf der Krim zum Ziel hat,die lokale tatarische Bevölkerung in der Ukraine zur Subversion und zum Terrorismus gegen Russland zu stimulieren. Sein Aufruf verdeutlicht die möglichen Risiken, die den Heimatländern (darunter Russland) von Seiten der ausländischen Aktivisten lauern, die in Syrien kämpfen. Diese Aktivisten erwerben in Syrien militärische Erfahrung und nehmen die Werte des radikalen Dschihad auf, die sie nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer zunutzen machen können. In manchen Fällen tun sie das bereits während ihres Aufenthalts in Syrien.


Abd al-Karim Krimsky (http://eaworldview.com, 3. März 2014)
Abd al-Karim Krimsky (http://eaworldview.com,3. März 2014)

"Armee der Einwanderer und der Unterstützer"

4.   "Armee der Einwanderer und der Unterstützer"(Jaysh al-Muhajireen wal-Ansar)ist eine islamisch-dschihadistische Militärorganisation, deren "harter Kern" austschetschenischen und kaukasischen Kämpfern besteht. Diese Organisation wird mit der al-Nusra Front (Dschabhat an-Nusra li Ahl asch-Scham: "Unterstützungsfront für das syrische Volk")assoziiert, der al-Qaida Zweigstelle in Syrien. Einschätzungen zufolge befinden sich heutzutage in Syrien etwa 200 bis 250 aktive Tschetschenen, die an den Kämpfen gegen das Assad-Regime teilnehmen (ihre Anzahl ist möglicherweise inzwischen gestiegen). Unter diesen Aktivisten befinden sich auch solche, die am Aufstand gegen Russland in den 1990er Jahren teilgenommen haben. Sie sind hoch motiviert und verfügen über reichliche Kampferfahrungen. Einige der tschetschenischen Kämpfer, die sich der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" anschlossen, erreichten hohe Führungspositionen. Manche Anführer wurden sogar während der Kämpfe getötet.

5.   Anders als die meisten ausländischen Freiwilligen, die zwischen den verschiedenen militärischen Einrichtungen verstreut sind, dienen die meisten tschetschenischen Aktivisten als Teil einer organischen Einheit. Gründung dieser Einheit begann im März 2012 mit der Ankunft erste tschetschenische Aktivisten. Zu Beginn wurde sie "Brigade der Einwanderer" genannt (Katibat al-Muhajireen[3]), die eng mit der al-Nusra Front verbunden war, die wiederum mit der al-Qaida assoziiert ist. In ihr dienten u. a. Kämpfer aus Libyen, Tadschikistan, der Türkei, Jordanien, Saudi-Arabien sowie Freiwillige aus dem Westen. Im weiteren Verlauf erweiterte sich diese Einheit. Sie wurde zunächst in "Brigaden der Einwanderer" (Katbat al-Muhajireen) und später in "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" umbenannt.[4] An der Spitze dieser militärischen Organisation in deren verschiedenen Formen stand ein hochrangiger tschetschenischer Aktivist, genannt "der tschetschenische Omar". Anfang 2014 trat er in die Reihen des "Islamischen Staates im Irak und der Levante" (ISIS) über.[5] Seit seinem Übertritt wird die "Armee" von einem tschetschenischen Aktivisten geleitet, deren Spitzname als "tschetschenische Saladin" angegeben wird. Das ist derselbe Aktivist, der mit Abd al-Karim Krimsky in der Videobotschaft zu sehen ist).

Anhang
Auszüge aus der Videobotschaft (frei übersetzt)[6]
Die Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim

6.   Abd al-Karim Krimskysagt, dass die Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim auch diejenigen beunruhigen, die sich gegenwärtig in Syrien aufhalten. Ihm zufolge irren sich alle Muslime die der Meinung sind, [die Russen] würden sie in Ruhe lassen und ihnen ein religiöses Leben nach den Regeln des Islams ermöglichen. Denn [die Russen] würden sie verfolgen, bis sie ihren Glauben aufgeben werden. Daher wendet sich Krimsky an jene Muslime und warnt sie, den Versprechungen vom guten Leben, das angeblich auf sie wartet, keinen Glauben zu schenken.

7.   Ihm zufolge weiß jeder, dass ein Muslime, der gemäß dem Hadith (Bericht bzw. Überlieferung der Aussprüche und Handlungen des Propheten Mohammed) in den Dschihad Krieg zieht, absolut alles hinter sich lässt: "Flieht vor dem, der dich verfolgt, und gehe in Richtung desjenigen, der vor dir flieht." Deshalb wendet sich Krimsky an die Brüder [die Muslime in der Ukraine] und schlägt ihnen vor, alle Reste des Weltlichen von sich zu weisen und sich der Gebote des Islams und ihrer Vergangenheit zu besinnen. Seiner Meinung nach wissen sie heute bereits, dass man keine besonderen Bedingungen benötigt, um den Dschihad zu führen. "Es reicht der Anfang des Dschihad, und Allah führt dann zum Erfolg."

