Hoher Kommandeur der Iranischen Revolutionsgarde, Brigadegeneral Hossein Hamedani, bei Aleppo in Nordsyrien getötet Von Dr. Raz Zimmt

Hossein Hamedani klärt Kommandeure über die Lage in Syrien auf (Tasnim News, 9. Oktober 2015)

Hossein Hamedani klärt Kommandeure über die Lage in Syrien auf (Tasnim News, 9. Oktober 2015)

Rechts: Mohammed Ali Allahdadi, ein hoher Offizier der Iranischen Revolutionsgarde, der bei dem Angriff am 18. Januar 2015 im nördlichen Teil der Golanhöhen ums Leben kam; links: das Emblem der iranischen Revolutionsgarde (Website der Stadt Jebchit, 19. Januar 2015)

Rechts: Mohammed Ali Allahdadi, ein hoher Offizier der Iranischen Revolutionsgarde, der bei dem Angriff am 18. Januar 2015 im nördlichen Teil der Golanhöhen ums Leben kam; links: das Emblem der iranischen Revolutionsgarde (Website der Stadt Jebchit, 19. Januar 2015)

Brigadegeneral Hossein Hamedani, der hohe iranische Offizier, der in Syrien ums Leben kam

Brigadegeneral Hossein Hamedani, der hohe iranische Offizier, der in Syrien ums Leben kam

Hossein Hamedani (links) im Gespräch mit Ali Chamenai (rechts), in der Mitte Qassem Soleimani (Fares, 10. Oktober 2015)

Hossein Hamedani (links) im Gespräch mit Ali Chamenai (rechts), in der Mitte Qassem Soleimani (Fares, 10. Oktober 2015)


Allgemeines

1.     Am 8. Oktober starb Brigadegeneral Hossein Hamedani (Abu Wahab), ein hoher Kommandeur der iranischen Revolutionsgarde, auf Beratungsmission in Syrien. Zu den genauen Umständen seines Todes kursieren widersprüchliche Versionen. Der Sekretär des „Obersten Rates für Nationale Sicherheit“, Ali Schamchani, sagte, Hamedani sei bei einem Verkehrsunfall auf einer Erkundungsfahrt ums Leben gekommen (Fararu, 10. Oktober 2015). In einer offiziellen Erklärung der Revolutionsgarde hieß es hingegen, Hamedani sei bei seiner Tätigkeit in einem Vorort von Aleppo vom IS getötet worden. Ali Thabet, ein Vertrauter Hamedanis sagte wiederum, das Fahrzeug, in dem Hamedani unterwegs gewesen sei, sei in einen Hinterhalt des IS geraten und in Flammen aufgegangen. Dabei sei Hamedani schwer verletzt worden und später im Krankenhaus verstorben (Tabnak, 11. Oktober 2015). Die feierliche Beisetzungszeremonie fand am 11. Oktober 2015 in Teheran statt. Danach wurde er in seinem Heimatort Hamedan begraben.

2.     Nach dem Tod Hamedanis veröffentlichte die Spitze des iranischen Regimes, darunter der Oberste Führer, Ali Chamenai, und der iranische Präsident, Hassan Rohani, eine Trauerbotschaft, in dem das Schaffen Hamedanis und sein langjähriger Dienst an seinem Land gewürdigt wird. Der Kommandeur der Revolutionsgarde, Mohammed Ali Dschafari, bezeichnete Hamedani als „eine der Grundpfeiler der Widerstandsfront gegen Amerika und das zionistische Regime“ (Fares, 9. Oktober 2015). Der Sekretär des Obersten Rates für Nationale Sicherheit, Ali Schamchani, der Verteidigungsminister, Hossein Dehghan, der Vorsitzende der Madschlis (iranisches Parlament), Ali Laridschani, und der iranische Außenminister, Mohammed Dschawad Sarif, veröffentlichten weitere Trauerbotschaften.

3.      Der Tod von Hossein Hamedani ist unseres Erachtens ein schwerer Schlag für die Kampfmoral des Iran. Praktisch dürfte sich sein Tod jedoch kaum auf die iranische Strategie in Syrien oder auf die Art der iranischen Hilfe für das syrische Regime auswirken.

 

Weitere iranische Offiziere, die in Syrien ums Leben kamen

4.     Es ist nicht das erste Mal, dass hohe iranische Offiziere in Syrien ums Leben kommen. In den letzten Jahren starben dort mehrere hohe iranische Offiziere, wobei ihr Tod jeweils Israel angelastet wurde. So kam beispielsweise am 18. Januar 2015 Mohammed Ali Allahdadi bei einem Luftangriff auf dem nördlichen Teil der Golanhöhen ums Leben (ein Angriff, der von nicht-israelischen Medien Israel angelastet wurde). Der Angriff richtete sich gegen eine Fahrzeugkolonne von Hisbollah-Aktivisten, die im erwähnten Raum unterwegs war. Unter den Getöteten befand sich auch der Hisbollah-Aktivist Dschihad Mournieh, der Sohn von Emad Mournieh, der das Hisbollah-Dispositiv auf dem nördlichen Teil der Golanhöhen anführte. Zwei Jahre zuvor starb in Syrien ein weiterer hochrangiger iranischer Militär, General Hassan Shateri. Auch für seinen Tod machte der Iran Israel verantwortlich.

Die Person Hossein Hamedani

5.     Hossein Hamedani alias Abu Wahab (benannt nach seinem Sohn) wurde 1955 geboren. Er gehörte zu den Gründern der Revolutionsgarde nach der Iranischen Revolution 1979. Kurze Zeit nach der Revolution wurde er (ähnlich wie Qassem Soleimani, dem heutigen Kommandeur der Kuds-Einheit) in den Nordwesten des Landes geschickt, um die dort ansässigen kurdischen Separatisten zu bekämpfen. Im Iran-Irak-Krieg nahm Hamedani verschiedene Führungsrollen in der Revolutionsgarde an verschiedenen Frontabschnitten im Westiran wahr.