8.   Krimsky ist der Ansicht, dass die Muslime in der Ukraine gedemütigt würden, während sie in Syrien stolz mitkämpften. Seiner Meinung nach müssten alle tatkräftigen Muslimen in der Ukraine versuchen, dort den Dschihad auszuführen. Diejenigen, die es [in der Ukraine] nicht tun können, sollten nach Syrien ziehen.

9.   Darüber hinaus warnt er diejenigen, die mit der Unterstützung internationaler Organisationen rechnen, sich keinerlei Hoffnung zu machen. Grund dafür ist, dass sich diese Organisationen nur mit Politik befassen. Seinen Worten zufolge gab es auch in Syrien Menschen, die sich von Verhandlungen mittels internationaler Organisationen einen Erfolg erhofften. Sie sind aber mittlerweile zu Besinnung gekommen und wissen, dass sie sich geirrt haben. Unter den in Russland vorherrschenden Umständen ist die [Ausführung des Dschihad] der einzig verbleibende Weg. Abschließend äußerte er die Hoffnung, dass mit gemeinsamen Kräften und durch die Hilfe Allahs das Problem auf der Krim [mittels des Dschihad] gelöst wird.

Die Kämpfe in Syrien

10.   Der "tschetschenische Saladin"beschreibt die Kämpfe im Stadtteil Aliramoun von Aleppo. Er huldigt den Leistungen der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" bei den Kämpfen, die, seinen Angaben zufolge, zwei Jahre andauerten. Er gibt an, dass die "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" heutzutage aus vier Militäreinheiten besteht. Drei von ihnen befinden sich in der Kampfzone, während die Vierte eine geheime Reserveeinheit ist. Er sagte, es seien hochqualitative Berufssoldaten mit militärischer Erfahrung.

11.   Er lobte auch den religiösen Glauben der Aktivisten [der "Armee Einwanderer und Unterstützer"]. Laut seinen Angaben beteiligen sich an der militärischen Ausbildung auch Kinder ab dem Alter von 13 Jahren. Sie studieren religiöse Fächer und unterziehen sich anschließend militärischen Übungen. Gegenwärtig handelt es sich um etwa 300 Kinder, die eine solche Ausbildung erhalten. In der Schule wird bereits eine Reserveschicht von 50 jüngeren Kindern bereitgestellt. Diese werden in Zukunft islamische Inhalte erlernen und somit die nächste Generation erstellen.

12.   Nach Angaben des "tschetschenischen Saladin" sind die meisten Aktivisten der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer" nicht am Krieg zwischen den verschiedenen Dschihad Gruppen (al-Nusra Front und die Organisation des "Islamischen Staates im Irak und der Levante") beteiligt, sondern konzentrieren sich auf den Kampf gegen den Feind, nämlich das syrische Regime.

Abd al-Karim Krismki, der stellvertretende Befehlshaber der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer", spricht über die Kampagne in Syrien (YouTube, Akhbar Sham 13. Mai 2014)
Abd al-Karim Krismki, der stellvertretende Befehlshaber der "Armee der Einwanderer und der Unterstützer", spricht über die Kampagne in Syrien(YouTube,Akhbar Sham13. Mai 2014)

[1]    Die Bevölkerung der Ukraine zählt etwa 44 Millionen Menschen. Etwa 1% -2% der Bevölkerung sind Muslime, darunter 69.000 Tataren. Die Tataren auf der Krim unterscheiden sich grundlegend von den Tartaren anderer Länder.
[2]    Der syrische Botschafter in der Ukraine hat seinerzeit erwähnt, dass in den syrischen Kämpfen auch Tataren aus der Ukraine beteiligt sind. Mustafa Djemiljew, Anführer der Tataren in der Ukraine, bestätigte, dass Tataren auf freiwilliger Basis an den Kämpfen in Syrien teilnehmen. Seinen Worten zufolge, wurde einer von ihnen getötet (5. TV-Kanal der Ukraine, 15. September 2013).
[3]    Im Islam bezieht sich der Begriff al-Muhajireen auf dieMuslime, die mit dem Propheten Mohammed von Mekka nach Medina einwanderten und sich unter der Handvoll seiner ersten Anhänger befanden.
[4]    Im Islam bezieht sich der Begriff al-Ansar auf die Anhänger des Propheten Mohammed aus der Stadt Medina, in der er zusammen mit den "Eingewanderten" (al-Muhajireen) ankam. Die übliche englische Übersetzung lautet "Army of Emigrants and Supporters".
[5]    Für weitere Informationen, s. die Untersuchung des Zentrums für Geheimdienst- und Terrorforschung vom 10. April 2014: "Das Phänomen der ausländischen Freiwilligen aus verschiedenen Ländern und Regionen Asiens, die gegen das syrische Assad Regime kämpfen". Die meisten von ihnen stehen im Dienste von Organisationen, die mit der al-Qaida und dem globalen Dschihad assoziiert sind. Dort: im Abschnitt "Tschetschenien und der Kaukasus".
[6] Die Übersetzung basiert auf einem Videoband in russischer Sprache, das am 13. Mai 2014 auf YouTube hochgeladen wurde. Zudem haben wir uns der englischen Übersetzung auf der Website "Tschetschenen in Syrien" (http://www.chechensinsyria.com/) beholfen.