6.     Nach dem Iran-Irak-Krieg diente Hamedani in verschiedenen Funktionen in der Revolutionsgarde: als Stabschef der Bodentruppen der Revolutionsgarde, als stellvertretender Kommandeur der Bassidsch-Einheit (paramilitärische Miliz) der Revolutionsgarde, als hochrangiger Berater des Kommandeurs der Revolutionsgarde und als Kommandeur der Revolutionsgarde in der Provinz Teheran (Division Mohammed Rassul Allah). In der Funktion als Kommandeur der Revolutionsgarde der Provinz Teheran war Hamedani auch für die Niederschlagung der Unruhen nach den Präsidentschaftswahlen vom Sommer 2009 verantwortlich. Wegen seiner Beteiligung an der brutalen Verfolgung der Demonstranten wurde Hamedani 2011 von der Europäischen Union auf eine Liste iranischer Führungspersönlichkeiten gesetzt, gegen die Sanktionen wegen Menschenrechtsverletzungen im Iran verhängt wurden.

Hossein Hamedani als hochrangiger Berater des syrischen Regimes

7.     In den letzten Jahren diente Hamedani als hochrangiger Berater der iranischen Revolutionsgarde in Syrien. Seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien (2011) führt die Quds-Einheit der Revolutionsgarde die iranischen Anstrengungen in Syrien an, die den Zusammenbruch des syrischen Regimes durch Unterstützung, Anleitung, Entsendung von Experten, enge Zusammenarbeit mit der syrischen Armee und anderen syrischen Sicherheitskräften sowie durch den Einsatz von Stellvertreterorganisationen bei den Kämpfen (Hisbollah-Kämpfer und ausländische schiitische Kämpfer) verhindern sollen. Neben der Unterstützung des syrischen Regimes betätigt sich der Iran auch am Aufbau einer Terrorinfrastruktur auf den Golanhöhen gegenüber der israelischen Front durch lokale Terrorinitiativen unter Ausnutzung des Machtvakuums, das der Kontrollverlust des syrischen Regimes hinterlassen hat (Abordnungen von Hisbollah-Einheiten, lokale drusische Zellen und Aktivisten des Islamischen Dschihad Palästina).

8.     Das iranische Parlamentsmitglied Esmail Kowsari sagte zum Tod von Hossein Hamedani, dieser habe eine zentrale Rolle beim Aufbau der „Volkskräfte“ gespielt, die an der Seite des syrischen Armee operierten, und er habe wesentlich dazu beigetragen, dass Damaskus nicht den Rebellen in die Hände gefallen sei. Kowsari meinte, Hamedani habe bei der Koordination der Anstrengungen der syrischen Armee und der freiwilligen Hilfskräfte beim Kampf gegen den IS geholfen und der „Sieg“ Syriens gegen die „Terroristen“ seien vor allem seinen Plänen zu verdanken. Kowsari zufolge schloss Hamedani seine Mission in Syrien vor einem Jahr ab und kehrte in den Iran zurück, doch aufgrund seiner detaillierten Kenntnisse der Kampfgebiete in Syrien reiste er erneut für ein paar Tage nach Syrien (Tasnim News, 9. Oktober 2015).

Äußerungen Hamedanis zur syrischen Frage

9.     In seiner Funktion als hochrangiger Berater in Syrien nahm Hamedani in den letzten Jahren bei mehreren Gelegenheiten Stellung zu den Kämpfen in Syrien und zum wachsenden Engagement des Iran für das syrische Regime. So erklärte er beispielsweise im Mai 2014 in einer seltenen Äußerung, der Iran habe „eine zweite Hisbollah“ in Syrien gebildet, und „Kulturzentren“ der Basidsch (die besagte paramilitärische iranische Organisation) seien in 14 Provinzen in ganz Syrien aktiv. Anlässlich einer Konferenz in der Stadt Hamedan sagte Hamedani, der Iran teile mit dem syrischen Regime das Wissen, dass er im Verlaufe des Iran-Irak-Krieges erworben habe, und wenn die syrische Armee iranische Kriegsveteranen in ihren Reihen gehabt hätte, hätte es bei der Bekämpfung der Rebellen keine Probleme gegeben. Er fügte hinzu, dass einige Gruppen zur Unterstützung des syrischen Regimes im Iran rekrutiert worden seien, damit das syrische Regime und das syrische Volk sich der iranischen Unterstützung bewusst würden. Er führte aus, dass Syrien den Iran im Krieg gegen den Irak stark unterstützt habe, und nun kämpfe der Iran in Syrien für die nationalen Interessen Syriens (Fares; Tasnim News, 4. Mai 2014).

10.   In einer weiteren Rede im Juni 2015 an einem Lehrerkongress von Basidsch-Mitgliedern in der Provinz Hamedan sagte Hossein Hamedani, Syrien bedeute für den Iran „strategische Tiefe“. Syrien sei zum Schauplatz des Kampfes zwischen ihren Feinden (USA, Europa und arabische Staaten) und ihren Freunden (Iran, Russland und China) geworden. Das Ziel des Feindeslagers sei es, den Einfluss des Iran in der Region zu reduzieren sowie die Hisbollah zu schwächen und sie von einer militärischen in eine politische Organisation zu verwandeln, all das, um Israel zu schützen, bemerkte Hamedani (Tasnim News, 22. Juni 2015).